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Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Titel: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bellamy
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an.
    „In welchem Jahre?“ wiederholte ich dann mit schwacher Stimme.
    „Ja, bitte, in welchem Jahre. Nachdem Sie mir das gesagt haben, werde ich imstande sein, Ihnen zu sagen, wie lange Sie geschlafen haben.“
    „Es war im Jahre 1887“, sagte ich.
    Mein Gefährte nötigte mir noch einen Schluck des Trankes auf und fühlte mir den Puls.
    „Mein lieber Herr“, sagte er mir, „Ihr Benehmen läßt darauf schließen, daß Sie ein Mann von Bildung sind. Wie ich wohl weiß, war Bildung zu Ihrer Zeit durchaus nichts so Selbstverständliches wie in unseren Tagen. Als Gebildeter werden Sie wohl schon selbst die Beobachtung gemacht haben, daß in dieser Welt das eine nicht wunderbarer genannt werden kann als das andere. Alle Erscheinungen haben gleicherweise erklärliche Ursachen und gleicherweise natürliche Wirkungen. Was ich Ihnen mitzuteilen habe, wird Sie sicherlich in Erstaunen setzen. Allein ich hoffe zuversichtlich, daß es Ihre Gemütsruhe nicht allzusehr erschüttern wird. Ihrem Aussehen nach sind Sie ein junger Mann von kaum dreißig Jahren, und Ihr Befinden scheint sich nicht viel von dem jemandes zu unterscheiden, der soeben aus einem zu langen und tiefen Schlaf erwacht ist. Und doch schreiben wir heute den 10. September des Jahres 2000, und Sie haben genau gerechnet einhundertdreizehn Jahre, drei Monate und elf Tage geschlafen.“
    Ich fühlte mich wie betäubt und nahm auf das Zureden meines Gefährten einen Trank zu mir, den er mir in einer Tasse reichte. Gleich darauf wurde ich müde und sank abermals in einen tiefen Schlaf.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, flutete helles Tageslicht durch das Zimmer, das bei meinem ersten Erwachen künstlich beleuchtet gewesen war. Mein geheimnisvoller Wirt saß neben mir. In dem Augenblick, wo ich munter ward, schaute er mich nicht an. So hatte ich die beste Gelegenheit, ihn zu beobachten und über meine ungewöhnliche Lage nachzudenken, ehe er mein Wachsein bemerkte. Mein Schwindel war vorüber und mein Geist vollkommen klar. Nun fiel mir die Behauptung wieder ein, daß ich einhundertdreizehn Jahre geschlafen haben sollte. Schwach und verwirrt, wie ich bei meinem ersten Erwachen gewesen war, hatte ich sie ohne langes Fragen hingenommen. Jetzt aber erschien sie mir nur als ein alberner Versuch, mich zu täuschen. Den Grund dafür vermochte ich allerdings nicht im entferntesten zu erraten.
    Etwas Außergewöhnliches mußte sicherlich geschehen sein. Wie hätte ich sonst in einem fremden Hause, in Gesellschaft eines Fremden erwachen können? Nur erwies sich meine Phantasie als unvermögend, es weiter als zu den ausschweifendsten Vermutungen über dieses außergewöhnliche Etwas zu bringen. Sollte ich vielleicht das Opfer einer Verschwörung geworden sein? Es sah ganz danach aus. Wenn aber menschlichen Gesichtszügen zu trauen war, so durfte ich sicher sein, daß der neben mir sitzende Mann mit dem edlen, geistvollen Antlitz unmöglich an einem verbrecherischen Tun teilhaben konnte. Nun kam mir eine andere Vermutung. War ich nicht vielleicht der Gegenstand eines groben Scherzes meiner Freunde geworden? Sie konnten zufällig hinter das Geheimnis meines unterirdischen Zimmers gekommen sein und hatten mir die Gefahren des magnetischen Schlafes zu Gemüte führen wollen. Doch kam mir die Vermutung bald höchst unwahrscheinlich vor: Sawyer würde mich nun und nimmer verraten haben, auch besaß ich keine Freunde, denen ich die Sache zutrauen konnte. Trotz allem erschien die Annahme am begründetsten, daß ich das Opfer eines derben Scherzes geworden sei. Indem ich halb und halb erwartete, ein bekanntes Gesicht lachend hinter einem Stuhl oder Vorhang hervorlugen zu sehen, schaute ich mich aufmerksam im Zimmer um. Als meine Augen wieder auf meinem Gefährten haftenblieben, waren dessen Blicke auf mich gerichtet.
    „Sie haben ein schönes Schläfchen von zwölf Stunden gemacht“, sagte er heiter, „und ich finde, daß es Ihnen gut bekommen ist. Sie sehen viel besser aus. Ihre Gesichtsfarbe ist frisch, und Ihre Augen sind klar. Wie befinden Sie sich?“
    „Ich habe mich nie wohler befunden als jetzt“, erwiderte ich, indem ich mich aufrichtete.
    „Sie erinnern sich ohne Zweifel noch Ihres ersten Erwachens“, fuhr mein Gefährte fort, „und Ihres Erstaunens, als ich Ihnen sagte, wie lange Sie geschlafen hätten?“
    „Wenn ich mich recht erinnere, so sagten Sie, ich hätte einhundertdreizehn Jahre geschlafen.“
    „Ganz recht.“
    „Sie werden zugeben“, sagte ich

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