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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Versehen die falsche Rune aufgeschrieben hatte und wieder von vorne anfangen musste, war ich wirklich gut.
    Nichts ging daneben.
    Nichts wurde zu übermächtig oder zu seltsam.
    Ich wurde nicht durch den Raum geschleudert.
    Also, was sagte das über Thais?

K apitel 13
    D as gesamte Gleichgewicht der M ächte
    »Gibst du mir mal die L upe, J ule s ?« Daedalus streckte die Hand aus, ohne aufzusehen.
    Jules nahm die kleine, runde Linse vom Regal und reichte sie Daedalus, der über eine Karte gebeugt in Axelles Arbeitszimmer saß. Im unteren Stockwerk konnte er Lucs erhobene Stimme hören. Es klang, als würden er und Axelle streiten. Jules seufzte. Als er und Daedalus ihren Plan zum ersten Mal verkündet hatten, war ihnen alles so machbar erschienen.
    »I ch hatte vergessen, wie schwer die Treize in Gang zu bringen ist«, sagte er.
    »H mmm?« Daedalus blickte auf. »H ast du etwas gesagt?«
    Jules deutete auf die Tür, die zur Treppe nach unten führte. »K lingt, als würden Luc und Axelle sich schon wieder in die Wolle kriegen. Irgendwie hatte ich ganz vergessen, was für starke Persönlichkeiten hier jedes Mal aufeinandertreffen. Wobei ich Luc nicht so… erregbar in Erinnerung habe.«
    »D as war er auch nie«, erwiderte Daedalus abwesend. Behutsam machte er sich ein paar Notizen in ein kleines Buch, während er weiter einen Finger auf die Mappe gepresst hielt, die er gerade studierte. Dann erhob er sich, steckte die Verschlusskappe auf seinen Füller und blickte Jules an. »L uc ist immer mit allen ausgekommen… Ich meine, nachdem Ouida die ganze Sache überwunden hatte. Wir alle kennen Lucs Macken, aber sie haben uns nie im Weg gestanden oder uns in irgendeiner Form beeinträchtigt. Es ist ungewöhnlich, dass er so… emotional ist.«
    »S ophie…«, fing Jules an, doch Daedalus winkte verächtlich ab.
    »D as ist doch Schnee von gestern. Das kann unmöglich etwas mit seinem jetzigen Zustand zu tun haben.«
    »D ann sind es also die Mädchen?«, fragte Jules stirnrunzelnd. »A ber das glaube ich eigentlich auch nicht. Seine Liebschaften sind nie…«
    »… wirklich in sein Herz vorgedrungen?« Daedalus lachte. »D as würde ja bedeuten, dass er ein Herz hat, Jules. Du kennst doch Luc. Er ist wie aus Porzellan, nichts geht ihm unter die Haut. Wir hatten seinen Auftrag in Bezug auf die Zwillinge besprochen, und es sieht aus, als habe er versagt, was tatsächlich noch nie vorgekommen ist. Aber ich kann nicht glauben, dass ihn seine Erlebnisse mit Thais und Clio wirklich berührt haben. Da muss etwas anderes dahinterstecken.« Daedalus blickte nachdenklich drein. »U nd wahrscheinlich wäre es ratsam, herauszufinden, was.«
    »V ielleicht ist er dagegen, dass wir den Ritus vollziehen?«
    »N ein«, erwiderte Daedalus und beugte sich wieder über die Karte. »N atürlich nicht. Alle stehen hinter unserem Vorhaben.«
    »N icht alle«, sagte Jules mit gerunzelter Stirn. »D enk dran…«
    »D och, alle.« Daedalus richtete sich kerzengerade auf und funkelte Jules wütend an. »N iemand könnte sich dem, was ich hier tue, ernsthaft widersetzen, und das weißt du. Und selbst wenn, werden sie ihre Meinung schon noch ändern.« Wieder beugte er sich über seine Arbeit. »A bgesehen davon«, fügte er beinahe flüsternd hinzu, »w äre es egal, wenn sie dagegen wären. Keiner von ihnen ist mächtig genug, um mich aufzuhalten. Außer Petra vielleicht.«
    Jules war wie vor den Kopf gestoßen. Petra vielleicht? Nur sie allein? Mit zusammengepressten Lippen lief er zu einem Giebelfenster und blickte hinaus. Von hier aus konnte er den Fluss überblicken und das dröhnende Hupen der Schlepper hören, die gigantische Tankschiffe flussaufwärts zogen. Ein Dunstschleier lag über dem Wasser, durch den schwach die letzten Sonnenstrahlen fielen.
    Nur Petra. Für Daedalus war also nur Petra ein Grund zur Besorgnis. Dementsprechend wurde Jules’ eigene Macht, seine Zustimmung, für selbstverständlich gehalten und nicht weiter beachtet. Ihm war aufgefallen, dass das ganze Konzept, das er und Daedalus während des Sommers entwickelt hatten, auf einmal nur noch Daedalus’ Plan war, seine Idee. Und wer war er, Jules? Ein Handlanger? Ein Assistent?
    Jules biss die Zähne zusammen, zwang sich zu einem gelassenen Gesichtsausdruck und drehte sich um. Seine Macht. Genau das war es, was sich ändern würde, wenn sie den Ritus mit der vollständigen Treize vollzögen. Das gesamte Gleichgewicht der Mächte würde sich verlagern– und zwar

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