Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)
leise.
»Sie waren auf der Flucht, Klunk! Zwei Flüchtlinge!« Hal deutete mit dem Daumen himmelwärts. »Wahrscheinlich haben sie irgendwo aufgetankt und sind weiter zum nächsten Planeten geflogen.«
Klunks Augen flackerten. »Sie würden hier sein, haben sie gesagt.«
»Ach, wirklich? Und wo sind sie jetzt?«
»Vielleicht habe ich ihnen das falsche Programm überspielt. Vielleicht sind sie abgestürzt.«
»Vielleicht sind sie aber auch schon durch die halbe Galaxis geflogen!«, fauchte Hal.
Jerling hüstelte. »Mr. Spacejock, wären Sie vielleicht so freundlich, mir Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken?«
Hal starrte ihn finster an. »Was wollen Sie?«
»Habe ich das gerade richtig verstanden? Meine Ladung befindet sich nicht auf Ihrem Schiff?«
Hal zeigte mit einer abgehackten Handbewegung auf Klunk. »Seine Kameraden sind mit den Kisten abgehauen. Wie ich Ihnen bereits früher zu erklären versucht habe, waren da diese Männer …«
»Sie haben es verbockt, Spacejock!«, fiel ihm Jerling ins Wort. »Dafür werden meine Anwälte Sie bis aufs Blut ausquetschen!« Er warf den Zigarrenstumpen in den Zugangsschacht und stampfte zur Luftschleuse. »Ich erwarte dich in meinem Büro, Klunk.«
Nachdem die Schleusentür hinter ihm zugefallen war, streckte Klunk Hal eine Hand entgegen. »Ich bedaure, dass es so enden musste, Mr. Spacejock. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.«
Hal starrte die Hand des Roboters an, wandte ihm stumm den Rücken zu und trat an den Getränkespender. Er griff nach seinem Becher, hielt ihn unter den Zapfhahn und drückte auf den Startknopf.
»Vorräte erschöpft«, meldete der Navcom knapp.
Hal schloss die Augen. Er hatte das Gefühl, als täte sich unter seinen Füßen ein Schwarzes Loch auf. Es war ein bodenloser Abgrund ohne irgendeinen Ausgang, und während er ihn hinabstürzte, sah er immer wieder die gleichen Gesichter an sich vorbeiziehen, die ihn hämisch angrinsten: Vurdi und Brutus, Farrell und Terry, Jerling, Hafenmeister Linten und dessen Assistent Rent. Und wie eine Projektion auf der Wand des Schwarzen Loches starrte ihn das ausgebrannte Gesicht des Wartungsroboters anklagend an.
»Mr. Spacejock?«
Hal öffnete die Augen, drehte sich um und sah, dass Klunk ihm einen Fünf-Kredite-Chip hinhielt. Er starrte ihn einige Sekunden lang an und blickte dann in das sorgenvolle Gesicht des Roboters. »Ist schon in Ordnung«, sagte er schroff. »Behalt es.«
»Bitte. Ich werde damit nichts mehr anfangen können.«
»Was meinst du damit?«
Klunk schluckte mühsam. »Jerling wird mich ausschlachten lassen.«
*
Hal schoss wie ein Blitz aus der Luftschleuse der Schwarzen Möwe hervor. »Sie mörderischer Bastard!«, brüllte er.
Jerling drehte sich am Fuß der Rampe um. »Was glauben Sie, mit wem Sie reden?«
»Mit Ihnen, Sie kaltblütiger Killer! Wie können Sie nur Klunk für diesen ganzen Mist verantwortlich machen? Es war meine Schuld, dass die Ladung verschwunden ist!«
Jerling schritt langsam wieder die Rampe empor. »Mr. Spacejock, wovon reden Sie da?«
Hal deutete empört auf die Luftschleuse hinter sich. »Klunk hat mir gerade erzählt, dass Sie ihn verschrotten lassen werden.«
»Stimmt. Sie haben ihn ja schließlich mit nach Seraph genommen.«
»Was hat das denn jetzt damit zu tun?«
»Da befindet sich nun mal der Schrottplatz.«
Hal schüttelte den Kopf. »Klunk ist wegen einer Fortbildung für Piloten nach Seraph geflogen. Zu einem Institut namens Incubators oder so. Das hat er aus der Datenbank der Möwe erfahren.«
Klunk tauchte in der Schleuse hinter ihm auf. »Ich fürchte, die Verwechslung ist meine Schuld, Mr. Spacejock. Mir war nicht klar, dass die Angaben Ihrer Datenbank veraltet sind. Ich habe erst auf Seraph erfahren, dass Mullers Sohn die Fabrik seines Vaters inzwischen in ein Recyclingzentrum verwandelt hatte.«
»Warum hast du denn nie ein Wort darüber verloren, du Clown?«, wollte Hal wissen. »Ich hätte dich da raushauen können!« Er musterte Jerling mit gerunzelter Stirn. »Und warum wollen Sie ihn überhaupt verschrotten lassen? Er ist nützlicher als die meisten Menschen.«
»Ich könnte es Ihnen zwar erklären, aber ich bin mir sicher, dass Sie es nicht verstehen würden.«
Hal verschränkte die Arme vor der Brust. »Stellen Sie mich auf die Probe.«
»In Kurzform: Je länger Sie Inventar behalten, desto teurer wird seine Instandhaltung. Neues Inventar beinhaltet eine Garantiefrist, und dann
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