Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
Klarsichttüten gab und sie mit Verschlüssen versah. Er ließ die Vergangenheit hinter sich. Fing wieder an zu leben. Sie freute sich darüber. Ehrlich.
Sie holte die Auszeichnungsmaschine hervor und gab Preisschilder auf die Tüten. Ja, klar, sie freute sich für ihn, aber
gleichzeitig fragte sich ein winziger Teil von ihr, wann wohl sie selbst ihr Leben wieder genug im Griff hatte, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er war einundsiebzig Jahre alt. Wenn er es schaffte, musste sie es doch auch hinkriegen.
Sie holte einen kleinen Beistelltisch und stellte ihn ans Ende des Regals mit den Brotwaren. Dann gab sie ein grünweiß gestreiftes Tischtuch darüber und arrangierte ihre zehn Brotlaibe darauf.
Eden Hansen, die Besitzerin von Hansen’s Emporium, war die Erste, die etwas auszusetzen hatte.
»Ein Dollar fünfundsiebzig ist ziemlich viel Geld für einen Laib Brot«, beschwerte sie sich. »Melba hat ihre immer für einen Dollar verkauft.«
»Das ist aber einige Jahre her«, erwiderte Kate und starrte Eden mit Absicht fest in die Augen, um sich nicht von ihrem hoch aufgetürmten lavendelfarbenen Haar aus dem Konzept bringen zu lassen. »Wenn man die Inflationsrate, die allgemeinen Betriebskosten und meine Arbeitszeit berücksichtigt, ist das noch ein echter Schnäppchenpreis, Mrs. Hansen.«
Sie schürzte ihre purpurfarbenen Lippen. »Und wie soll ich sicher sein, dass es so gut schmeckt wie Melbas Brot?«
»Ich habe das Rezept meiner Großmutter verwendet«, konterte Kate und schwor sich, freundlich zu bleiben, selbst wenn es sie umbringen würde.
»Ich weiß nicht …«
»Warten Sie eine Minute«, sagte Kate und hob einen Finger, ehe sie ins Hinterzimmer ging und eine Scheibe des Brotes abschnitt, das sie zuvor für ihren Großvater angeschnitten hatte. Sie viertelte es und gab es auf einen kleinen Pappteller, den sie Eden in den Laden brachte. »Hier, probieren Sie.«
Eden kaute. »Ist ein Dollar fünfzig auch okay?«
»Klar, aber nur wenn ich zu Ihnen in den Laden kommen und
mit Ihnen um den Preis von T-Shirts und Pekannussschokolade feilschen darf.«
Eden warf den Kopf in den Nacken und brach in Gelächter aus – oder zumindest in das, was man als Gelächter bezeichnet hätte, wäre es nicht in einen handfesten Raucherhusten umgeschlagen.
Na also , dachte sie und lächelte. Ich bin eben doch jemand, der mit Menschen umgehen kann.
»Alle sagen immer, Sie wären steif wie ein toter Hund im Januar«, meinte Eden, als sich ihr Husten ein wenig gelegt hatte, »aber ich finde, Sie sind schwer in Ordnung. Ich nehme das Brot für einen Dollar fünfundsiebzig und sage meiner Schwester, sie soll auch gleich herkommen und eines kaufen.«
Steif wie ein toter Hund im Januar? Nicht gerade ein schmeichelhafter Vergleich, aber Kate war zu begeistert von ihrem ersten Verkaufserfolg, um sich davon irritieren zu lassen. Als Eden weg war, ging sie ins Hinterzimmer und schnitt den Rest des Brotlaibs in mundgerechte Happen, die sie zum Probieren auf den Beistelltisch stellte. Am Ende des Tages hatte sie nicht nur sämtliche Laibe verkauft, sondern auch Bestellungen für weitere entgegengenommen.
Später an diesem Abend stöberte sie einige Lieferanten auf, die die perfekten Zutaten für ein italienisches Fladenbrot im Sortiment hatten. Über das Internet nahm sie Kontakt mit ihnen auf, und als sie fertig war, hatte sie außerdem eingelegten Spargel und geräucherten Cheddar bestellt.
Sie suchte im Haus nach ihrem Großvater, um ihm von der Bestellung zu erzählen, und fand ihn am Küchentisch, wo er über einem neuen Gedicht brütete. Er saß mit einem Bleistiftstummel vor einem Blatt Papier aus seinem Notizbuch und fixierte nachdenklich einen Punkt an der Zimmerdecke.
»Was reimt sich auf Lauf?« , fragte er.
»Kauf?«
Er sah sie an, dann schrieb er es nieder. »Danke. Das ist genau das richtige Wort.«
»Ich habe ein paar Sachen für den Laden bestellt«, erklärte sie und wartete darauf, dass er Einwände erhob.
»Das ist nett.« Er war so in sein Gedicht vertieft, dass es ihn offenbar nicht kümmerte.
Am nächsten Morgen backte sie fünfzehn Laibe Weizenschrotbrot und hatte bis zur Mittagszeit zehn davon verkauft. Gegen die Mittagszeit ging auch eine Bestellung von Sutter Sports ein. Wie gewohnt reichte Stanley ihr die Einkaufstüte, die er bereits mit den bestellten Waren gefüllt hatte. Kate hatte Rob seit dem Abend nicht mehr gesehen, als sie beschlossen hatten, Freunde zu sein
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