Ein Ring von Tiffany - Roman
hier lief? Es war doch klar wie Kloßbrühe, dass sie sich in den Kerl verguckt hatte - der übrigens ein ausgemachtes Arschloch zu sein schien. Bei der ganzen Sache konnte Emmys Meinung nach nichts Gutes herauskommen. Außerdem irritierte es sie, dass Leigh mit Russell so einen Supertypen an Land gezogen hatte und ihn offenbar nicht im Entferntesten so zu schätzen wusste, wie sie eigentlich sollte.
Leigh sah auf. »Bei mir zu landen? Emmy, er ist mein Autor . Natürlich nicht.«
»Und du bist verlobt«, merkte Emmy an.
»Logisch! Ich dachte, das verstünde sich von selbst.«
Adriana goss allen ein weiteres Glas Wein ein und sagte: »Hey, ihr Süßen, nun beruhigt euch mal. Ich bin mir sicher, dass Mr. Jesse Chapman seine lüsternen Finger nicht von Leigh lassen kann. Schließlich ist er nicht gerade für sein Mönchsdasein bekannt, und Leigh ist eine wunderschöne Frau. Aber dafür kann sie ja nun mal nichts. So, könnten wir jetzt dann bitte mal über mich reden? Ich muss euch nämlich was zeigen.«
Sie kramte in ihrer gesteppten Chanel Hobo Bag und zog ein Samtkästchen heraus. »Guckt euch das an. Die sind von Toby oder besser gesagt, von Tiffany.«
Die Mädels beugten sich vor und begutachteten die traumhaften Ohrringe.
»Der Wahnsinn«, erklärte Leigh und legte ehrfürchtig ihre Linke darauf.
Als sie Leighs glitzernden Verlobungsring und Adrianas Saphirohrringe so nebeneinander sah, fragte sich Emmy unwillkürlich, ob ihre Freundinnen sich neben aller Verzückung über die Klunker eigentlich bewusst waren, wie glücklich sie sich preisen konnten, hinter dem Schmuck die entsprechenden liebenden Männer zu haben. Sie würde mit Freuden auf alle Diamanten der Welt verzichten, wenn sie bloß den einen Einzigen finden könnte, der für sie bestimmt war. Oder, eigentlich, denjenigen behalten , der für sie bestimmt war. Wenn alles so gelaufen wäre, wie sie es immer durchgesprochen hatten, würden sie und Duncan jetzt ihre Hochzeit planen.
»Toby hat sich daran erinnert, wie sehr ich sie auf einem alten Foto von Salma Hayek bei der Topgala bewundert habe. Es sind genau die, die sie da getragen hat.«
Emmy stieß einen Pfiff aus. »Den musst du dir warmhalten, Adi. Echt eine Frechheit, dass Leigh ihn kennt und ich nicht. Wann kriege ich ihn endlich zu Gesicht?«
»Die nächsten Wochen ist er bei einem Dreh in Toronto, aber kommenden Monat will er eine Riesendinnerparty zu
meinem Geburtstag schmeißen. Ich habe ihm gesagt, dass drei-, dass dieses Alter kein Grund zum Feiern ist, aber er besteht darauf. Wo geht man denn da am besten hin?«
Die Mädels schwatzten sich durch die gesamte Folge von Grey’s Anatomy , eine Wiederholung von Entourage und Teile von To Catch a Predator auf Dateline. Eben waren sie drauf und dran, sich auch noch Notting Hill auf Oxygen Network reinzuziehen, als Emmy verkündete, sie sei fix und fertig und müsse am nächsten Tag früh aufstehen, und so sehr sie sich auch freue, dass alle zu ihr gekommen wären, sei es jetzt doch an der Zeit, für heute Schluss zu machen. Leigh und Adriana wirkten überrascht, aber nicht sonderlich besorgt, und ein paar Minuten später, nachdem sie ihren Kram zusammengepackt und sich zum Abschied umarmt hatten, war Emmy glücklich allein.
Ihr war an diesem Abend einfach nicht nach dem üblichen Geplapper zumute. Sie hatte schlechte Laune und fühlte sich ohne rechten Grund ein bisschen traurig. Glatt gelogen , sagte sie sich, als sie ihren Pony mit Haarklammern nach hinten steckte und ihr Gesicht einer Katzenwäsche unterzog. Ein paar Stunden zuvor hatte Izzie angerufen und ihr mitgeteilt, dass Kevin und sie einen Jungen bekämen. Als Emmy (aufrichtig) begeistert lossprudelte und fragte, ob sie als Namen immer noch Ezra in Betracht zögen, lachte Izzie und sagte, aus irgendeinem Grund schiene Kevin sich auf Dylan versteift zu haben. Dylan mit D wie Duncan. Duncan, der - wenn man ihn denn je soweit bekam, übers Kinderkriegen zu reden - darauf bestand, dass seine Kinder ausschließlich Jungs sein und ausschließlich nach ihm benannt werden würden. So lange war sie so tapfer gewesen, hatte jeder, aber auch jeder Versuchung widerstanden, aber an diesem Abend spürte sie, wie ihre Willenskraft erlahmte. Erst Izzies frohe Babybotschaft und dann der Blick, den Leigh und Adriana gewechselt hatten, als der Name Duncan fiel - Emmy ging ihr Verflossener nicht mehr aus dem Kopf. Ihr wurde klar, dass er womöglich mit der Trainerin durchgebrannt
war oder,
Weitere Kostenlose Bücher