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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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ihr gefolgt. Cerise war tot und das war Melitas Schuld. Das Einzige, was sie je gewollt hatte, war Macht um jeden Preis. Sogar wenn es ihre Schwester das Leben kostete. Sie hatte ihren Ritus durchgezogen und vielleicht sogar gewusst, dass er Cerise töten würde… Oder zumindest hatte es sie nicht gekümmert, als es so gekommen war. Marcel hatte Melitas Gesicht in jener Nacht im Zirkel gesehen. Ihr wunderschönes, lachendes, von Magie trunkenes und vor Verzückung gerötetes Gesicht– während ihre jüngere Schwester bei der Geburt ihrer unehelichen Tochter gestorben war.
    Cerise hätte ihn heiraten sollen. Er hatte sie angefleht. Und er fürchtete fast, dass er den Grund kannte, aus dem sie abgelehnt hatte.
    Nun war sie tot, ihr strahlendes Licht für immer in einem Grab eingeschlossen. Marcel würde sie nie wiedersehen, umarmen oder küssen. Solange er lebte, würde er nie wieder eine andere lieben. Also war Marcel Melita in dieser Nacht durch die Dunkelheit gefolgt. Und er hatte sie eingeholt.

Kapitel 5
    Clio
    Freitag früh machte ich mich auf den Weg zu Axelle, Thais abholen. Ich hatte nachgedacht und wollte, dass wir einen weiteren Zauber ausprobierten – hoffentlich einen, der uns nicht in die Luft sprengen würde. Ich hatte einen Spruch gefunden, mit dem man andere Zauber enthüllen konnte. Vielleicht würden wir damit herausfinden, wer hinter den Angriffen auf uns steckte.
    Im Französischen Viertel zu parken, funktionierte nur im Traum, also rief ich Thais an und bat sie, draußen vor dem Haus auf mich zu warten. Während ich mit ungefähr drei Stundenkilometern durch ihre Straße kroch, weil ich hinter einer mit Touristen beladenen Kutsche herfuhr, sah ich sie irgendwann am Bordstein stehen.
    »H ey«, sagte sie, als sie in meinen Toyota Camry glitt. »K eine Schule. Juchu.«
    »W ir lieben Lehrer-Kolloquien«, sagte ich.
    »I n der Tat«, erwiderte Thais. »E in langes Wochenende. Also hast du’s getan? Letzte Nacht?«
    Für eine Sekunde wusste ich nicht, wovon sie sprach, bis mir einfiel, dass ich letzte Nacht den Schrank hätte aufmachen sollen, in dem mir Nan ihre Notfall-Anweisungen hinterlassen hatte.
    »J a«, antwortete ich. »A ber ich konnte ihn nicht öffnen. Nan hat mir genau erklärt, was ich zu tun habe, und ich denke, ich habe es richtig gemacht, aber keine Chance.«
    Thais drehte sich zu mir, in ihren Augen lag Beunruhigung. Ich bog ein paarmal links ab, bis wir in Richtung Norden fuhren.
    »U nd was jetzt?«, fragte sie. »D u hast doch keine Ahnung, wo sie ist oder wie du sie kontaktieren kannst.«
    Thais klang ein wenig missbilligend. Diese leichtsinnige Nan, mich einfach so allein zu lassen!
    »I ch gebe ihr noch einen Tag«, sagte ich. »D ann bitte ich Ouida um Hilfe.«
    »O kay, gute Idee«, stimmte Thais zu. »W o fahren wir hin?«
    »Z u Racey. Ich habe mich zu Hause nicht so wahnsinnig sicher gefühlt«, gab ich zu. Ich überquerte die achtspurige Canal Street und steuerte auf die St. Charles Avenue zu. Eine Tram ratterte an uns vorbei. Ich wartete, bis der Lärm nachließ, und fragte dann: »W ie ist es so bei Axelle?«
    Thais rieb sich die Stirn. »A ngespannt. Daedalus und Jules waren letzte Nacht da. Und Richard hat vorbeigeschaut, um Hallo zu sagen. Ich finde ihn immer noch ziemlich strange.«
    »H aben sie versucht, dich von dem Ritus zu überzeugen? Hattest du das Gefühl, dort in Sicherheit zu sein?«
    »J a, und irgendwie auch wieder nicht. Ich meine, ich kenne all diese Leute nicht besonders gut. In ihrer Gegenwart bin ich einfach immer so nervös, als könnte jeden Moment irgendeine verrückte Kreatur hervorgesprungen kommen und mich angreifen. Und dann ist mir Richard einfach total unheimlich. Ich meine, er sieht jünger aus als wir, aber in Wirklichkeit ist er über zweihundertsechzig Jahre alt. Ein Erwachsener.«
    Bei allen Mitgliedern der Treize war die Vorstellung, dass sie unsterblich sein könnten, seltsam, um nicht zu sagen komplett irre, aber bei denjenigen, die so jung aussahen wie Richard oder das Mädchen Manon, ganz besonders.
    Und dann war da natürlich noch der andere Teilnehmer der kleinen Truppe, der für immer in seinem jetzigen Alter verharren würde und dabei so verdammt gut aussah…
    »I st sonst noch jemand vorbeigekommen?«, fragte ich beiläufig. Meine Augen waren auf die Straße gerichtet.
    »N ein«, sagte Thais. »I ch hatte auf Ouida gehofft, aber ich schätze, sie hat zu tun. Axelle sagte, die meisten von ihnen würden versuchen

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