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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Treppe gezogen, du bekommst mein Zimmer. Du kannst es neu streichen, wenn du magst.«
    »W as?« Ich war sprachlos. »D u hast mir dein Zimmer gegeben?« Dies und die Tatsache, dass sie extra nach Connecticut gefahren war, um das Sorgerecht für mich zu bekommen, rührte mich über alle Maßen. Tränen traten mir in die Augen und ich schniefte.
    Clio, dachte ich. Die Eingangstür öffnete sich und Clio trat heraus. Ich sah zu ihr auf und hoffte, sie würde nichts dagegen haben, dass ich hier einzog.
    Sie lächelte mir zu. Nicht gerade überschwänglich, aber doch ehrlich. »H eftiger Trip, was?«, sagte sie, während sie einen meiner Koffer anhob. »U ff. Schön zu sehen, dass du deine ganz persönlichen Backsteine mitgebracht hast.«
    Ich lachte, Petra lächelte, und genau in diesem Moment fühlte ich mich, als hätte ich wirklich eine Familie.
    7
    In jener Nacht lag ich im Bett und starrte an die neue Zimmerdecke. Mein Zimmer bei Axelle war länglich, schmal und irgendwie dunkel gewesen. Es hatte nur ein Fenster gegeben, dem ein paar Pflanzen draußen das Licht genommen hatten. Dieser Raum hier war nicht besonders groß, genau genommen kleiner als mein altes Zimmer in Connecticut, aber während des Tages schön hell, mit Fenstern an zwei verschiedenen Wänden. Es war in einem zarten Türkis gestrichen, und ich wollte es vorerst so lassen, zumindest für eine kleine Weile. Weniger als einen halben Meter unter der drei Meter hohen Decke lief ein Streifen über die Wände. Er war in Gold gehalten und bestand aus einer Reihe sich wiederholender Symbole. Petra hatte erklärt, dass sie für Gesundheit und Glück, für Frieden, Ruhe und magische Kraft standen. Sie hatte mir ihre Namen genannt, aber ich erinnerte mich nur noch an ein paar von ihnen.
    Jetzt, während ich so dalag und das Mondlicht hell durch die Vorhänge mit dem indischen Muster fiel, schloss ich die Augen und versuchte zu spüren, ob mich Magie umgab. Die letzten beiden Male, in denen wir einen Zauber ausprobiert hatten, waren schrecklich beängstigend gewesen. Und dennoch: Ich war magisch, ich stammte aus einer Hexenfamilie. Die Magie lag mir im Blut. Ich hatte gerade erst damit begonnen, sie mir zu erschließen– ich konnte sie nicht meiden oder so tun, als sei sie nicht da. Es war wie bei einer dieser Blumen, die man auf Partys als Gastgeschenk bekam und die erst unter Wasser erblühten und kleine farbige Schlieren aussandten. Es fühlte sich… anders an. Ich fühlte mich anders. Es war, als wäre mein Leben bislang okay gewesen, sogar gut, aber wie mit einer Plastikfolie abgedeckt. Und jetzt, da sich die Folie langsam löste, schienen die Farben leuchtender, die Aromen intensiver, die Brise frischer. Es war erschreckend und merkwürdig, aber auf eine gewisse Art auch sehr aufregend.
    Und das Seltsamste wurde mir gerade erst klar: Obwohl ich in Bezug auf die Magie gemischte Gefühle hegte, obwohl ich sogar fast so etwas wie Angst davor hatte, ruhte ich in mir. Zuvor war es immer mein Dad gewesen, der mir diese Ruhe geschenkt hatte. Und in den letzten Wochen war es die Gewissheit gewesen, eine echte Schwester und Petra zu haben, denen ich wichtig war. Doch nun merkte ich, dass ich, ich ganz allein, dieses Gefühl von Verwurzelung herstellen konnte. Wahrscheinlich, so dachte ich, lag es an der Magie. Als gäbe es einen magischen Faden, der mich mit der Erde verband, mit ihrem uralten, unendlichen Lebensfluss und ihrer Macht. Ich fühlte mich stark wie nie zuvor. Und obwohl ein Teil von mir der Magie noch immer fern und lieber in Sicherheit bleiben wollte, fühlte sich ein sehr viel größerer Teil zu ihr hingezogen. Zu ihrer Schönheit und Stärke und Güte. Ich wollte mehr davon erfahren.

Kapitel 10
    Clio
    Thais zog also in Nans Zimmer, und Nan in die kleine Treppennische, in der man kaum aufrecht stehen konnte. Jetzt, da Nan wieder da war, war ich weniger panisch, weniger besorgt, doch gleichzeitig erinnerte mich ihre Anwesenheit in einem fort daran, dass sie mich betrogen und mir mein ganzes Leben lang die Wahrheit verschwiegen hatte. Es war schwer. Ich liebte sie und war von ihr abhängig, und dennoch schäumte ich geradezu vor Verbitterung und Ärger.
    Ich betrachtete sie immer noch als Nan, als meine Großmutter, obwohl ich mittlerweile wusste, dass sie es nicht war. Aber ich hatte sie siebzehn Jahre lang Nan genannt, und es wäre komisch, dies nun zu ändern. Und trotzdem, irgendetwas in mir hatte das Gefühl, ihr nicht mehr so gänzlich trauen

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