Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
Vom Netzwerk:
der den ganzen Tag gearbeitet hatte, eine derart tadellose Krawatte, ein wie frisch gebügelt aussehendes Hemd trug? Wie konnte es angehen, dass alles und jedes an ihm so perfekt aufeinander abgestimmt war, die Manschettenknöpfe mit den Anzugsocken, die Schuhe mit dem Aktenkoffer?
    »Hallo, meine Schöne. Ich habe mir fast schon Sorgen gemacht.«
    Sie tupfte ihm ein Küsschen auf die Lippen und drehte schnell den Kopf weg, bevor er richtig zurückküssen konnte. »Sorgen? Warum das denn? Ich bin doch pünktlich.«
    »Weil ich den ganzen Tag nichts von dir gehört habe. Du hast doch hoffentlich meine Orchidee bekommen? Ich weiß ja, dass du die violetten am liebsten magst.«
    »Ja, ich hab sie bekommen. Sie ist wunderschön. Vielen, vielen Dank.« Sie erkannte ihre Stimme selbst kaum wieder. Es war der um eine Spur zu hohe, höfliche Ton, den sie anschlug, wenn sie mit ihrem Portier oder der Frau aus der Reinigung sprach.
    Russell legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie hinein. Sofort wurden sie von einem älteren Mann im Smoking in Empfang genommen, der Russell zu kennen schien. Die beiden steckten die Köpfe zusammen, tuschelten miteinander und klopften sich kumpelhaft auf die Schulter. Dann winkte der Oberkellner eine junge Frau in einem engen, aber konservativen Hosenanzug herbei, die sie zu ihrem Tisch geleiten sollte.
    »Ein Footballfan?« Leigh heuchelte Interesse.
    »Wie bitte? Ach so, der Oberkellner. Ja, anscheinend kennt er mich aus dem Fernsehen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass er uns diesen Tisch reserviert hat?«
    Erst jetzt fiel Leigh auf, dass sie eindeutig den besten Tisch im ganzen Restaurant bekommen hatten. Sie saßen unter einem
Gewölbebogen und genossen einen freien Blick auf den gesamten prächtigen Raum. Das Licht war gedämpft, so dass sogar Leigh sich nicht mehr allzu sehr über ihr Aussehen grämte, und nach ihrem höllischen Tag empfand sie den schweren Brokat und den weichen roten Samt regelrecht als Seelentrost. Die Tische standen weit genug voneinander entfernt, dass man sich nicht bedrängt fühlte; im Hintergrund lief unaufdringliche Musik, und kein einziger Mensch telefonierte mit dem Handy. Für jemanden, der an einer Angststörung litt, war das Restaurant der Himmel auf Erden - für diesen Abend ideal. Sicher hätte Russell noch allergischer als sonst reagiert, wenn sie wieder einmal etwas an ihren Plätzen auszusetzen gehabt hätte.
    Obwohl sich Leigh nach einem Glas Pinot Grigio und ein paar köstlichen karamellisierten Jakobsmuscheln schon wesentlich entspannter fühlte, fiel es ihr nicht leicht, von der Arbeit ab- und auf ein romantisches Dinner for two umzuschalten. Sie nickte nur hin und wieder matt mit dem Kopf, während Russell ihr von einem Memorandum erzählte, das er für den Sender schreiben wollte, ihr vorschlug, in der nächsten Zeit einen alten Freund aus Collegezeiten in dessen Sommerhaus auf Martha’s Vineyard zu besuchen, und einen Witz wieder aufwärmte, den er am Morgen in der Maske gehört hatte. Erst als ihnen der Kellner zwei Champagnerflöten und ein Dessert mit dem Namen Kokosnuss-Dacquoise servierte, wurde sie wieder etwas lebendiger. Neben dem Teller mit der pochierten Ananas im Waldbeerenkranz lag plötzlich eine schwarze Samtschatulle auf dem Tisch. Zu ihrem eigenen Erstaunen ertappte sie sich bei einem Gefühl der Erleichterung: Die lange, rechteckige Form verriet, dass es sich - zum Glück - nicht um einen Ring handelte. Natürlich würde sie Russell vermutlich irgendwann heiraten - in ihrer Familie und in ihrem Freundeskreis gab es niemanden, der seine Ehemannqualitäten nicht schon beim ersten Kennenlernen gepriesen hatte: Freundlichkeit, gutes Aussehen, Erfolg im Beruf, Charisma und wahnsinnig in sie verliebt.
Aber Leigh war längst noch nicht bereit dazu. Es konnte nicht schaden, noch ein Jährchen oder auch zwei zu warten. Eine Ehe war schließlich, nun ja, eine Ehe , und sie wollte sich ihrer Sache absolut sicher sein.
    »Was ist das?«, fragte sie gespannt. Im Geiste sah sie schon ein Halskettchen oder ein hübsches goldenes Armband vor sich.
    »Sieh nach«, antwortete er leise.
    Leigh strich lächelnd über den weichen Samt. »Das wär doch nicht nötig gewesen!«
    »Sieh nach.«
    »Ich weiß jetzt schon, dass es mir gefallen wird.«
    »Leigh, öffne die Schachtel. Vielleicht findest du ja eine Überraschung darin.«
    Sein Blick machte sie stutzig, genau wie der Klammergriff, mit dem er plötzlich sein Champagnerglas

Weitere Kostenlose Bücher