Ein Ring von Tiffany - Roman
begriffen, wie es geht, und bist wieder nach oben gepaddelt. Ein
bisschen Wasser in der Nase hinterlässt ja wohl kein bleibendes Trauma, oder?« Nicht gerade die Methode, die der Kinderpsychologe empfiehlt, aber ohne Frage effektiv.
Nachdem sie zehn Bahnen geschwommen war, ließ sie sich von einem muskulösen Hotelangestellten dankbar ein zusammengerolltes Strandhandtuch geben, belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln und legte sich wieder auf ihre Liege. Emmy knickte als Lesezeichen ein Eselsohr in die Seite ihres Buchs und legte es weg.
»Adriana de Souza! Wieso wissen wir noch nichts davon? Jetzt sind wir schon... wie lange auf Aruba?«
»Bonaire!«, verbesserten Leigh und Adriana sie im Chor.
Emmy brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ist doch egal. Wir sind schon zwei volle Tage auf Bonaire, und du kommst jetzt erst dazu, es uns zu erzählen? Was bist denn du für eine Freundin?«
»Noch ist es nicht spruchreif«, antwortete Adriana langsam und genüsslich. Wie sie es liebte, Informationen für sich zu behalten, um im wirkungsvollsten Moment damit herauszurücken. »Aber ich glaube, er hat Potenzial.«
»Potenzial? In den Illustrierten nennen sie ihn nur den ›George Clooney für die intelligente Frau‹. Attraktiv, gebildet, hetero, unverheiratet …«
»Geschieden«, verbesserte Emmy.
Leigh tat ihren Einwurf mit einer ungeduldigen Geste ab. »Ein Fehler mit Anfang zwanzig. Die Ehe hat gerade mal sechsunddreißig Monate gehalten, und Kinder sind auch keine dabei herausgekommen. Eigentlich geht er kaum als Geschiedener durch.«
Adriana pfiff durch die Zähne. »Ihr kennt euch ja ziemlich gut aus mit ihm. Soll das heißen, ihr seid einverstanden?«
Einträchtiges heftiges Kopfnicken.
»Und jetzt erzähl uns von ihm«, sagte Emmy, der es offenbar recht war, nicht länger im Zentrum des Interesses zu stehen.
Adriana richtete ihren feucht schimmernden Luxuskörper auf, um das Polster zurechtzurücken, und schon entstieg einer benachbarten Liege ein sehnsuchtsvoller Seufzer. »Lasst mal sehen. Seine Biographie kennt ihr ja schon, also brauch ich mich damit nicht aufzuhalten. Hm, okay. Er ist wirklich ein Schatz. Ich habe ihn vor zwei Wochen bei den Dreharbeiten von The City Dweller kennengelernt.«
Leigh drehte sich auf den Bauch und hakte ihr Bikinioberteil auf. »Was hattest du denn da zu suchen?«
»Gilles hat mich mitgenommen. Eigentlich sollte ich Angelina und Maddox treffen, und stattdessen hab ich dann Toby kennengelernt.« Adriana gab eine wortwörtliche Schilderung ihres Gesprächs mit Toby zum Besten. Hier und da flocht sie einen Satz ein, um dem Ganzen etwas mehr Farbe zu geben, aber sie ließ keinen einzigen aus. Als sie fertig war, legte sie die Lippen verführerisch um ihren Strohhalm und sog an ihrer Margarita. Sie war sich nicht ganz sicher, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie von einer Gruppe schnuckeliger Typen, die auf der anderen Poolseite saßen, beäugt wurde.
»Und du meinst wirklich, er meldet sich bei dir?«, fragte Emmy mit ernsthafter Sorge in der Stimme.
Leicht verärgert über diese Zweifel, fauchte Adriana: »Aber natürlich ruft er an. Warum denn nicht?«
»Hui, da hat Emmy doch nicht etwa an einen wunden Punkt gerührt?«, sagte Leigh.
»Wie bitte? Du meinst doch wohl nicht wegen Yani? Den hab ich ja so was von abgehakt.« Adriana streckte die Beine aus und drückte die Zehen durch.
»Wieso? Hat sich mit Yani was Neues ergeben?«, wollte Emmy wissen. »Wieso bin ich immer die Letzte, die irgendwas erfährt?«
Adriana seufzte. »Müssen wir dauernd darauf herumreiten? Ich hab ihm nach der letzten Stunde meine Telefonnummer gegeben und ihm gesagt, dass er mich anrufen soll.«
»Und?«
»Er hat sie mir zurückgegeben.« Adriana klang extrem gelangweilt, aber ihre Freundinnen kannten sie besser: Die schnöde Abfuhr war ein harter Schlag für sie gewesen. Mehr denn je war sie davon überzeugt, dass sie sich dringend einen Ehemann suchen musste. Dadurch, dass Yani ihr einen Korb gegeben hatte - noch vor wenigen Jahren völlig undenkbar -, sah sie ihre Befürchtung bestätigt, dass sich ihr Zeitfenster allmählich schloss.
»Hat er gesagt, warum?«
»Nein, bloß, es täte ihm leid, aber er könnte keinen Gebrauch von der Nummer machen.«
»Das hat er doch bestimmt nur gesagt, weil...«
»Ich bitte dich«, sagte Adriana mit einer lässigen Handbewegung und einem extrem gelangweilten Lächeln. »Was interessiert mich der Typ? Yani, der
Weitere Kostenlose Bücher