Ein Ring aus Asche
Apartments zu mieten, für den Fall, dass sie länger hierbleiben.«
»K lingt sinnvoll. Hast du irgendjemandem von unserem explosiven magischen Trick erzählt?«
»N ein. Hast du rausfinden können, was da schiefgelaufen ist?«
»N ö. Ich bin alles durchgegangen, was mir nur eingefallen ist. Die einzige Antwort, die ich habe, ist, dass es mit der Kombination aus dir und mir zusammenhängen muss.«
»U nd jetzt willst du das noch mal machen?« Thais klang nicht sonderlich enthusiastisch.
»J a, aber mit einem anderen Zauber. Und an einem anderen Ort, zusammen mit Racey. So sollten wir es geregelt kriegen.«
Ein paar Minuten später bog ich von der St. Charles Avenue in Richtung See ab, um gleich darauf in die Willow Street einzubiegen. Raceys Familie besaß ein mittelgroßes Haus, das auf ein breites Kellergeschoss gesetzt worden war. Kellergeschosse befanden sich hier über dem Erdboden– und zwar genau aus dem gleichen Grund, aus dem man hier keine Menschen begraben konnte. Der Wasserspiegel war zu hoch.
Wie gewöhnlich saßen drei oder vier Katzen vor dem Haus sowie Chelsea, einer von Raceys Hunden, der oben auf dem Treppchen äußerste Wachsamkeit vortäuschte– eine wilde Bestie im Einsatz–, bis er den Kopf wieder auf die Pfoten sinken ließ und die Augen schloss.
Da die Klingel, seit ich denken konnte, kaputt gewesen war, klopfte ich kräftig gegen das Fliegengitter. Ceci, eine von Raceys älteren Schwestern, öffnete die Tür mit einem Bagel in der Hand. Es war noch ziemlich früh.
»Y o«, sagte sie, dann fiel ihr Blick auf Thais, die neben mir stand. Ceci blinzelte, schaute von mir zu Thais und wieder zurück. Schließlich grinste sie und schüttelte sich ihr dunkles, violett gesträhntes Haar über die Schultern nach hinten. »R acey hat mir von eurem doppelten Lottchen erzählt«, sagte sie. »W ow. Wenn schon gleich, dann richtig.« Sie ließ uns ins Haus, wandte den Kopf zur Seite und schrie: »H ey, Leute! Kommt und seht euch das an!«
Ich spähte zu Thais hinüber, die ein wenig schüchtern und verwirrt aussah. Ganz so sehr gleichen wir uns dann wohl doch nicht, dachte ich.
Bill und Hillary, die anderen beiden Hunde von Racey, kamen in den Raum getrottet. Sie beschnüffelten erst mich, die gute alte Clio, und dann schnupperten sie interessiert an Thais, der anderen Clio.
»N a, Kleiner«, sagte Thais und hielt ihnen die Hand hin. »W as sind die denn für eine Rasse?«
»C atahoula Bulldoggen«, sagte ich und führte sie in die Küche. Raceys Haus war mindestens zweimal so groß wie meins, mit sechs Zimmern im Erdgeschoss und vier Schlafzimmern im ersten Stock. Wir gingen durch den Vorraum ins Esszimmer und dann in die große Wohnküche. Azura, Raceys Mutter, saß an ihrer Nähmaschine, umgeben von violettfarbenen Stoffbergen.
»H i, Clio«, sagte sie und blickte lächelnd auf. Dann sah sie Thais. Sie nahm sich die Nadeln aus dem Mund und erhob sich, um zu uns herüberzukommen. Ich fühlte Thais’ Verlegenheit.
»A zura, das ist meine Schwester Thais«, sagte ich. »U nd das ist Raceys Mom, Azura Copeland.«
»W illkommen, meine Liebe«, sagte Raceys Mom und umarmte meine Schwester.
Als sie sich voneinander lösten, lächelte Thais. Ich hörte, wie jemand die Treppe heruntergerannt kam. »M om! Mach, dass Trey endlich aus dem Badezimmer kommt!«, rief Racey, während sie in die Küche polterte. Trey war Raceys Bruder und ein Jahr jünger als wir. Er ging in unsere Schule. Er und Racey schrien sich dauernd wegen irgendetwas an. »H ey, Leute! Ich bin fast fertig.« Sie wandte sich wieder an Azura: »A lso ehrlich, wir haben noch zwei andere Badezimmer. Muss er genau das in Beschlag nehmen, in dem mein Make-up ist?«
»I ch bezweifle, dass du für das, was du vorhast, Make-up brauchen wirst«, sagte Raceys Mom trocken. »G eh und mach, was immer du tun musst, und ich werde versuchen, Trey aus dem Badezimmer zu lotsen.«
Racey blickte missmutig drein. »V on mir aus.« Mit einem Nicken in unsere Richtung sagte sie: »K ommt. Wir können genauso gut gehen.«
Sie öffnete die Hintertür und lief die hölzernen Stufen hinunter, die zu ihrem Hintergarten führten.
»U nser Arbeitszimmer ist hier hinten«, rief Racey zur Erklärung für Thais über die Schulter. »I ch glaube, es war früher einmal ein Gartenhäuschen.«
Im Grunde war Raceys Garten, wie so viele in New Orleans, ein überwucherter Dschungel. Auf der einen Seite des Zauns befanden sich ein Dickicht aus Bananenbäumen
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