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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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bitte nicht mit dem blöden Spruch ›Amerikaner sind die Einzigen, die keine Fremdsprachen lernen‹.«
    »Aber das stimmt«, wandte Rafi ein.
    »Natürlich stimmt es; ich kann’s bloß nicht mehr hören. Also? Wo hast du so reden gelernt?«
    Er zuckte mit den Achseln und wirkte leicht verlegen. »Meine
Mutter ist Amerikanerin. Sie kam zum Studium hierher, hat dann meinen Vater kennengelernt und ist geblieben. Von daher sollte ich eigentlich viel besser sprechen können, aber sie hat fast nie Englisch mit uns geredet, weil mein Vater sonst nicht viel verstanden hätte und sie lieber Hebräisch lernen wollte.«
    »Unglaublich«, sagte Emmy.
    »Eigentlich nicht. Du solltest meine Schwester hören. Sie lebt jetzt in Pennsylvania. Englisch, Hebräisch und der Dialekt aus der Gegend - Pennsylvania Dutch - alles zusammengemixt …«
    Emmy kuschelte sich unter die Bettdecke, während Rafi ihr von seiner weitverzweigten Familie erzählte und erklärte, dass er als Einziger noch in Israel lebte. Sie versuchte, ihm aufmerksam zuzuhören, doch mit jedem weiteren Wort von ihm wuchs ihre Überzeugung, dass sie ihn mochte. Er war natürlich kein Heiratskandidat - so weit würde sie sich nie wieder versteigen -, aber er schien ein durchaus netter Kerl zu sein. Und mit dieser Erkenntnis machten sich die alten, bohrenden Unsicherheiten wieder breit. Mochte er sie auch? Würden sie sich in den Staaten wiedersehen? Oder überlegte er es sich im nächsten Moment anders und verschwand, wie Paul an jenem Abend in Paris?
    »Sehr interessant«, murmelte Emmy. »Das ist ja alles absolut einleuchtend, aber wie bist du hier fester PR-Mann geworden? Denn ich muss sagen, du entsprichst nicht gerade dem Profil.«
    »Ich hab Englisch studiert.«
    »Alles klar.«
    »Und du?«, fragte Rafi und spießte eine Gabel voll Salat mit klein gewürfeltem Ziegenkäse auf.
    »Da gibt’s nichts zu erzählen.«
    Er machte eine Miene, als wollte er sagen »Hör mir bloß auf damit«, und piekte sie in die Seite.
    »Ich weiß nicht, jedenfalls nichts wahnsinnig Interessantes«, sagte Emmy und meinte es auch so. Sie hasste es, wenn Leute
sie nach ihrer Lebensgeschichte fragten, weil es wirklich nicht allzu viel zu erzählen gab. »Geboren und aufgewachsen in New Jersey in einem Bilderbuchvorort mit guten öffentlichen Schulen und Fußball und allem Drum und Dran. Mein Vater ist gestorben, als ich fünf war, deshalb habe ich praktisch keine Erinnerung an ihn, und danach hat meine Mutter sich irgendwie ausgeklinkt. Sie war immer da, aber im Grunde war sie nicht da, verstehst du? Vor ein paar Jahren hat sie wieder geheiratet und ist nach Arizona gezogen, deswegen sehen wir sie nicht besonders häufig. Meine jüngere Schwester ist Ärztin in Miami und bekommt gerade ihr erstes Kind. Mal sehen, was noch? Ich hab zwei Jahre in Cornell studiert und dann beschlossen, dass ich Köchin werden will, also war ich auf der Gastronomiefachschule, hab dann beschlossen, dass ich doch nicht Köchin werden will, und die Ausbildung abgebrochen. Faszinierend, oder?«
    »Aber natürlich.«
    »Schwindler.«
    »Na, jedenfalls hört sich dein Job sehr cool an.«
    »Das stimmt. Es sind zwar erst sechs Monate, aber bisher gefällt er mir supergut.«
    »Was kann einem auch nicht daran gefallen, rund um die Welt zu reisen, in schönen Hotels abzusteigen und Affären mit fremden Männern zu haben?«
    »Das stimmt nicht!«, protestierte Emmy.
    »Jetzt schwindelst du.«
    »Nicht alle Hotels sind schön...«
    Rafi lachte, ein gutturales, männliches Lachen, und piekte sie erneut. »Na, ich beschwere mich nicht. Es ist mir eine Ehre, Nummer 612 oder bei welcher Zahl du sonst bist, auf deiner Liste zu sein.«
    Eher simple Nummer 6 , dachte Emmy. Was sich in Anbetracht der Tatsache, dass Duncan ihr Dritter gewesen war, durchaus sehen lassen konnte: Seit dem Beginn der Tour d’amour im vergangenen
Juni hatte sie die Zahl verdoppelt, die zu erreichen sie fast dreißig Jahre gebraucht hatte. Nachdem die Stoßrichtung (im buchstäblichen wie übertragenen Sinn) einmal klar war, hatte George den perfekten Start abgegeben, letzte Woche gefolgt von dem Australier, der zurzeit in London lebte und in Simbabwe aufgewachsen war, weil seine Eltern ein Safariunternehmen betrieben. Er war der typische raubeinige Naturbursche und konnte einen, wenn man ein paar Wodka-Tonics intus hatte, durchaus ein bisschen an Leonardo DiCaprio in Blood Diamond erinnern, obwohl er weder blond noch auch nur halb so schnuckelig

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