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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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gesetzt hatte.
    »War es wirklich so schlimm?« Sie musste sich am Schreibtisch festhalten.
    »Geil. Sie trauen sich was.«
    »O Gott. Ich wollte mich nichts trauen. Ich wollte diplomatisch sein! Was bin ich bloß für ein Vollidiot. Nicht zu glauben,
was ich da von mir gegeben habe. O nein, acht Jahre Arbeit für die Katz, weil ich die Klappe nicht halten kann. War es wirklich so schlimm?«, fragte sie noch einmal.
    Die Assistentin zögerte kurz. »Na ja, eine Meisterleistung war es jedenfalls nicht.«
    Leigh sah auf die Uhr. Den Friseurtermin konnte sie endgültig vergessen. Sie erwartete am Nachmittag mehrere Anrufe von Agenten, und bis dahin würde sie es nie im Leben rechtzeitig zurück in den Verlag schaffen. Sobald sie wieder an ihrem Schreibtisch saß, klemmte sie sich ans Telefon. Zuerst sagte sie den Termin bei Gilles ab, dann rief sie bei Barney an. Ein freundlicher Verkäufer aus der Herrenabteilung versprach, ihr bis um sechs Uhr ein Geschenk per Kurier ins Büro liefern zu lassen. Als er von ihr wissen wollte, ob ihr etwas Bestimmtes vorschwebe, fiel Leigh nichts ein. Sie konnte nicht klar denken, und irgendwie war es ihr auch nicht wichtig genug, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie bat ihn, irgendetwas um die zweihundert Dollar auszusuchen, und gab ihm die Nummer ihrer American-Express-Karte durch.
    Als die hübsch verpackte Schachtel um halb sechs eintraf, war Leigh den Tränen nah. Von Henry, der es normalerweise keine Stunde aushielt, ohne sie anzurufen oder bei ihr hereinzuschneien, hatte sie kein Wort mehr gehört. Sie hatte es zwischendurch mit Ach und Krach ins Fitnessstudio geschafft, aber natürlich nicht zum Trainieren, sondern nur, um wenigstens einmal kurz unter die Dusche zu springen. Erst als das heiße Wasser wohltuend auf sie niederprasselte, fiel ihr ein, dass sie ihre Sporttasche im Büro vergessen hatte und somit alles, was sie am nötigsten brauchte: Make-up, frische Unterwäsche und vor allem ihren Föhn. Sie hätte es selbst kaum für möglich gehalten, aber nachdem sie ihre Haare mit dem Winzlingsföhn bearbeitet hatte, der an einem Minikabel im Umkleideraum an der Wand hing, sahen sie noch um einiges verbotener aus als vor der Dusche. Während sie in den Verlag zurückspurtete, riefen
Russell und ihre Mutter auf dem Handy an. Sie ließ sie auf die Mailbox sprechen.
    Ich bin wahrhaftig keine Zierde für die Menschheit , dachte Leigh, als sie sich ein letztes Mal im Spiegel der Damentoilette betrachtete. Es war kurz vor sieben, und sie hatte gerade das letzte Telefongespräch des Tages mit einem besonders unsympathischen Agenten beendet. Die Haare klebten ihr in schlappen Strähnen am Kopf, unter den Augen hatte sie schwarze Ringe, und mitten auf ihrer Stirn prangte ein knallroter Pickel, der sogar unter der Abdeckcreme hindurchleuchtete. Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass Russell einmal gesagt hatte, dass sie in dem Blazer, den sie sich am Morgen in aller Eile übergeworfen hatte, wie eine »aufgestylte Lesbe« wirkte. Dabei liebte sie die Jacke mit ihren Goldkettchen über alles. Sie saß wie angegossen und war von Chanel, das einzige Designerstück, das sie besaß, auch wenn sie beim Blick in den Spiegel zugeben musste, dass sie darin wie ein Footballspieler aussah. »Mach dir nichts draus«, murmelte sie sich aufmunternd zu. »Russell ist Sportkommentator. Er arbeitet beim Sportfernsehen. Sport ist sein Leben. Russell findet Footballspieler toll!« Damit klemmte sie sich die Schachtel von Barneys unter den Arm, von der sie leider immer noch nicht wusste, was sie enthielt, und lief - als Vogelscheuche auf zwei Beinen - nach unten.
    Russell, der sie schon vor dem Restaurant erwartete, als sie aus dem Taxi stieg, sah entspannt, fit und glücklich aus. Als hätte er gerade eine Woche Urlaub in der Karibik gemacht und sich während der ganzen Zeit ausschließlich damit beschäftigt, seinen Körper wie einen Tempel zu pflegen. Sein anthrazitgrauer Anzug schmiegte sich an seinen durchtrainierten Prachtkörper. Seiner vor Gesundheit nur so strotzenden, knackig braunen Haut sah man an, dass er jeden Tag neun Kilometer joggte. Sein Gesicht war rosig und glatt rasiert. Selbst seine Schuhe - schwarze Halbschuhe, die er auf ihrer letzten gemeinsamen Reise nach Mailand erstanden hatte - waren so blitzblank, dass
man sich darin spiegeln konnte. Alles in allem: wie aus dem Ei gepellt. Leigh hätte ihn dafür an die Wand klatschen können. Wie war es möglich, dass ein Mann,

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