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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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während sie im Restaurant auf Jesse wartete, wuchs in ihr die Überzeugung, dass sie eher einer Edelhostess ähnelte als einer modischen, aber ernst zu nehmenden Lektorin.
    Ob aus Höflichkeit oder aus Blindheit wusste sie nicht zu sagen, jedenfalls sah Jesse ihr fest in die Augen, als er sagte: »Wo ist denn die unscheinbare Büromaus abgeblieben? Hoffentlich haben Sie sich nicht extra meinetwegen so aufgestylt.«
    Sie bereute ihre Kleiderwahl von Herzen. Auf sexistische Bemerkungen von seiner Seite war sie eingestellt - Henry hatte sie vorgewarnt -, und bei seinem Ruf als literarischer Popstar rechnete sie von vornherein damit, dass er ein aufgeblasener Affe sein würde, aber dass er ihr gleich eine derartige Beleidigung an den Kopf warf, traf sie doch unvorbereitet. Wenn sie nicht sofort mit der Faust auf den Tisch schlug, war ihr Arbeitsverhältnis vom ersten Augenblick an gefährdet. Schon möglich, dass er ein berühmter Autor war, aber von heute an war er ihr berühmter Autor. Das sollte er sich lieber gleich hinter die Ohren schreiben.
    »Ihretwegen?« Leigh sah an sich hinunter und lachte. »Ist ja reizend, dass Sie es bemerken, aber ich gehe später noch auf eine Party.« Sie hielt inne. Hoffentlich klang sie selbstsicherer, als sie sich fühlte. »Darf ich umgekehrt daraus schließen, dass Sie sich extra für mich so herausgeputzt haben?«
    Sofort strich er sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. »Stimmt, ich sehe echt scheiße aus, was?«, antwortete er leicht verlegen. »Ich hab den früheren Zug verpasst, und dann haute es mit den Anschlüssen nicht mehr hin. Ein echter Albtraum.«
    »Den Zug? Wohnen Sie denn nicht in der Stadt?«
    »Doch, aber ich kann mich hier nicht konzentrieren. Deshalb hab ich mich zum Arbeiten in die Hamptons verkrochen.«
    »Na, das ist ja...«

    Er schnitt ihr mit einem bitteren Lachen das Wort ab. »Wahnsinnig originell, ich weiß. Ich hab das Haus letzten November gekauft, kurz bevor es richtig kalt wurde. Es wird Sie sicher nicht überraschen, dass ich immer radikal anti-Hamptons war, wie es sich gehört, aber bei diesem Haus musste ich einfach zuschlagen. Es liegt völlig einsam. Der ideale Ort, um sich hinter seinem Computer zu verschanzen. Im Winter hab ich manchmal tagelang keine Menschenseele zu Gesicht bekommen, aber dann wurde es Mai. Kaum lässt sich für eine halbe Sekunde die Sonne blicken, kommt ganz Manhattan ankutschiert.«
    »Aber warum sind Sie dann in den Hamptons geblieben? Im Juli ist doch da wirklich die Hölle los«, sagte Leigh.
    »Aus Faulheit.«
    »Ach, bitte. Das glaub ich einfach nicht.«
    »Es ist aber wahr. Ich hab da draußen alles, was ich brauche. Ich kann mich nicht aufraffen, wieder in die Stadt zu ziehen. Außerdem wird da gerade die Wohnung über mir renoviert. Der Krach ist unerträglich.«
    »Mmm«, machte Leigh, während ihr der Kellner die Speisekarte reichte.
    Jesse schüttelte den Kopf und lehnte sich seufzend auf seinem Stuhl zurück. »Wie halten Sie es nur aus, sich dauernd mit egozentrischen Arschlöchern wie mir abzugeben?«
    Leigh musste lachen. »Das gehört alles zu meinem Berufsbild.«
    »Apropos. Sie sind wahrscheinlich schon sehr gespannt …«
    »Jesse«, fiel sie ihm freundlich, aber bestimmt ins Wort. »Für die Arbeit bleibt uns noch genug Zeit. Ich dachte mir eigentlich, wir lernen uns heute erst einmal ein bisschen besser kennen und heben uns das Lektorengespräch für nächstes Mal auf.«
    Er starrte sie an. »Ist das Ihr Ernst?«
    »Aber ja. Wenn Sie nichts dagegen haben.«

    Er legte den Kopf schief. »Sie sind wirklich ein komischer Vogel. Eine Lektorin, die nicht über mein Buch sprechen will. So etwas ist mir ja noch nie untergekommen. Und worüber würden Sie gern reden, Ms. Eisner?«
    Leigh freute sich. Während der Reise nach Curaçao war sie zwar nicht wirklich dazugekommen, ihre Verlobung zu feiern, aber dafür hatte sie genügend Zeit gehabt, sich eine Strategie für den Umgang mit Jesse Chapman zu überlegen. Sie wusste, dass sie von Anfang an den Ton angeben musste. Und das konnte sie nur, wenn sie das Tempo und den Inhalt ihrer Gespräche bestimmte. Er hatte sich von diesem Lunch erwartet, dass ihn die neue Lektorin seines neuen Verlags gespannt nach seinem neuen Buch ausfragen würde. Und genau deshalb spielte sie die Gleichgültige.
    Als sie mit den Vorspeisen fertig waren (Salat mit gegrillten Rindfleischstreifen für ihn, Felsenbarsch auf Kräuterbett für sie), unterhielten sie sich

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