Ein Ring von Tiffany - Roman
zählt eigentlich nicht. Aber ich stimme dafür - als Geste des guten Willens und der Ermutigung -, dass er zählen soll.«
»Ich unterstütze den Antrag. Zähl ihn als Südamerika. Aber auf jeden Fall: zähl ihn.«
Adriana kniff Emmy in die Wange. »Gratuliere, querida . Einer erledigt - zwei, wenn wir Duncan als Nordamerika zählen - und noch fünf vor dir.«
Beim Klang von Duncans Namen spürte Emmy ein Knistern in der Luft, und sie hätte schwören können, dass Adriana und Leigh vielsagende Blicke wechselten, aber sie ignorierte beides. Ihre Freundinnen glaubten nicht, dass sie wirklich über Duncan hinweg war, das wusste Emmy, und allmählich war sie es leid, immer wieder aufs Neue zu versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen. »Tja, damit wäre ich dann wohl von meiner Monogamiesucht geheilt. Und ich weiß es zu schätzen, dass ihr zwei mir auf meinem Weg in die Hurerei die Stange haltet.«
Die Mädels stießen mit ihren Weingläsern an. Emmy gab telefonisch ihre übliche Sushibestellung auf (dreimal Misosuppe, zweimal Sushi und einmal Sashimi als Hauptgericht plus ein Topf extrascharfe Sauce zum Dippen), und Leigh programmierte den DVD-Recorder so, dass er Grey’s Anatomy direkt aufnahm und sie keine Zeit mit Werbung verschwenden mussten. Eine halbe Stunde später, nachdem Emmy ein weiteres Mal
hinuntergehastet war, um den Mann vom Lieferservice einzulassen, und bei ihrer Rückkehr Adriana dabei erwischte, wie sie Otis’ Käfig fünf Etagen über der Straße aus dem Fenster baumeln ließ, machten die Mädels sich mit ihren Stäbchen fröhlich über alles Essbare in Sichtweite her und nahmen Flasche Nummer zwei von Emmys Lieblingswein - Gewürztraminer - in Angriff.
»Wie geht’s Russell?«, fragte Emmy in der Hoffnung, Leigh ein bisschen aus der Reserve zu locken. Sie konnte es einfach nicht lassen, obwohl sie sich nach all den Jahren mit Leighs Zurückhaltung in privaten Dingen einigermaßen abgefunden hatte.
»Was?«, fragte Leigh, die mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders war. »Russell? Ach, dem geht’s gut. Großartig. Er interviewt diese Woche Tony Romo, damit ist er mehr als beschäftigt.«
Adriana tunkte ein Stück Gelbschwanzsushi in die Sojasauce und ließ es in ihrem Mund verschwinden. »Emmy hat gesagt, ihr hättet den Termin für die Hochzeit schon so gut wie festgemacht?«
Leigh nickte. »April.«
»April? Echt? Schon so bald!« Emmy staunte. Da sie sich nach gerade mal einem Jahr verlobt hatten, war sie davon ausgegangen, dass sie mit dem Heiraten zumindest bis zum folgenden Sommer warten würden. Es freute sie, dass sich Leigh also offenbar doch allmählich mit der Sache anfreundete.
»Ja, es war definitiv nicht meine erste Wahl, aber es ist schon okay so.«
»Wieso?«
»Ich weiß nicht; ich wollte eigentlich immer gern im Herbst heiraten. Außerdem geht mir das alles ein bisschen zu schnell. Und Jesses Buch soll ziemlich genau um den Dreh erscheinen, das wird also der pure Wahnsinn. Aber meine Eltern beharren darauf, dass es auf zwei Jahre hinaus das einzige Wochenende ist, in dem das Klubhaus frei ist, weil irgendwer abgesagt hat,
und es passt in die Reisepläne von Russells Familie, also machen wir es so. Spielt ja auch letztlich keine große Rolle.« Sie zuckte mit den Achseln.
»Klingt ganz nach strahlender Braut«, meinte Adriana.
Leigh hob erneut die Schultern. »Warum soll ich mir wegen eines Datums einen Riesenstress machen? Wir heiraten so oder so irgendwann, ist es da so wichtig, wann genau?«
»O Mann, Leigh, vor lauter Romantik kriege ich weiche Knie«, sagte Emmy. Der Satz hätte eigentlich die unbehagliche Stimmung auflockern sollen, aber irgendwie war er völlig verkehrt herausgekommen. Sie wechselte eilig das Thema. »Und wie stehen die Aktien mit Mr. Chapman? Hast du seine Frau schon kennengelernt?«
Leigh legte ihre Stäbchen weg und setzte sich im Schneidersitz hin, als hätte sie vor, eine lange Rede zu halten. »Nein, ich habe sie noch nicht kennengelernt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt existiert - ich hab in keiner einzigen Zeitung oder Zeitschrift je etwas über sie gelesen -, und ich würde es nie im Leben glauben, wenn er nicht damals beim Mittagessen erwähnt hätte, dass er verheiratet ist. Aber es ist trotzdem seltsam, weil er eigentlich nie von ihr spricht - ich weiß nicht mal ihren Namen.«
»Hat er schon versucht, bei dir zu landen?«, fragte Emmy. Wann, dachte sie, würde Leigh endlich aufwachen und erkennen, was
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