Ein Ring aus Asche
gewollt.
»N ö«, sagte Richard und drückte seine Zigarette aus. Er schraubte den Deckel auf den Farbtopf und stellte ihn beiseite. »S ie ist letzte Nacht mit Petra in das Wohngebiet im Norden gezogen. Ich habe beim Beladen des Autos geholfen.« Er sah Luc nachdenklich an. »W enn sie Petra erzählen, dass du sie beide flachgelegt hast, dann bringt sie dich um.«
Luc wurde rot. »I ch habe keine von ihnen flachgelegt.«
»’ tschuldige. Ich meinte natürlich rein gelegt.«
»A ch, leck mich doch.« Luc umklammerte sein Glas so fest, dass Richard dachte, es würde jeden Augenblick zerspringen.
Er lächelte. »W ie würdest du es denn nennen?«
»E inen Fehler.« Luc wandte sich ab und lief durch den Flur in die Küche. Richard folgte ihm und sah, wie Luc den restlichen Inhalt der Flasche in sein Glas schüttete und sie dann zurück auf die Theke knallte.
»S o viel zum morgigen Frühstück«, bemerkte Richard. Er lehnte sich gegen die Anrichte. »I ch habe dich noch nie so gesehen. Und dass du die Situation so viel weniger elegant gemanagt hast als sonst, hat für Verwunderung gesorgt. Was ist los?« Er lachte. »U nd, Déesse, erzähl mir bitte nicht, dass dir die beiden tatsächlich etwas bedeuten.«
Lucs Züge verhärteten sich. »D u musst grade reden«, sagte er scharf. »S o wie du dich damals nach Cerise verzehrt hast. Das ganze Dorf wusste Bescheid. Und sie fanden es amüsant. Zu schade, dass Cerise nicht an einem kleinen Jungen interessiert war.«
Richard fühlte, wie Ärger in ihm hochkochte, und versuchte, ihn zu ersticken. Sein Hals schmerzte, er schluckte mühsam und wünschte sich, Luc hätte verdammt noch mal nicht den letzten Alkohol getrunken, der im Haus war.
»W ie kommst du darauf, dass sie nicht interessiert war?«, entgegnete er mild. »N a ja, egal. Meine Technik hat sich jedenfalls in den letzten zweihundert Jahren verbessert. Wie auch meine Erfolgsrate. Da die Zwillinge dir eine Abfuhr erteilt haben, wär’s okay für dich, wenn ich mein Glück bei ihnen versuche? Zum Beispiel mit Clio?«
»V iel Glück«, sagte Luc bitter und starrte in sein leeres Glas. »S ie ist eine Nervensäge.«
Richard hielt seinen Blick auf Luc geheftet. »O der vielleicht mit Thais?«
Abrupt sah Luc auf. Richard war überrascht, zeigte es jedoch nicht. Er hatte Luc schon in jeder erdenklichen Situation erlebt, von wilden Festen, bei denen viel Alkohol floss, bis zu den bitteren Momenten der Reue. Doch diesen kalten, seltsam ruhigen Blick, in dem sich mörderische Wut widerspiegelte, den hatte er noch nie gesehen.
»V ersuch’s und ich reiße dir das Herz raus«, sagte Luc.
K apitel 15
In zweihundert Jahren dann vielleicht
» Sie haben dir davon erzählt?«, fragte Ouida, und Petra nickte.
Das morgendliche Sonnenlicht fiel durch die Blätter der Pflanzen, die vor dem Fenster hingen, und ließ den Tisch und das abgetretene Linoleum auf dem Boden grünlich schimmern. Petra öffnete die Hintertür, um mehr Luft hereinzulassen.
»B ald ist Zeit für die Ernte und wir haben eine Hitze wie im Juli«, murmelte sie.
»D as ist New Orleans«, sagte Ouida trocken. »M onvoile wird kommen und gehen und es wird immer noch heiß sein wie im Juli. Aber wahrscheinlich hast du dich noch nicht daran gewöhnt. In zweihundert Jahren dann vielleicht.«
»Z u Soliver sollte es kühler sein«, sagte Sophie. »V ielleicht.«
Ein Geräusch an der Tür nach draußen ließ Petra aufblicken. Es war Q-Tip, der mit der Pfote gegen das Fliegengitter schlug.
»O h. Ein Geschenk für Mommy«, sagte Ouida.
»I gitt!«, rief Sophie. »I st das eine Maus?«
»W as davon noch übrig ist«, erwiderte Petra mit einem Seufzer. Sie öffnete die Tür, ließ Q-Tip in die Küche und streckte die Hand aus. »T ranquille«, murmelte sie und malte schnell ein Zeichen in die Luft. Die Katze erstarrte in der Bewegung.
»W ie funktioniert das, wenn er doch taub ist?«, fragte Ouida.
»I ch weiß es nicht«, sagte Petra und kniete sich neben ihn. »A ber ich bin froh, dass es das tut. Komm, Q-Tip, lass die Maus fallen. Laisse tomber.«
Q-Tips kleines Mäulchen öffnete sich und die tote Maus fiel auf den Boden.
»D as ist eine schöne Maus, Q-Tip«, sagte Petra, während sie nach einer Plastiktüte griff. »V ielen Dank.« Sie tätschelte ihm den Kopf, und obwohl er sich noch immer nicht rühren konnte, hörte sie, wie er zu schnurren anfing. »D u bist so ein toller Jäger. Ein furchtloser, mächtiger Jäger. Ich werde die Maus an
Weitere Kostenlose Bücher