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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Friseurtermin , dachte sie. Und tschüs, Barneys . Wenn Russell nach dem heutigen Abend, der ein komplettes Desaster zu werden versprach, je wieder ein Wort mit ihr wechselte, wäre es das reinste Wunder.
    Henry räusperte sich. »Jesse und ich haben uns gerade über seinen letzten Roman unterhalten. Ich habe ihm versichert, dass wir alle, also die gesamte Verlagsbranche, der Meinung sind, dass die Attacke in der Times unverzeihlich war. Ein durchsichtiges Manöver, richtiggehend peinlich. Kein Mensch hat die Rezension ernst genommen. Das reinste Machwerk...«
    Jesse wandte sich Leigh zu, mit einem leicht belustigten Lächeln, wie es ihr schien. »Und wie fanden Sie den Artikel? War die Kritik berechtigt?«
    Es verschlug ihr den Atem, mit welcher Selbstverständlichkeit er davon ausging, dass sie sowohl das Buch als auch die betreffende Rezension gelesen hatte und sich auch noch an beide erinnern konnte. So gern sie seine Erwartung enttäuscht hätte,
sie konnte es nicht. Die Literaturbeilage der Times hatte den Verriss vor sechs Jahren dick und fett auf der ersten Seite gebracht, derart böse im Ton, dass ihr die ätzende Kritik bis heute in den Ohren hallte. Ihr fiel sogar wieder ein, dass sie sich damals gefragt hatte, was für ein Gefühl es wohl für einen Schriftsteller war, eine derart vernichtende Einschätzung seiner Arbeit lesen zu müssen, und ob sich Jesse Chapman wohl immer daran erinnern würde, wo er gewesen war, als er die brutalen zehn Absätze zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Sie hätte das Buch auf jeden Fall gelesen - während des Studiums war Jesse Chapman ihr Lieblingsautor gewesen -, aber diese Rezension triefte derart von Gehässigkeit, dass sie sich den Roman aus reinem Trotz gekauft und ihn noch in derselben Woche verschlungen hatte.
    Leigh antwortete, ohne lange zu überlegen. Das war eine Angewohnheit von ihr, die ihrem sonst so methodischen Charakter ganz und gar widersprach. Aber manchmal konnte sie sich einfach nicht bremsen. Auch wenn sie ihre Wohnung noch so ordentlich aufräumte und ihre Freizeit oder ihre Arbeit noch so genau plante, mit der alten Weisheit, dass man vor der Inbetriebnahme des Mundwerks das Gehirn einschalten sollte, stand sie auf Kriegsfuß. Die Mädels und Russell behaupteten zwar, dass sie diese kleine Schwäche besonders an ihr mochten, aber ihr wäre es lieber gewesen, wenn sie sich mit ihrem vorlauten Gerede nicht immer wieder den Mund verbrannt hätte. Wie zum Beispiel bei einer Besprechung mit ihrem Boss. Irgendetwas an Jesses interessiertem, aber doch distanziertem Blick ließ sie vergessen, dass sie in Henrys Büro saß und mit einem der begnadetsten Autoren des einundzwanzigsten Jahrhunderts sprach. Sie legte einfach los, wie ihr der Schnabel gewachsen war. »Ja, das war eine Rezension, die sich gewaschen hatte. Sie war rachsüchtig und unprofessionell. Da wollte es Ihnen mal jemand so richtig zeigen. Aber davon einmal abgesehen, bin ich ebenfalls der Meinung, dass Groll Ihr bislang
schwächstes Werk ist. Obwohl es einen solchen Verriss nicht verdient hat, kann es Niederlage des Mondes oder natürlich Entzauberung nicht das Wasser reichen.«
    Henry schlug sich ächzend die Hand vor den Mund.
    Leigh wurde es flau im Magen, ihr Herz fing an zu hämmern, ihre Handflächen und Fußsohlen wurden feucht.
    Jesse grinste. »Ein offenes Wort. Kein langes Herumreden um den heißen Brei. So etwas findet man heutzutage eher selten, meinen Sie nicht auch?«
    Leigh, die nicht recht wusste, ob er tatsächlich eine Antwort von ihr erwartete, starrte auf ihre panisch ineinander verkrallten Hände.
    »Ja, hier bei uns haben wir den Charme mit Löffeln gefressen.« Henry lachte hohl. Seine Stimme klang hypernervös. »Vielen Dank, dass Sie Mr. Chapman Ihre Meinung kundgetan haben, Leigh. Ihre ganz private Meinung, wie ich betonen möchte.« Er lächelte Jesse matt an.
    Leigh verstand diesen Wink mit dem Zaunpfahl als Aufforderung zum Gehen. Nichts lieber als das. »Nichts, äh, nichts für ungut. Ich wollte Sie nicht kränken. Ich bin wirklich ein großer Fan von Ihnen, aber …«
    »Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen. Ich habe mich gefreut, Sie kennenzulernen.«
    Leigh schaffte es mit Müh und Not, sich eine abermalige Entschuldigung zu verkneifen, und rappelte sich vom Sofa hoch. Ohne in ein weiteres Fettnäpfchen zu treten, floh sie aus Henrys Büro. Aber ein Blick in das Gesicht seiner Assistentin genügte, und sie wusste, dass sie sich böse in die Nesseln

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