Ein Ring aus Asche
verängstigt, als hätte mich ein Blitz erwischt oder als hätte ich meinen Finger in eine Steckdose gesteckt. Behutsam berührte ich meine Wange. Schmerz schoss mir in die Schädeldecke. Da das Gartenhäuschen beziehungsweise das Arbeitszimmer kleiner war als das von Clio, war ich dieses Mal noch härter aufgeschlagen. Schließlich gab es hier weniger Platz, um mich herumzuschleudern.
»L eute, seid ihr okay?«, fragte ich und sah zu den anderen beiden hinüber.
Racey lag auf dem Rücken und stieß leise Flüche aus.
»H eilige Mutter!«, sagte Clio. »W as ist mit uns passiert?«
In diesem Moment schwang die Tür des Häuschens auf und Mrs Copeland kam mit aufgerissenen Augen hereingestürmt.
»W as ist passiert?«, rief sie und eilte zu Racey hinüber. »W as macht ihr denn alle hier draußen?«
Als Nächste kam Raceys Schwester Ceci angerannt. Nachdem sie einen schnellen Blick durch den Raum hatte gleiten lassen, sagte sie: »R acey, was habe ich dir über das Beschwören von Dämonen gesagt?«
»S ehr witzig«, murmelte Clio und rieb sich die Schulter.
»W as habt ihr hier gemacht?«, fragte Mrs Copeland erneut, einen Arm um Racey gelegt. Sie warf ihren langen schwarzen Zopf nach hinten. Sie sah kaum älter aus als ihre Töchter.
Racey schüttelte den Kopf und der Schmerz ließ sie zusammenzucken. »N ur einen ganz normalen Zauber.«
»E inen ›révéler la griffe‹«, erklärte Clio.
Mrs Copeland zog die Stirn kraus. »U m andere Zauber zu enthüllen? Und was ist passiert?«
»K eine Ahnung«, erwiderte Clio langsam und sah mich an. Ich fühlte instinktiv, dass sie die Zwillings-Magie-Sache nicht erwähnen wollte. »I ch habe die Anweisungen aus Nans Buch genau befolgt. Wir haben ganz normal gesungen, so wie früher auch, und dann Bäng!«
Ich fühlte Mrs Copelands Blick auf mir ruhen.
»B ist du in Magie geübt?«, fragte sie freundlich.
Mein Gesicht brannte. War das hier meine Schuld, weil ich nicht wusste, was ich tat? Sie ließ Racey stehen und kam zu mir herüber, um mein Gesicht vorsichtig ins Licht zu drehen. »D a muss Eis drauf«, sagte sie und blickte besorgt drein. »U nd ihr braucht alle Arnika. Ceci, geh und setz Wasser auf. Ich mache einen Tee.«
Sie stand auf und blickte sich im Raum um, auf den Kreis, der schon so gut wie verschwunden war. »W as war das?«, fragte sie und deutete auf einen kleinen Haufen grauen Staubs.
»Ä hm, Gagat«, antwortete Clio. »I ch besorge Ihnen neuen. Tut mir leid.«
»D as macht nichts, Liebes. Aber Kinder, wiederholt den Zauber nicht, ehe Petra wieder bei euch sein kann, okay?«
»K eine Sorge«, murmelte ich. Im Moment wollte ich von Magie nichts mehr wissen.
7
Nachdem Mrs Copeland uns wieder zusammengeflickt hatte, waren wir so durcheinander, dass wir uns gezwungen sahen, ins Botanika zu gehen und Käsekuchen mit Mokka-Frappés zu bestellen.
»E ntweder das oder Schuhe kaufen«, sagte Clio und rührte mürrisch in ihrem Getränk.
Racey nickte. »I ch muss schon sagen, dass war total scheiße. Aber wenigstens habe ich kein Veilchen.«
Ich zog eine Grimasse. Obwohl Raceys Mom mir ein paar Mittel gegen den Schmerz und die Schwellung verabreicht hatte, war mein Auge immer noch völlig zu. Sie hatte mir Arnika mitgegeben und gesagt, es würde schnell helfen. Aber trotzdem, ich fand es grässlich, dass ich aussah, als wäre ich in eine Bar-Schlägerei geraten.
»D as muss meine Schuld sein«, sagte ich. »K einem von euch ist das je passiert, bevor ich dabei war. Ich glaube… vielleicht ist meine Magie irgendwohinverschwunden oder so. Oder sie funktioniert einfach nicht richtig.«
»K önnte sein«, erwiderte Racey nachdenklich. »S ag, bist du ein Abkömmling Satans? Das würde es erklären.«
»I ch sah sie entgeistert an. »A utsch!«, rief Racey, als Clio ihr unter dem Tisch einen Tritt versetzte.
»Z ieh sie nicht auf«, sagte Clio und wandte sich dann an mich. »U nsere Religion glaubt nicht an Satan oder den Teufel oder irgendwas in der Art. Mit dir ist alles in Ordnung. Ich hab keine Ahnung, was da vor sich geht, aber ich bin mir sicher, es gibt eine Erklärung. Wenn nur Nan…«
Ich nickte. Wenn nur Petra endlich nach Hause käme.
Die Messingglöckchen, die an der Tür des Botanika befestigt waren, klingelten. Ich sah meine Freundin Sylvie Allen hereinkommen. Sie war als Erste nett zu mir gewesen, als ich neu an die Schule gekommen war. Wir saßen immer in der ersten Stunde zusammen und hatten diverse Kurse gemeinsam. Sie
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