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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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über alles Mögliche, nur nicht über das Schreiben. Leigh erfuhr, dass Jesse ursprünglich aus Seattle stammte und nach Südostasien gegangen war, weil ihm die Stadt aufs Gemüt schlug. Dort hatte er sich zehn Jahre lang mit verschiedenen deprimierenden Jobs mehr recht als schlecht über Wasser gehalten. Er erzählte ihr, was für ein Schock es für ihn gewesen war, als Entzauberung auf der Bestsellerliste landete, was für ein unwirkliches Gefühl, Millionen mit einem Buch zu verdienen, das für ihn kaum mehr als ein Reisetagebuch darstellte. Wie verrückt die Partyszene in New York war, wenn man jung, erfolgreich und ganz plötzlich sehr, sehr reich war. Nach nicht einmal einer Stunde hatte Leigh den Eindruck, dass sich etwas zwischen ihnen entwickelte, was nicht nur für sie, sondern auch für ihn ungewöhnlich war. Es hatte - natürlich - nichts mit Liebe zu tun, sondern mit einer intimen Vertrautheit. In einem achtlos hingeworfenen Nebensatz erwähnte Jesse dabei auch, dass er verheiratet war.
    »Sie sind verheiratet?«, fragte Leigh.

    Er nickte.
    »Sie haben eine Frau?«
    »Das ist normalerweise Teil der Definition, ja. Überrascht Sie das?«
    »Nein. Oder doch, ja. Ich bin nicht überrascht, dass Sie verheiratet sind, aber... nun ja, dass ich davon nirgendwo etwas gelesen habe.«
    Jesse grinste. Er sah viel, viel besser aus, wenn er lächelte. Jünger und nicht so abgekämpft. Er warf einen Blick auf ihre linke Hand und zog die Augenbrauen hoch. »Wie ich sehe, wollen Sie demnächst auch in den Ehehafen einlaufen.«
    Sie wusste selbst nicht, warum, aber sie wurde plötzlich nervös. Nervös und verlegen.
    »Nachspeise gefällig?«, fragte sie und tat so, als würde sie sich in die Dessertkarte vertiefen.
    Jesse bestellte einen Espresso für sie mit, ohne sie zu fragen. Was Leigh einerseits irritierend, andererseits aber auch sehr sympathisch fand. Hätte sie die Wahl gehabt, hätte sie sich einen Pfefferminztee bestellt. Trotzdem fühlte sie sich wohl dabei, dass er ihr die Entscheidung abnahm.
    »Und jetzt zu Ihnen, Ms. Eisner. Erzählen Sie doch mal. Welches große Buch haben Sie zuletzt lektoriert? Vor meinem, natürlich.«
    »Ob Ihr Buch ein großes ist oder wird, bleibt abzuwarten, Mr. Chapman. Wir sind jedenfalls schon alle sehr gespannt.«
    »Genau wie ich - auf die Frau, der ich es anvertraue.«
    »Was möchten Sie denn wissen?«
    »Welche anderen Autoren betreuen Sie, und welche mögen Sie am liebsten? Welches Buch hat Ihnen besondere Freude gemacht?«
    »Die Antworten auf Ihre Fragen können Sie sich vermutlich selber geben.«
    »Und das heißt?«
    Leigh antwortete nicht gleich. Sie überlegte sich schnell die
Konsequenzen, die es möglicherweise haben würde, wenn sie ganz offen mit ihm sprach. Ehrlichkeit war ihr kein moralisches Anliegen, es kam ihr nur lächerlich vor, ihm keinen reinen Wein einzuschenken, und deshalb sagte sie: »Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben und ganz genau wissen, dass Sie mein bislang erfolgreichster Autor sind, und zwar mit weitem Abstand. Außerdem werden Sie wissen, dass mein Chef und meine Kollegen und vermutlich die gesamte Verlagswelt der Meinung sind, dass ich viel zu unerfahren bin, um Ihr Buch zu lektorieren.«
    Jesse kippte seinen Espresso hinunter. »Und was denken Sie, Leigh?«, fragte er mit dem Anflug eines Lächelns.
    »Ich denke, Sie haben es satt bis obenhin, dass man Ihnen Honig ums Maul schmiert. Ich weiß nicht, warum Sie die letzten sechs Jahre untergetaucht waren, aber bestimmt nicht nur deshalb, weil Sie von der Partyszene die Nase voll hatten oder was sich die Klatschreporter sonst noch für Erklärungen aus den Fingern gesogen haben. Ich glaube, Sie wollen einen neuen Anfang wagen, und dafür brauchen Sie einen Lektor, der nichts zu verlieren hat. Jemanden, der jung und hungrig ist und bereit, ein Risiko einzugehen.« Sie hielt inne. »Wie mache ich mich?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Danke.« Im Zusammenwirken von Adrenalin, Nervosität und Überreiztheit fühlte sie sich auf angenehme Weise in eine Art Rausch versetzt.
    »Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wie ein arrogantes Arschloch anhöre«, sagte er. »Ich bin überzeugt, dass ich mich für die Richtige entschieden habe.«
    »Der Meinung bin ich auch.« Sie nickte.
    Jesse ließ sich die Rechnung bringen und reichte sie postwendend an Leigh weiter. »Das Essen geht doch vermutlich auf Brook Harris?«
    »Selbstverständlich.« Sie legte ihre nagelneue

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