Ein Ring aus Asche
keine Ahnung, was mich erwartete. Unsere drei Stimmen hoben und senkten sich, liefen zusammen und auseinander, und die von Thais wurde immer kräftiger, sicherer. Ich fühlte, wie die Magie in uns und um uns herum anschwoll, fühlte, wie unsere vereinte Kraft wuchs. Es war wunderschön. Freude breitete sich in mir aus.
Und genau in diesem Moment wurden wir durch den Raum geschleudert.
Kapitel 6
W as ist da los?
Noch bevor Petra das Auto geparkt hatte, sah sie Richard. Er stand an das eiserne Tor gelehnt und blickte zu ihrem Haus hinauf. Bewegten sich seine Lippen? Sie konnte es nicht erkennen. Mit einem tiefen, erschöpften Seufzer stieg sie aus dem Auto und zog ihren Koffer vom Rücksitz. Wenn er sie näher kommen fühlte, dann zeigte er es nicht.
»H allo, Riche«, sagte sie. Er wandte sich zu ihr um.
»M eine Liebe, du bist wieder zu Hause«, sagte er. »E ndlich. Du hast hier so einiges verpasst.«
Ihr Blick wurde scharf, als sie das Tor öffnete und einen Zauberspruch vor sich hin murmelte, damit Richard ihr ins Haus folgen konnte. Das heißt, sofern Clio die Schutzschichten überhaupt aktiv gehalten hatte. »W as denn?«, fragte sie, während sie die Stufen hinaufstieg.
Richard nahm ihr den Koffer ab und trug ihn für sie hinauf. Er war drahtig, aber überraschend stark, wie Petra wusste.
Im Haus sandte Petra ihre Sinne aus, doch sie fühlte Clio nicht. Sie drehte sich um und blickte Richard an. »W as habe ich verpasst?«, fragte sie wieder. »W o ist Clio?«
Er zuckte die Schultern. »W enn sie nicht hier ist, dann weiß ich’s auch nicht. Soweit ich es mitbekommen habe, ist ihr nichts Nennenswertes zugestoßen. Also, außer der Treize natürlich.«
»W as ist mit der Treize?«, fragte Petra und merkte, wie sie nervös wurde.
»H ättest du einen Tee für mich?«, erwiderte Richard statt einer Antwort. »E istee, wenn’s geht. Und mach in Gottes Namen die Klimaanlage an.«
Petra trat näher und blickte ihm in die Augen. Sie hatten die Farbe von Kaffee, mit einem kleinen Schuss Milch. »H ör auf mit dem Mist und beantworte mir lieber meine Frage«, erwiderte sie leise.
Er lachte. »O der was? Verzauberst du mich sonst in einen Frosch?« Er schüttelte den Kopf. »S oweit ich weiß, geht es beiden Mädchen gut. Aber während du weg warst, haben sie Axelle zur Rede gestellt, und sie hat daraufhin eine Versammlung einberufen. Außer dem Mönch und der Schlampe sind alle gekommen und sie haben den Zwillingen praktisch alles erzählt.«
Ein schweres Gewicht schien sich auf Petras Brustkorb zu legen. Sie wandte sich von Richard ab und ging zurück in die Küche, wo sie das Fenster und die Hintertür öffnete und den Deckenventilator einschaltete. Chaos herrschte im Raum, ungespülte Teller und Gläser stapelten sich auf den Ablageflächen, der Mülleimer quoll förmlich über, und eine gammlige Banane beglückte einen Schwarm Fruchtfliegen. Noch immer konnte Petra einen Hauch von Clios Anwesenheit spüren, ihre Vibrationen, die in der Luft lagen. Sie musste erst vor Kurzem hier gewesen sein, wahrscheinlich noch an diesem Morgen. Sie war eine Chaotin, aber sie war am Leben.
Richard ließ sich in einem der Küchenstühle nieder und Q-Tip kam hereingesaust. Petra sah, dass Futter in seiner Schüssel war und Wasser in der Schale. Sie hielt inne, um ihn zu streicheln, und versuchte nachzudenken.
Verdammt noch mal. Ihre Reise hatte länger gedauert, als sie vermutet hatte, dennoch hatte sie gehofft, dass die Treize noch nicht mit den Zwillingen Kontakt aufgenommen hatte. Sie hatte diejenige sein wollen, die sie in alles einweihte. Nun ja, jetzt war es zu spät. Sie erhob sich, schenkte sich und Richard einen Eistee ein und ließ sich ihm gegenüber nieder.
»O kay«, sagte sie. »S ag mir, was da los ist.«
Er trank seinen Tee und zuckte die Schultern. »N ur das, was ich dir gerade schon gesagt habe. Die Treize…«
»I nklusive dir?«
»Z ur Hölle, ja! Meinst du, ich lasse mir so eine Freakshow entgehen? Also, die Treize hat sich versammelt, den Zwillingen ihre erbärmliche Vergangenheit vor die hübschen Füße geknallt und dann einen magischen Zirkel abgehalten.«
Erfolglos versuchte Petra, ihren Unwillen zu verbergen.
»E inen Zirkel?«
Richard nickte und trank noch ein wenig von dem Tee. Q-Tip sprang auf seinen Schoß und Richard streichelte ihn. »J a. Es war sehr aufregend. Deine Thais… Elle a mordu admirablement à la magie. Wie eine Ente auf dem Wasser.«
Petra fühlte Richards
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