Ein Ring von Tiffany - Roman
das so weitergeht, kannst du die Kolumne selbst schreiben!« Adriana war ehrlich erfreut über diese Entwicklung. Sie sprach nicht nur Bände über ihre eigenen Talente und Ratschläge, sondern tat auch Mackenzie gut, die, soweit Adriana das beurteilen konnte, einen soliden Anbeter wohl wirklich verdient hatte. Eine gute Neuigkeit nach der anderen.
Mackenzie lachte und klang so glücklich und aufgedreht, dass Adriana fast ein bisschen eifersüchtig wurde. Sie erinnerte
sich zu gut an die Hochstimmung, wenn man einen neuen Typen an Land gezogen hatte.
»Nein, das überlasse ich weiterhin lieber den Profis. Aber es wäre vielleicht ein guter Aufhänger für deine erste Kolumne: eine kleine Vignette aus dem wahren Leben darüber, wie deine magischen Kräfte selbst bei der verbittertsten, auf ewig als Single lebenden Zeitschriftenredakteurin von ganz Manhattan Wunder wirken.«
»Bei der ehemals verbitterten, bald nicht mehr als Single lebenden Zeitschriftenredakteurin«, schärfte Adriana ihr ein.
»Schön. Okay, ich muss los. Wir hören uns später?«
»Klingt gut. Tausend Dank, querida . Ciao!«
Adriana, die noch immer auf dem Sofa saß, winkte Otis einladend zu. Er antwortete mit einem artigen Zwitschern und hüpfte auf ihren Schoß. Dort stupste er mit dem Schnabel gegen ihre Hand, auf eine weitere Traube hoffend, doch Adriana hing schon wieder am Telefon.
»Büro Leigh Eisner«, meldete sich die gelangweilt klingende Sekretärin.
»Hi, Annette, hier ist Adriana. Würden Sie mich bitte mit Leigh verbinden?«
»Im Augenblick kann ich nicht durchstellen. Sind Sie später noch erreichbar?«
Adriana war nicht in der Stimmung, sich mit dem üblichen Sekretärinnenchinesisch herumzuschlagen.
»Tja, meine Liebe, sehen Sie zu, dass Sie sie auftreiben. Es ist ein Notfall.«
»Bleiben Sie bitte dran«, sagte Annette knapp.
Gleich darauf drang Leighs genervte Stimme durch die Leitung. »Ein Notfall?«, fragte sie. »Bitte erzähl mir nicht, dass dein Lieblingsduschgel von Molton Brown mal wieder überall ausverkauft ist. War das nicht der Notfall von letzter Woche?«
»Das glaubst du im Leben nicht«, trällerte Adriana, ohne Leigh im Geringsten zu beachten. »Nie im Leben, glaub mir.«
»Omeingott! Deine Duftkerzen sind auch nirgendwo zu kriegen? Was machen wir da bloß?«, quiekte Leigh.
»Bist du so gut und hältst die Klappe? Ich rufe dich als Freundin an, nicht als frustrierte Shopperin. Blöd, wie ich bin, dachte ich, es interessiert dich vielleicht, dass in der Märzausgabe von Marie Claire etwas von mir erscheint.«
Leigh gähnte vernehmlich. »Mmm, echt? Gratuliere. Das ist dann so ungefähr das elfhundertste Mal, dass sie eins von deinen Modelfotos bringen? Oder meinst du die Partyrubrik? In dem Fall ist es mindestens das elftausendste Mal.«
»Du bist ein Ekelpaket«, sagte Adriana. »Wenn du mal mit dem Blödsinn aufhören würdest, könnte ich dir sagen, dass es nichts mit Porträtfotos oder Partybildern zu tun hat. Ich werde Kolumnistin.«
Leigh unterbrach die geflüsterten Anweisungen an ihre Sekretärin mitten im Satz und verstummte für volle zwanzig Sekunden. »Du wirst was?«, fragte sie schließlich.
»Du hast richtig gehört. Ich werde Kolumnistin. Mit regelmäßigen Beiträgen, in der gedruckten Ausgabe. Unter dem Titel ›Männerbändigen auf brasilianisch‹, und es sind praktische Ratschläge, wie man mit Männern fertig wird.«
»Du meinst, wie man sie verführt.«
»Ja, natürlich meine ich das! Was wollen Frauen denn sonst wissen? Es wird nicht leicht, und wenn du mich fragst, hätten sie keine Bessere für den Job finden können.«
»Denke ich auch«, murmelte Leigh. Es klang nicht nur aufrichtig, sondern schwer beeindruckt, und Adriana musste unwillkürlich lächeln. »Adriana, meine Süße, ich glaube, es ist nicht voreilig, wenn ich das sage, und noch nie in meinem ganzen Leben war ich mir einer Sache so sicher: Heute hat ein Star das Licht der Welt erblickt.«
Genussvoll aufseufzend drehte Emmy den Hahn mit dem Fuß zu, schloss die Augen und ließ Brust und Beine komplett im
Wasser versinken. Seit einer halben Stunde saß sie nun schon in der Hotelbadewanne und döste vor sich hin, wenn sie nicht gerade las, völlig entspannt dank des steten Zulaufs von herrlich warmem Wasser, den sie alle paar Minuten in Gang setzte. Wen kümmerte es schon, dass ihre Hände schrumpelig wurden und ihr der Schweiß von der Stirn über die Wangen lief und sie ein Umweltschwein war. Was
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