Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
erwachsene Frau zusehen sollte, diesen Abend in der Duchin Lounge so schnell wie möglich aus ihrem Gedächtnis zu streichen, aber wie sollte sie das anstellen, wenn Rob ihr ständig vor der Nase herumlief?
Kate streifte die Handschuhe über. In den letzten zwei Wochen war sie nicht in Robs Nähe gekommen, hatte ihn aber einige Male den Parkplatz überqueren oder in diesem lächerlichen Hummer durch die Stadt fahren sehen. Erst an diesem Morgen hatte sie ihn wieder von Angesicht zu Angesicht gesehen, als er in den Laden gekommen war, um sich einen Müsliriegel zu kaufen, und noch einen Kaffe getrunken hatte.
Während sie die Zeitschriften einsortiert und Tom Jones gelauscht hatte, wie er sich durch »Black Betty« stöhnte, als bekäme er einen geblasen, hatte Rob mit ein paar Männern aus dem Ort geplaudert. Sie hatten sich über den heftigen Schneesturm unterhalten, der am Vorabend über die Gegend gezogen war, und sie selbst hatte an nichts anderes als den katastrophalen Abend in Sun Valley denken können. Während die Männer darüber debattiert hatten, ob der Neuschnee in Inches oder in Fuß gemessen werden sollte, hatte sie sich gefragt, ob sich Rob Sutter tatsächlich nicht mehr an die Details erinnern konnte – ob er ein haltloser Trinker war, der dringend die Hilfe der Anonymen Alkoholiker brauchte. Diese Frage brachte sie schier um den Verstand. Wenn auch nicht genug, um ihn danach zu fragen.
Anschließend hatte sich das Gespräch der Bergziege zugewandt, die Paul Aberdeen in der letzten Jagdsaison erlegt hatte. Kate hätte Paul am liebsten gefragt, warum jemand seine
Kühltruhe mit dem Fleisch einer alten Ziege füllen sollte, wo es doch bei M & S so köstliches Rindfleisch zu kaufen gab. Doch sie hatte es sich verkniffen, weil sie die Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken wollte und wusste, dass ihr Großvater ohnehin nicht gut auf sie zu sprechen war, seit sie das »The Lead and How to Swing it«-Poster von Tom Jones abgenommen hatte, das über ihrem Bett gehangen hatte.
Tagein, tagaus mit ihrem Großvater zu leben und zu arbeiten war ein wenig gewöhnungsbedürftig. Er bestand darauf, um Punkt sechs Uhr zu Abend zu essen. Sie hingegen kochte und aß am liebsten irgendwann zwischen sieben und Schlafenszeit. Wenn um sechs Uhr das Essen nicht auf dem Tisch stand, nahm er eines seiner Fertiggerichte aus der Tiefkühltruhe und schob es in den Ofen.
Wenn er das nicht bald ließ, würde sie die Dinger demnächst verstecken, und wenn er nicht aufhörte, ihr die Außerhaus-Lieferungen aufs Auge zu drücken, würde sie ihn umbringen müssen. Bevor sie nach Gospel gekommen war, hatte Stanley den Laden zwischen drei und vier Uhr nachmittags geschlossen und sich selbst um die Lieferungen gekümmert. Doch nun schien er der Ansicht zu sein, diese Aufgabe falle ihr zu. Gestern hatte sie eine Dose Pflaumen, eine Flasche Pflaumensaft und eine Sechserpackung Toilettenpapier zu Ada Dover hinübergebracht. Sie war gezwungen gewesen, sich das Geschwafel der alten Frau anzuhören, sie sei bereits seit »vier Tagen vollkommen verstopft«. So etwas war einfach keine Unterhaltung, die man mit einem anderen Menschen führen wollte, besonders nicht mit jemandem, der wie ein altes gerupftes Huhn aussah.
Kate hatte den Verdacht, dass sie für den Rest ihres Lebens gebrandmarkt war. Sobald sie ihrem Großvater geholfen hatte, seine Depression zu überwinden und sein Leben in den Griff zu bekommen, würde sie wieder ihr eigenes Leben führen.
Eines, in dem es keine Lebensmittellieferungen zu männerhungrigen Witwen gab. Sie wusste zwar nicht, wie sie das bewerkstelligen sollte oder wie lange es noch dauern würde, aber je mehr sie sich anstrengte und ihm den einen oder anderen liebevollen Schubs gab, umso schneller hatte sie ihr Ziel erreicht.
Kate legte die Hände um den Stiel und lud eine ordentliche Ladung Schnee vom Gehsteig auf die Schaufel. Ein leises Ächzen entrang sich ihrer Kehle, als sie den Schnee ins Gebüsch katapultierte. Sie hatte noch nie einen Winter in Idaho miterlebt und nicht gewusst, dass Schnee so schwer sein konnte. Sie konnte sich noch an ein Jahr in Las Vegas erinnern, als etwa ein Zentimeter Schnee gefallen war – der natürlich innerhalb einer Stunde wieder geschmolzen war. Kein Wunder, dass mehr als tausend Menschen pro Jahr beim Schneeschaufeln einen Herzinfarkt erlitten.
Sie versenkte die Schaufel in der weißen Masse auf dem Gehsteig und schob sie vorwärts. Das Knirschen von Metall auf Beton
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