Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
Bewegungsmelder die Beleuchtung anspringen ließ. Er hatte sie beim Bau des Hauses als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme installieren lassen. Doch wie er schnell hatte feststellen müssen, waren Bewegungsmelder und das Leben in der Wildnis keine besonders erfreuliche Verbindung. In vielen Nächten musste er die Anlage abschalten, um ungestört schlafen zu können.
Er betätigte die Fernbedienung des automatischen Garagentors, die hinter seiner Sonnenblende steckte, und fuhr den Hummer in die Garage. Hinter ihm glitt das Garagentor zu. Er hatte das Haus mit seinen knapp vierhundert Quadratmetern im letzten Sommer gebaut. Es war eine Konstruktion aus Holz und Stein und besaß vier Schlafzimmer und Bäder. Er liebte die hohe, gewölbte Decke und die riesigen Panoramafenster, die auf den See hinausgingen, aber er wusste auch nicht mehr, was er sich dabei gedacht hatte, ein so riesiges Haus zu bauen. Selbst wenn Amelia groß genug wäre, ihn in Gospel zu besuchen, würde sie nie im Leben so viel Platz benötigen.
Das Licht, das er über dem Herd angelassen hatte, brannte noch. Er schaltete es ab und warf die Schlüssel auf die Granitarbeitsplatte. Der Teppich auf den Stufen dämpfte das Geräusch seiner Schritte, als er im Dunkeln nach oben ging. Er hatte das vergangene Wochenende gemeinsam mit seiner Tochter in Seattle verbracht, die drei neue Wörter gelernt und angefangen hatte, Sätze daraus zu bilden.
Rob zog seinen Anorak aus und warf ihn auf einen Stuhl neben dem Eichenschrank, in dem einer seiner Breitwandfernseher untergebracht war. Das Mondlicht sickerte durch die raumhohen Fenster und fiel auf ihn, während er seine Kleider abstreifte. Nackt kroch er ins Bett.
Die kühlen Laken schmiegten sich an seine Haut, und er zog die schweren Wolldecken und die rotblau karierte Tagesdecke bis zum Kinn herauf. Sein letzter Besuch in Seattle hatte eine spürbare Verbesserung dargestellt. So gut hatten er und Louisa sich seit der Schussverletzung nicht mehr verstanden. Rob war nicht sicher, was er davon halten sollte, aber sie hatte Andeutungen über eine Versöhnung gemacht.
Er schob den Arm hinter den Kopf und starrte auf den Streifen Mondlicht, der die Zimmerdecke erhellte. Er liebte Amelia und wollte gern bei ihr sein. Und er empfand nach wie vor etwas für Louisa. Er wusste nur nicht, wie er seine Gefühle einschätzen sollte und ob sie tief genug für eine feste Bindung waren. Er konnte es sich nicht leisten, noch einen Fehler zu begehen. Sowohl er als auch Louisa wurden älter. Klüger. Und gesetzter – zumindest wusste er, dass es bei ihm so war. Vielleicht würden sie dieses Mal ja keinen Mist bauen, sondern es beim zweiten Anlauf schaffen.
Aber wenn er die Augen schloss, waren es nicht die Gedanken an Louisa, die ihn noch stundenlang wach hielten. Es war nicht der Anblick ihres langen, blonden Haars, der ihm durch den Kopf ging, nicht die Erinnerung an ihre Stimme, die »Lass mich wissen, wenn du etwas brauchst« sagte, die sein Inneres berührte und ihn hart werden ließ. Oder der Gedanke daran, auf wie viele Arten er ihr gern zeigen würde, dass er ein Mann war. Ein Mann, der einer Frau große Freude schenken konnte. Es war nicht der Gedanke an seine Exfrau, der seine Haut wärmte und ihm die Laken mit einem Mal unerträglich heiß erscheinen
ließ. Es war nicht die Berührung von Louisas Händen, nach der er sich sehnte.
Es war Kate – die Erinnerung, wie sie Billard gespielt hatte, ihr Anblick, wie sie sich vor ihm über dem Tisch ausgestreckt hatte. Es war der Anflug eines Ausschnitts, das kurze Aufblitzen nackter Haut. Der Bruchteil einer Sekunde, als sie den Blick gehoben hatte, während er sie in den Armen hielt.
Als er allein in der Dunkelheit seines Schlafzimmers lag, war ausgerechnet die Frau, die ihn für impotent hielt, der Gegenstand seiner wildesten Fantasien.
Auf der anderen Seite der Stadt saß Stanley Caldwell auf der Kante seines Bettes und betrachtete den Inhalt der Schachtel in seiner Hand. Eine halbe Stunde zuvor hatte er Kate nach Hause kommen hören und leise die Tür zu seinem Zimmer geschlossen.
In der Schachtel bewahrte er Melbas Tom-Jones-Platten auf, von denen einige mit seinem Autogramm versehen waren. Insgesamt waren es fünfundzwanzig Stück. Das wusste er deshalb so genau, weil er sie gerade gezählt hatte.
So war das Ganze nicht geplant gewesen. Er hätte als Erster sterben, und Melba hätte ihn überleben sollen. Auf diese Weise war es zu schlimm. Zu
Weitere Kostenlose Bücher