Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
kühl und gefasst, doch je länger er sie betrachtete, umso fester pressten sich ihre vollen Lippen zu einer verärgerten Linie zusammen. Ihre Arme waren noch immer vor der Brust gekreuzt, und sie hatte ihre endlos langen Beine übereinandergeschlagen und vor sich ausgestreckt. Sie
hatte schwarze Hosen und hochhackige Stiefel an – jene Art, die Frauen gewöhnlich in Begleitung einer Peitsche und eines Dressurstocks trugen. Heiliger Strohsack!
»Wenn ich jetzt alle um ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte«, verkündete Ada Dover auf dem Podium und fing Robs Blick über den Raum hinweg auf. »Ich möchte Euch recht herzlich zu diesem Monatstreffen willkommen heißen, ganz besonders unsere Gäste, die das erste Mal den Weg zu uns gefunden haben.« Stanley wand sich sichtlich, während Kate und Rob ein wenig tiefer auf ihren Stühlen zusammensanken. Leider waren jedoch beide zu groß, um gänzlich unsichtbar zu werden.
»Wie wir alle wissen, ist dies hier ein Gedichte-Abend, und einige von uns haben ihre Werke mitgebracht. Nachdem alle die Gelegenheit hatten, uns daran teilhaben zu lassen, gehen wir zum geselligen Teil des Abends über. Ich werde den Anfang machen, und als Nächste folgt Regina Cladis.«
Als Ada zu einem ellenlangen Gedicht anhob, das sie über ihren Hund Snicker verfasst hatte, zeigten sich erste Risse an Kates beherrschter Fassade. Es fing mit einem leicht genervten Wippen ihres rechten Fußes an, das sich jedoch nach einigen weiteren Minuten zu einem wütenden Treten auswuchs.
»Seine braunen Augen sind niemals matt« , läutete Ada die letzte Strophe ein.
»Er ist der einzige Hund in der Stadt,
der herkommt, wenn ich rufe ›Snicker‹
– kein Wunder, er ist ja mein Dicker.
Er hat ein herrlich braunes Fell
und zeigt mir seine Liebe mit seinem Gebell.«
Kates Fuß erstarrte, und Rob glaubte sie etwas murmeln zu hören, das wie »Großer Gott, hab Erbarmen« klang.
Stanley hob die Faust an den Mund und hustete. Rob war froh, dass seine Mutter nicht die einzige miserable Dichterin hier war.
Als Nächstes war Regina mit Versen über die Bibliothek, in der sie arbeitete, an der Reihe. Nach Regina schaltete Iona Osborne einen Kassettenrekorder an, worauf ein rhythmisches Bumm-bop-bop-Bumm den Raum erfüllte. Über die Trommelschläge hinweg rezitierte Iona ein Gedicht mit dem Titel »Wenn ich Britney Spears wäre«. Es war ein fröhliches, unbeschwertes Gedicht und nicht einmal halb so schlecht wie Adas Werk. Kates Fuß ging wieder zu einem lässigen Wippen über, ehe er zum Stillstand kam, während sie die großen Knöpfe an ihrer Jacke löste. Sie stieß mit der Schulter gegen Rob, als sie versuchte, ihre Arme aus den Ärmeln zu winden. Ihr zuzusehen war, als beobachte man jemanden beim Abstreifen einer Zwangsjacke.
Er beugte sich zu ihr hinüber. »Heben Sie Ihre Haare hoch«, flüsterte er.
Sie hielt inne und warf ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Für einen Moment sah es aus, als würde sie widersprechen und zu einer ihrer typischen »Ich kriege das sehr gut allein hin«-Erwiderungen ansetzen. Sie öffnete den Mund und klappte ihn jedoch wieder zu, ehe sie ihre Hand in den Nacken schob und ihr Haar anhob. Rob streckte die Hand nach ihrer Jacke aus und zog sie nach oben heraus, während sie sich auf ihrem Stuhl vorbeugte. Sie befreite einen Arm, richtete sich wieder auf und ließ ihr Haar los. Es fiel in weichen Wellen über ihre Schultern und streifte Robs Handrücken. Tausende seidig weiche Haare berührten seine Haut und kringelten sich um seine Finger. Würde er die Handfläche nach oben drehen, könnte er sie mit der Faust umschließen. Es war lange her, dass er das Gewicht und die Geschmeidigkeit von Frauenhaaren auf seiner Brust und seinem
Bauch gespürt hatte. Er spürte, wie sich ein unerwartetes und ungewolltes Verlangen in seinem Schoß rührte.
Sie sah ihn an und lächelte zum ersten Mal seit jenem Abend, als sie sich in Sun Valley kennen gelernt hatten.
»Danke«, sagte sie, während sie auch den zweiten Arm aus dem Ärmel befreite.
»Bitte.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Podium zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie jämmerlich sein Leben geworden war. Ihr Haar hatte seine Hand berührt. Ganz große Sache. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, als er so etwas wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätte. Als sein Hauptaugenmerk darauf gelegen hätte, sie möglichst schnell von ihrem BH zu befreien, statt darauf, wie sich ihr Haar
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