Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
durchdrang die morgendliche Luft und mischte sich mit den vereinzelten Verkehrsgeräuschen. Eine dicke Schicht Schnee türmte sich auf der Schaufel, und statt sie anzuheben, schob sie sie diesmal vor sich her ins Gebüsch neben dem Haus. Eine viel bessere Methode , dachte sie, als sie die Schaufel über den Gehsteig manövrierte. Viel besser, als sich den Rücken zu verrenken und Gefahr zu laufen, einen Herzanfall zu erleiden, der sich nicht mit einem Aspirin am Tag wieder in den Griff bekommen ließ.
Die eisige Brise hob die Enden von Kates Schal, und sie unterbrach ihre Arbeit, um ihre Mütze ein Stück weiter über die Ohren zu ziehen. Kate hatte zahllose Alltagsweisheiten und unwichtige Kleinigkeiten in ihrem Gedächtnis abgespeichert. So wusste sie beispielsweise, dass das Gehirn eines erwachsenen
Menschen etwa drei Pfund wog und das menschliche Herz gut siebentausend Liter pro Tag durch den Körper pumpte. Während ihrer Observationen hatte sie häufig die Zeit mit der Lektüre von Zeitschriften und Nachschlagewerken totgeschlagen, da diese sich jederzeit bequem beiseitelegen ließen, wenn sie sich einem Verdächtigen an die Fersen heften musste. Einiges von diesem Wissen war hängengeblieben, manches nicht. Einmal hatte sie versucht, Spanisch zu lernen, doch das Einzige, woran sie sich noch erinnern konnte, war der Satz Acabo de recibir un envío , was sich als höchst hilfreich erweisen könnte, sollte sie eines Tages jemandem auf Spanisch mitteilen wollen, sie habe soeben ein Päckchen erhalten.
Ein Vorteil, Unmengen von Trivialitäten abgespeichert zu haben, war, dass sie diese Informationen jederzeit einsetzen konnte, um das Eis zu brechen, das Thema zu wechseln oder eine Situation zu entschärfen.
Am Ende des Gehsteigs machte sie kehrt und ging zur Ladentür zurück. Diesmal schob sie den Schnee vom Straßenrand bis zum Parkplatz. Ihre Zehen in den halbhohen Lederstiefeln wurden allmählich kalt. Es war März, Herrgott noch mal! Um diese Zeit sollte es doch nicht so kalt sein.
Gerade als sie auf Robs Hummer zusteuerte, trat er aus dem Laden und kam in ihre Richtung. Er trug denselben blauen Anorak wie vor zwei Wochen, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Seine dicken Wanderschuhe hinterließen ein waffelförmiges Muster, und hinter seinen Fersen wirbelte der Schnee auf. Sie nahm an, dass er in seinen Wagen steigen und davonfahren würde.
Doch das tat er nicht.
»Wie geht’s?«, fragte er, als er vor ihr stehen blieb.
Sie richtete sich auf, die Hand fest um den Schaufelgriff geschlossen. Der Reißverschluss seines Anoraks war halb heruntergezogen,
und sie heftete ihren Blick auf das Etikett, das auf den Anhänger genäht war.
»Ganz gut.«
Er erwiderte nichts darauf, also zwang sie sich, ihren Blick über die winzige weiße Narbe, den Oberlippenbart und das kleine Kinnbärtchen wandern zu lassen. Seine grünen Augen waren fest auf sie gerichtet, während er eine schwarze Strickmütze aus seiner Anoraktasche zog. Zum ersten Mal bemerkte sie seine Wimpern, die länger als ihre eigenen waren. Solche Wimpern waren eine echte Verschwendung bei einem Mann, und ganz besonders bei einem wie ihm.
Er setzte die Mütze auf und musterte sie noch immer, als versuche er angestrengt, irgendetwas aus ihrem Gesicht zu lesen.
»Sagen Sie es mir lieber vorher, wenn Sie vorhaben, Ihren Namen in den Schnee zu pinkeln«, sagte sie, um das Schweigen zu brechen.
»Eigentlich frage ich mich gerade, ob ich Ihnen diese Schneeschaufel mit Gewalt aus der Hand nehmen muss«, meinte er. »Ich hoffe, Sie sind so nett und geben sie mir freiwillig«, fügte er durch die Wolke seines Atems, die zwischen ihnen schwebte, hinzu.
Ihre Hände schlossen sich noch ein wenig fester um den Schaufelstiel. »Warum sollte ich sie Ihnen geben?«
»Ihr Großvater ist ernsthaft sauer, weil Sie die Arbeit machen, die seiner Meinung nach ein Mann erledigen sollte.«
»Das ist aber ziemlich dumm von ihm. Ich bin nämlich durchaus in der Lage, Schnee zu schaufeln.«
Er zuckte die Achseln und schob die Hände in die Taschen seiner Cargo-Hosen. »Ich schätze, darum geht es hier nicht. Er findet, dass das Männerarbeit ist, und Sie haben ihn vor seinen Freunden bloßgestellt.«
»Wie bitte?«
»Jetzt steht er da drin im Laden und versucht, alle davon zu überzeugen, dass Sie …« Rob hielt einen Augenblick inne und legte den Kopf schief. »… ich glaube, seine genauen Worten waren, dass Sie ›normalerweise ein nettes, reizendes,
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