Ein Ring von Tiffany - Roman
Bewegung, bei der ihr Rücken eine fast schon obszöne Krümmung annahm. Emmy rückte näher an den Bildschirm heran. Konnte dieser Knackarsch tatsächlich ein Naturprodukt sein? Und erst die Brüste! Diese blöde Puschelzicke beugte sich vor, in einem Stringbikini mit offenbar gut gefüllten C-Körbchen, und trotzdem hing da so gut wie gar nichts! Emmy beäugte sie eine volle Minute lang und kam schließlich zu dem bedauerlichen Schluss, dass sie, nein, nicht falsch waren, sondern schlicht sehr, sehr jung. Außerdem bekamen zweiundzwanzigjährige Jungfrauen keinen falschen Busen verpasst, oder?
Klick.
Duncan machte sich auf dem Bildschirm breit. Er lag auf einer Schwimmmatte, einen gebräunten, mit neuen Muskeln bepackten Arm über die Stirn gelegt, um seine Augen vor der Sonne zu schützen. Er trug ihr unbekannte Badeshorts mit Hawaiimuster (Emmy hatte ihn angefleht, seine Altmännerbadehose mit den aufgenähten Alligatoren endlich in den Müll zu schmeißen, vergebens) und, Moment mal... war das etwa ein Waschbrettbauch ? Sie kniff die Augen zusammen. Allerdings! Duncan, der ewig käsige Moppel, der Schreibtischhocker, hatte sich vor ihrem ungläubigen Blick in einen verdammten Strandadonis verwandelt. Emmy rieb sich die Augen und kniff sie fest zusammen, doch als sie erneut hinguckte, sah Duncan immer noch fit - ja geradezu scharf - aus.
Klick.
Wieder das glückliche Paar... nebeneinander auf einer Holzbank, auf einem Taucherboot! Sie hatten einander die Hände auf die Knie gelegt und wirkten umwerfend sportlich in ihren Neoprenanzügen, deren Reißverschlüsse bis zur Taille offen standen. Das Ambiente zeugte von einem kürzlich beendeten Tauchgang - Sauerstoffflaschen und Atemregler auf einem Gestell, abgelegte Tauchermasken und Flossen und, ganz am Rand, ein weiß gekleideter Mexikaner in Shorts, der ihnen frisches Obst und Saft servierte. Emmy hatte Duncan gebeten - ja, ihn buchstäblich angebettelt , wie ihr nun mit wachsender Wut wieder einfiel -, doch einmal über Weihnachten mit ihr zum Sporttauchen auf die Bahamas zu fliegen. Er hatte sich schlankweg geweigert und sie daran erinnert, dass er den Teufel tun würde, sich in seiner kostbaren Urlaubszeit mit einer so aktiven und anstrengenden Beschäftigung wie Sporttauchen abzugeben. Er wollte nicht mal Schnorcheln gehen, der Scheißkerl, weil er keine Lust hatte, »irgendeinem weißen Hai als Beute zu dienen«.
Klick.
Brianna, die auf einem ordentlich gemachten Himmelbett saß und eine Zeitschrift las, bekleidet mit äußerst knappen, unjungfräulichen Boxershorts und einem so gut wie nicht vorhandenen Tanktop. Klick. Die beiden in Trainingsanzügen mit iPods, vom Laufen verschwitzt und mit rosigen Wangen. Klick. Duncan mit einer albernen Kussschnute vor der Kamera, wo Duncan doch nie alberne Kussschnuten machte; dazu trug er das T-Shirt mit dem Logo von Cornell, das Emmy ihm von ihrem fünfjährigen Ehemaligentreffen mitgebracht hatte. Klick. Schick angezogen für ein Dinner bei Kerzenlicht am Strand, wo sie sich offenbar an Grillfisch, Unmengen von frischem Gemüse und Weißwein gütlich taten. Klick. Klick. Klick. Emmy klickte sich durch das gesamte Album, horchte kurz in sich hinein, ob ihr nicht schon alles hochkam, und hockte sich dann hin, um wieder von vorne anzufangen.
Sie hatte eine lange, lange Nacht vor sich.
Freundlich heisst in Wirklichkeit ›zu haben und verzweifelt‹
»Adi, gerade hat der Portier angerufen und gesagt, dass dein Wagen da ist«, verkündete Mrs. de Souza, die in der Tür zu Adrianas Zimmer stand.
»Okay«, murmelte Adriana und kratzte ihre letzten Geduldreserven zusammen, um gegenüber ihrer Mutter nicht offen patzig zu werden.
»Was war das, Liebes? Hast du mich gehört? Ich habe gesagt, der Portier -«
»Ich hab’s gehört!«, sagte Adriana schroffer als beabsichtigt.
Ihre Mutter seufzte, jenen langen, ausgiebigen, dramatischen Seufzer, der fast immer einer langen, ausgiebigen, dramatischen Unterredung voranging. »Adriana, ich habe mich bemüht, Verständnis aufzubringen - das habe ich wirklich -, aber die Situation ist unhaltbar geworden.«
Adriana spürte, wie sich ihr ganzer Körper verspannte, doch bevor sie etwas sagen konnte, rutschte ihr der Lockenstab aus der Hand und fiel nach einem kurzen, aber schmerzhaften Zwischenstopp auf ihrem Oberschenkel zu Boden.
»Scheiße!«, brüllte sie, sprang auf und rieb sich die versengte Stelle.
»Adriana! Ich wünsche in diesem Haus keine Fäkalausdrücke zu
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