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Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Titel: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bellamy
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ich das Telephon auf acht Uhr stellen.“
    „Was heißt das?“ fragte ich.
    Er erklärte mir, daß man sich vermittels eines Uhrwerks zu jeder beliebigen Stunde durch Musik wecken lassen könnte.
    Nun zeigte sich – was sich auch in der Folge klar herausstellte –, daß ich meine Neigung zur Schlaflosigkeit zusammen mit anderen Unannehmlichkeiten des Lebens im neunzehnten Jahrhundert zurückgelassen hatte. Wie die Nacht zuvor versank ich ohne Schlafmit tel in Schlummer, sobald ich mein Haupt auf das Kissen gelegt hatte.
    Mir träumte, ich säße auf dem Thron der Abencerragen {12} in der Festhalle der Alhambra, wo ich meine Edlen und Feldherren bewirtete, die, vom Halbmond’ geführt, am nächsten Tage gegen die Christenhunde, Spaniens ziehen sollten. Sprühende Springbrunnen kühlten die Luft, die vom Blumenduft erfüllt war. Eine Schar Tänzerinnen mit herrlichen Gliedern und Rosenlippen tanzte mit berauschender Anmut nach dem Klange von Zimbeln und Saiteninstrumenten. Schaute man zu der vergitterten Galerie empor, so erhaschte man dann und wann einen Blitz aus dem Auge einer Schönen des königlichen Harems, die von oben herab ihre Blicke über die Blüte der maurischen Ritterschaft schweifen ließ. Lauter und lauter erschallten die Zimbeln, wilder und wilder drehte sich der Reigen, bis das heiße Blut der Wüstensöhne dem kriegerischen Fanatismus nicht länger zu widerstehen vermochte und die sonnverbrannten Helden von ihren Sitzen sprangen. Tausende von Klingen flogen aus den Scheiden, durch die Halle brauste der Ruf: „Allah il Allah!“; er weckte mich. Helles Tageslicht flutete durch mein Zimmer, in dem die elektrisierenden Klänge eines türkischen Marsches ertönten.
    Beim Frühstück erzählte ich Doktor Leete meinen Traum und mein Erwachen. Nicht bloßer Zufall war es, so erfuhr ich, daß mich gerade die Klänge eines Marsches geweckt hatten. Während der Morgenstunden wurden in einer der Musikhallen stets lebhafte, fortreißende Weisen gespielt.
    „Übrigens, da wir gerade von Spanien sprechen“, sagte ich, „fällt mir ein, daß ich Sie noch gar nicht gefragt habe, wie sich die Zustände in Europa gestaltet haben. Ist in den Staaten der Alten Welt auch eine soziale Umwälzung vor sich gegangen?“
    „Gewiß“, erwiderte Doktor Leete. „Die großen Länder Europas sowie Australien, Mexiko und Teile von Südamerika sind gegenwärtig genau solche Republiken wie die Vereinigten Staaten. Sie alle haben nun eine planmäßige Organisation des Wirtschaftslebens. Die Vereinigten Staaten waren seinerzeit nur die Pioniere der allgemeinen Umwandlung. Die friedlichen Beziehungen der Nationen – und andere gibt es nicht – werden durch die lose Form eines Staatenbundes gesichert, der die ganze Welt einschließt. Ein internationaler Rat regelt Handel und Verkehr der Bundesstaaten. Er entscheidet auch über die gemeinsam zu ergreifenden Maßregeln, die die noch zurückgebliebenen Völkerschaften und Rassen allmählich auf eine höhere Kulturstufe emporheben sollen. Jede einzelne Nation besitzt innerhalb ihrer Grenzen vollständige Autonomie.“
    „Wie ist es aber möglich, daß Sie ohne Geld internationalen Handel treiben?“ fragte ich. „Wenn Sie auch innerhalb der Nation ohne Geld auskommen, so brauchen Sie doch eine Art Geld, wenn Sie mit anderen Nationen in Geschäftsverkehr stehen wollen.“
    „Durchaus nicht; das Geld ist auch für die internationalen Handelsbeziehungen überflüssig geworden. Solange der Handel zwischen den einzelnen Nationen der Privatspekulation überlassen blieb, bedurfte man auch des Geldes, um die äußerst verwickelten Überführungen der Waren aus der einen in die zweite und dritte Hand und so fort durchführen zu können. Heutzutage dagegen ist der internationale Handelsverkehr Sache der Nationen, von denen jede als Ganzes, als einziger Händler im Weltverkehr steht. Heute gibt es folglich in der ganzen Welt nur etwa ein Dutzend Kaufleute, und da ihr Geschäft unter der Kontrolle des internationalen Bundesrats steht, so reicht eine ganz einfache Buchführung hin, ihren Verkehr zu regeln. Natürlich haben wir keine Zölle. Eine Nation führt nur solche Artikel ein, die nach einer Erklärung ihrer Regierung dem allgemeinen Interesse dienlich sind. Jede Nation besitzt ein besonderes Büro, das den Güteraustausch mit den anderen Nationen vermittelt. Hält es zum Beispiel dieses amerikanische Büro für notwendig, daß in einem Jahre eine bestimmte Quantität

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