Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
Erfrischungen stand. Er und Stanley waren die einzigen Männer hier, deshalb würde er auf keinen Fall bleiben und sich »unters Volk« mischen, was in Gospel zwangsläufig »klatschen« hieß.
»Wie fandest du mein Gedicht?«, erkundigte sich seine Mutter und reichte ihm einen Keks, auf dessen Mitte irgendein Marmeladenklecks prangte.
»Ich fand es besser als das mit den Eichhörnchen, das du mir letzte Woche vorgelesen hast«, antwortete er, biss in den Keks und spülte ihn mit dem Champagnerpunsch hinunter, den sie ihm gereicht hatte. Es fühlte sich an, als brenne ihm die Säure ein Loch in die Magenwände. »Was ist denn das?«
»Ein bisschen Whiskey, ein Spritzer Brandy und etwas Champagner. Für den Fall, dass du zu viel getrunken hast – wir haben einige Frauen als Fahrerinnen bestimmt.«
Er hatte nicht vor, so lange zu bleiben, um eine Fahrerin zu brauchen.
»Du fandest also die Zeile über den Fujijama nicht zu schräg?«, fragte sie weiter.
Doch. »Nein. Stanley Caldwell hat dein Gedicht gut gefallen. Er hat gemeint, er habe es wunderbar gefunden. Das hat er mir selbst erzählt.«
Ihre Mundwinkel hoben sich. »Ehrlich?«
»Ja.« Wenn seine Mutter glaubte, sie könnte ihn zum Bleiben bewegen, indem sie ihn mit Champagnerpunsch abfüllte und mit Keksen vollstopfte, hatte sie sich gründlich geirrt. Sowie er dieses trockene Ding hinuntergewürgt hatte, würde er verschwinden.
»Er fand, es sei das beste von allen gewesen, die wir gehört haben.«
»Er ist ein netter Mann«, meinte sie, noch immer lächelnd. Die Krähenfüße um ihre Augen zogen sich über ihre Schläfen bis hin zum Ansatz ihres ergrauenden Haars. »Und seit Melbas Tod ist er so schrecklich einsam. Vielleicht sollte ich ihn mal zum Abendessen einladen.«
Rob warf einen Blick zu Stanley hinüber, der ein Stück hinter ihm stand und von mehreren grauhaarigen Damen umringt war. Die Deckenbeleuchtung spiegelte sich in seiner Glatze wider, als hätte er sie mit Politur eingerieben. Sein Blick huschte im Raum umher, als sei er auf der verzweifelten Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Schließlich blieb er an Kate hängen, die ein Stück neben ihm am Tisch mit den Erfrischungen stand und den Punsch hinunterkippte wie eine Alkoholikerin, die seit Wochen auf Entzug war.
»Interessierst du dich für Stanley Caldwell?«, fragte er und schob sich den restlichen Keks in den Mund.
»Rein freundschaftlich. Er ist nur sechs Jahre älter als ich.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Punsch. »Wir haben eine Menge Gemeinsamkeiten«, fügte sie hinzu.
Rob leerte seinen Becher und stellte ihn auf dem Tisch ab. »Ich muss los«, sagte er und zog seinen Anorak über, doch bevor er einen Schritt in Richtung Tür machen konnte, vertrat ihm Regina den Weg.
»Hatte deine Muter schon Gelegenheit, mit dir über Tiffer zu reden?«, wollte sie wissen.
Rob runzelte die Stirn und warf einen Blick über die Schulter, ob jemand Regina gehört hatte. »Ich bin nicht schwul.«
Einige Momente lang starrte sie ihn wortlos durch ihre dicken Brillengläser an, die ihre Augen riesengroß wirken ließen. »Bist du sicher?«
Er kreuzte die Arme vor der Brust. War er sicher? »Ja«, antwortete er. »Ganz sicher.«
Reginas Schultern sackten unter dem Gewicht ihrer Enttäuschung zusammen. »Tut mir leid, das zu hören. Du wärst ein guter Partner für Tiffer gewesen.«
Ein guter Partner für eine Drag Queen? Allmählich schien die Angelegenheit aus dem Ruder zu laufen. Er spürte Ärger in sich aufkeimen.
»Regina, weißt du, wer dieses Gerücht in Umlauf gesetzt hat?«, fragte Grace.
»Ich bin nicht sicher. Mir hat es Iona erzählt, aber ich habe keine Ahnung, woher sie es hat.« Sie drehte sich zu einer Hand voll Frauen um, die hinter ihnen standen. »Iona«, rief sie, »wo hast du das Gerücht gehört, dass Graces Junge schwul ist?«
Wie auf Kommando fuhren sämtliche Frauen, die sich um Stanley geschart hatten, herum und starrten Rob an. Er hatte das Gefühl, als wäre ein Scheinwerfer auf ihn gerichtet, und zum ersten Mal, seit ihm dieses Gerücht zu Ohren gekommen war, riss ihm der Geduldsfaden. Es kümmerte ihn nicht, wer es in Umlauf gesetzt hatte, er wollte nur, dass es aufhörte, bevor es vollends außer Kontrolle geriet. Bevor sich eine Horde Hinterwäldler auf ihn stürzen konnte, um sich etwas zu beweisen, auch wenn er durchaus mit ihnen fertigwerden würde.
»Ich habe es an dem Tag gehört, als ich mir unten im Curl Up & Dye die Haare habe machen
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