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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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umfasste. Sie klappte den Deckel auf und reagierte so, wie es in jedem schlechten Liebesfilm zum guten Stil gehört: Sie schnappte nach Luft. Genau in der Mitte der Halskettenschatulle lag ein Ring. Ein Verlobungsring. Ein hinreißender Verlobungsring mit einem riesigen Diamanten.
    »Leigh?« Seine Stimme bebte. Behutsam nahm er ihr die Schachtel aus der Hand und hatte ihr in der nächsten Sekunde den Ring angesteckt. Er passte wie angegossen. »Leigh, Darling? Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt. Seit wir uns vor einem Jahr begegnet sind. Ich denke, wir haben beide von Anfang an gewusst, dass wir füreinander bestimmt sind. Willst du mich heiraten?«
     
    Emmys erstes Sondierungsgespräch mit einer Agentur für Küchen- und Servicepersonal war für den folgenden Tag angesetzt, und zwar erst für vierzehn Uhr - einer der vielen Vorteile des Gastrogewerbes. Und das war auch gut so, denn allmählich bekam sie die Folgen der Zeitumstellung zu spüren. Als
sie am Morgen um zehn im Hotel eingetroffen war, hatte sie sich ein leichtes Frühstück aufs Zimmer kommen lassen: Kaffee, ein Croissant und Beeren (für, wie sie blitzschnell im Kopf umrechnete, satte einunddreißig Dollar) und anschließend ein Bad genommen (ein kleines Fläschchen Badeschaum aus der Minibar - Kostenpunkt fünfzig Dollar). Nachdem sie sich für eine Stunde aufs Ohr gelegt hatte, bestätigte sie ihre Termine für den kommenden Tag, setzte sich in den Garten des Hotels und ließ sich einen Salat Niçoise und eine Cola schmecken (achtunddreißig Dollar). Dabei hielten sich diese Preise, verglichen mit dem ihres Abendessens in der Hotellounge, sogar noch in Grenzen: Steak, Pommes, ein Glas Rotwein. (»Hauswein? Was meinen Sie mit Hauswein ?«, fragte der Kellner mit einem süffisanten Lächeln. »Aha«, fuhr er nach minutenlangem, angestrengtem Grübeln fort. »Sie meinen preiswert , nicht wahr? Kommt sofort, Madame.«) Die Rechnung betrug gepfefferte sechsundneunzig Dollar, und der Wein schmeckte wie aus dem Supermarkt. Und er hatte sie noch nicht mal Mademoiselle genannt!
    Das Hotel Mallarmé lag in der vornehmen Rue Faubourg im 1. Arrondissement, nur wenige Schritte vom Ritz und von Hermès entfernt, und war berühmt für sein promilastiges Publikum und seine ultraschicke Loungeszene. Als die firmeneigene Reisestelle von Emmy wissen wollte, ob sie einen bestimmten Hotelwunsch hätte, traute sie sich nicht einmal, das Mallarmé auch nur zu erwähnen. Aber dann hatte ihr der Mitarbeiter die freie Wahl zwischen dem Mallarmé und einem Hotel mit Blick auf den Fluss am linken Seineufer gelassen, und sie hatte begeistert zugegriffen. Gab es einen besseren Ort auf der Welt für die erste Etappe ihrer Tour d’amour?
    Eine ganze Woche hatte Emmy sich auf ihren Aufenthalt in dem Nobelhotel gefreut. In der ersten Stunde nach ihrer Ankunft war sie ehrfürchtig gewesen, in der zweiten eingeschüchtert, in der dritten kurz vor dem Auschecken. Schon möglich,
dass man ins Mallarmé ging, um zu sehen und gesehen zu werden (vorzugsweise Letzteres), aber dass tatsächlich Leute dort wohnten, erschien ihr ausgeschlossen. Entweder sie war rapide gealtert, oder das Hotel litt an einem schweren Anfall von Jugendlichkeitswahn. Die Korridore waren so düster, dass sie sich an den Wänden entlangtasten musste, um nicht irgendwo anzustoßen. Die Musik aus der Lounge dröhnte bis in den hintersten Winkel, und das Geschnatter der Hungerhaken von Models, die im Innenhof ihre Magermilchlattes schlürften, und ihrer Agenten verschiedener Nationalitäten, die sich ein gediegenes Fläschchen Bordeaux genehmigten, ließ die Fensterscheiben erzittern. Emmys niedliche Badewanne mit den Löwenfüßen hatte keinen Duschvorhang, so dass sie prompt eine Überschwemmung verursachte. Da es im Bad auch keine Steckdose gab (vermutlich, weil hier jeder mit seinem eigenem Stylisten anreiste), musste sie sich die Haare - ohne Spiegel - am Schreibtisch föhnen. Vom Hotelpersonal war sie bis jetzt ausschließlich mit Herablassung, Desinteresse oder Hohn und Spott behandelt worden. Trotzdem wurde sie das irritierende Gefühl nicht los, dass man von ihr erwartete, sich geehrt zu fühlen, weil man sie überhaupt aufgenommen hatte.
    Sie hatte es sich so unauffällig wie möglich in der Lounge bequem gemacht, checkte die E-Mails auf ihrem Laptop und nippte an ihrem - zugegebenermaßen - perfekten Espresso. Ihre Schwester schrieb, dass Kevin und sie zum Unabhängigkeitstag nach New York

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