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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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hören.« Mrs. de Souza sprach in gedämpfterem, besänftigendem Ton weiter. »Nun komm her zu mir. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich hab mich verbrannt. Das gibt bestimmt eine Blase!«

    »Ich hol dir gleich die Brandsalbe. Aber erst möchte ich gern etwas mit dir besprechen. Ich verstehe ja, dass du -«
    »Mama, können wir bitte, bitte, bitte das Gespräch verschieben, bis ich wieder da bin? Ich bin jetzt schon spät dran, und wie du siehst, noch längst nicht fertig. Es tut mir leid wegen dem Kraftausdruck. Wirklich. Aber kann das nicht warten?«
    »Es ist nicht nur der Kraftausdruck, Adi, es ist der Ton, in dem du seit neuestem mit deinem Vater und mir redest. Ich muss dich hoffentlich nicht daran erinnern, dass das hier unsere Wohnung ist und sie uns offensteht, wann immer wir wollen. Nun, du hast uns sehr deutlich spüren lassen, dass du über unsere Anwesenheit nicht erfreut bist, aber hast du dir auch überlegt, wie wir uns dabei fühlen?«
    »Mama …«
    »Und dann natürlich noch die Ausgaben. Ich versichere dir, ich bin dieses Thema ebenso leid wie du, aber es ändert sich nichts. Das ist schlicht inakzeptabel.«
    Adriana spürte, wie der Kloß in ihrem Hals größer wurde. Fest entschlossen, nicht loszuheulen und eine Dreiviertelstunde sorgfältiger Vorbereitung zunichtezumachen, holte sie tief Luft und ging zur Tür.
    Sie hatte ehrlich vorgehabt, ihrer Mutter zu erklären, warum es gerade nicht der passende Zeitpunkt war, aber Zorn und Frust gewannen die Oberhand. Nichts konnte sie so zur Weißglut bringen wie der herablassende Blick ihrer Mutter. Also tat sie, was sie ihr ganzes Leben lang getan hatte, wenn sie sich von ihr in die Enge getrieben fühlte: Sie fing an zu brüllen.
    »WAS TREIBT DICH DAZU, MEIN LEBEN ZU RUINIEREN? ICH HABE DICH HÖFLICH GEFRAGT, OB WIR DIESE DISKUSSION VERSCHIEBEN KÖNNEN, UND DU WILLST NICHT MAL ZUHÖREN!« Sie bewegte sich auf ihre Mutter zu, die langsam in den Flur zurückwich. »ICH MACHE MICH JETZT FERTIG UND GEHE, UND DU FINDEST DICH GEFÄLLIGST DAMIT AB. JETZT. LASS. MICH. IN RUHE!«

    Sie würzte ihre Schimpfkanonade mit herzhaftem Türenknallen und fühlte sich unverzüglich wunderbar erleichtert. Natürlich war es lächerlich, in ihrem Alter herumzubrüllen und mit Türen zu knallen; eindeutig spätpubertär. Aber die Frau konnte einen dermaßen auf die Palme bringen, nicht zuletzt mit ihrem katastrophalen Gefühl für Timing. Es war schlicht unerträglich, dass ihre Eltern gestern aus heiterem Himmel aufgekreuzt waren, mit einer Vorwarnzeit, die genau der Strecke vom Flughafen zur Wohnung entsprach, und bis nach Thanksgiving bleiben wollten, einem Feiertag, den sie nicht einmal begingen! Der einzige Trost war, dass Toby nicht wie geplant ebenfalls gestern eingetroffen war (die Vorstellung, sie alle in der Lobby aufeinandertreffen zu sehen, war der Horror) und darum genügend Zeit gehabt hatte, sich ein Hotel zu suchen.
    »Ein Hotel? Ist das dein Ernst?«, hatte er überrascht gefragt, als Adriana sich erkundigte, ob sie für ihn reservieren solle oder er das selbst übernehme.
    »Ja klar, querido , natürlich ein Hotel.«
    »Ich kann ja verstehen, dass es ihnen unangenehm wäre, wenn wir zusammen in deinem Zimmer übernachten, grundsätzlich, aber meinst du wirklich -«
    »Toby, bitte!«, hatte Adriana ihn frustriert unterbrochen. »Dass du gleichzeitig mit ihnen hier wohnst, ist völlig ausgeschlossen.«
    Natürlich hatte er sich gefügt und sich im Carlyle einquartiert; Adriana brachte es nicht über sich, ihm zu erklären, dass ihre schöne Wohnung in Wirklichkeit die schöne Wohnung ihrer Eltern war, eine Tatsache, die ihm vermutlich nicht verborgen bleiben würde, wenn er mit ihnen unter einem Dach hauste. Nein, das ging schlicht und einfach nicht.
    So, und jetzt musste sie sich dringend abregen, um ihren Teint nicht zu ruinieren. Adriana setzte sich an ihren Schminktisch und verteilte getönte Tagescreme auf Stirn und Wangen. Mit einem Konturenstift umrandete sie sorgsam ihre Lippen,
wählte zum Ausfüllen einen etwas dunkleren, matten Lippenstift und verlieh dem Ganzen mit farblosem Lipgloss den gehörigen Glanz. Einmal kurz mit dem Papiertaschentuch abnehmen, was zu viel war - und fertig.
    Das nächste Problem lautete: Was zieht man zu einem abendlichen Geschäftsessen an? Oh, wie es ihr davor graute! Es war ein ungewöhnlich warmer Samstagabend im November; sämtliche Restaurants würden unter Garantie Stühle und Tische ins Freie stellen, alle

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