Ein Ring aus Asche
an, als wär’s was Ernstes.«
»A ch, na ja, keine Ahnung.« Della griff nach ihrer Dose mit dem Softdrink und nahm einen Schluck. Sie wirkte verlegen, als habe sie nicht so viel preisgeben wollen.
Racey und ich wechselten einen Blick. Normalerweise war Della eher vom Schlage N imm-sie-dir-und-hau-sie-weg, so wie ich. Oder zumindest, so wie ich früher gewesen war. Ich hatte noch nie gehört, dass sie jemanden süß fand oder sich über dessen Persönlichkeit ausließ. Ich ließ meinen Blick über das Schulgelände streifen und sah, dass Collier Collier mit ein paar Jungs aus der Zweiten zusammensaß. Seine Augen ruhten auf Della und der schwärmerische Ausdruck auf seinem Gesicht ließ mich die Augenbrauen heben.
Wie schön, dass wenigstens einige hier Freunde hatten, die an ihnen, und nur an ihnen, interessiert waren.
7
»A lso weißt du, wenn du das Auto ab und zu mal ausleihen willst, ist das okay«, sagte ich zu Thais, als ich vor unserem Haus vorfuhr.
»O h, alles klar, danke«, antwortete sie. »I ch habe noch nicht mal einen Führerschein, der in Louisiana gültig ist. Schätze, den sollte ich mir mal besorgen.«
Ich stieg aus meinem Toyota Camry aus und ging durch das Eingangstor. »G ute Idee. Ein Führerschein macht das Leben einfacher. Und wenn du den Lappen dann hast, musst du auch niiie wieder blinken.«
Thais lachte und folgte mir die Treppen hinauf. Für eine kurze Sekunde schoss mir durch den Kopf, wie anders unser Leben verlaufen wäre, wenn wir zusammen aufgewachsen wären. Wir wären jeden Tag so wie jetzt gemeinsam aus der Schule gekommen. Wir hätten zusammen rumgehangen, uns über irgendwelches Zeug gestritten und alles voneinander gewusst. Und entweder hätte sie unseren Dad nie kennengelernt oder ich Nan.
Ich war gerade dabei, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, als Thais sagte: »I ch wünschte, du hättest Dad kennengelernt.«
Einfach so, aus heiterem Himmel. Vermutlich eins dieser Zwillingsdinger. Ich biss mir auf die Lippen. »I ch auch«, antwortete ich sanft.
Drinnen wartete Nan mit Melysa in der Küche auf uns. Ich hatte Melysa nicht mehr gesehen, seit sie uns letzte Woche das Leben gerettet hatte. Ich merkte, wie sie den Blick über uns gleiten ließ und uns auf eventuelle Nachwirkungen hin absuchte.
»B ist du bereit für ein paar Metallübungen?«, fragte sie mich.
»J a… Warte nur kurz, dann hol ich mir was zu essen«, erwiderte ich. »D abei fällt mir ein: Thais wird ihren Aufstiegsritus wohl nicht begehen, oder?«
Nan schüttelte den Kopf. »D ieses Jahr nicht.«
»N a ja, vielleicht, wenn sie dann dreißig ist«, sagte ich, und Thais stöhnte.
Nan und Melysa lachten.
»W as genau ist der Aufstiegsritus überhaupt?«, fragte Thais. »I ch hab euch schon mal davon sprechen hören.«
»D as ist ein Ritus, in dem geprüft wird, wie eine Hexe oder ein Hexer eine beliebige Anzahl vorgegebener Themen beherrscht«, erklärte Nan. »Z aubersprüche, Geschichtswissen, die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, und ganz einfach die magische Begabung.«
»E s ist ein unglaublich wichtiger Ritus«, stellte Melysa klar. »I hn zu bestehen, den ganzen Vorgang zu durchlaufen, stärkt deine Macht erheblich. Es gibt Leute, die es beim ersten Anlauf nicht schaffen.«
»A lso ist das so was wie der Studieneignungstest«, sagte Thais beklommen. »N ur für Hexen. Ein Hexeneignungstest.«
»J a, so ungefähr«, erwiderte Melysa lächelnd. »I ch bin sicher, deine Zeit wird kommen. Aber für Clio ist es in gerade mal zwei Monaten so weit, also sollten wir uns besser an die Arbeit machen.«
»I ch würde gerne mehr lernen«, sagte Thais zögernd. »A ber es war letztens so abgedreht…«
»E igentlich, Thais, wäre es mir lieber, wenn du für eine Weile keine Zauber ausprobierst, sofern das für dich okay ist«, sagte Nan. »D u und ich können stattdessen ein paar Grundkenntnisse durchgehen, zu Pflanzen und den Eigenschaften der Elemente. Aber ich denke, ihr zwei solltet vorerst keine Magie mehr zusammen praktizieren, bis wir herausgefunden haben, was da vor sich geht. In Ordnung?«
»I n Ordnung«, sagte Thais, und ich dachte, dass sie fast ein bisschen erleichtert aussah.
Ich zuckte die Schultern. »I n Ordnung.«
7
An diesem Nachmittag arbeiteten Melysa und ich, bis es dunkel wurde– es gab einige Sprüche, die ihre Wirkung erst in der Dämmerung so richtig entfalteten. Sie prüfte mich auf Herz und Nieren, und bis auf einen kleinen Fehler, bei dem ich aus
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