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Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Titel: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bellamy
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Jahres“, erwiderte Doktor Leete, „werden die Geschäftsbücher jeder Nation einer sorgfältigen Durchsicht unterzogen. Wenn Frankreich uns schuldet, so schulden wir vielleicht einer dritten Nati on, die wiederum Frankreich schuldet und so fort. Die Differenz, die sich ergibt, nachdem der internationale Bundesrat die Rechnungen zusammengestellt und verglichen hat, ist dank unserer Wirtschaftsordnung nie bedeutend. Wie viel oder wenig sie auch betragen mö ge, so verlangt der Bundesrat, daß sie nach einigen Jahren ausgeglichen werde. Ja, wenn die Differenz zu groß wird, so steht ihm das Recht zu, jederzeit die Berichtigung des Betrags zu fordern. Man will nicht, daß eine Nation einer anderen allzuviel schulde, damit nicht Gesinnungen entstehen, die den Geist der Brüderlichkeit schwächen, der alle Nationen untereinander verbinden soll. Aus dem nämlichen Grunde kontrolliert der Bundesrat die Güter, die zwischen den Nationen ausgetauscht werden, und achtet darauf, daß sie von vorzüglicher Qualität sind.“
    „Womit aber werden die Differenzen ausgeglichen, wenn Sie kein Geld haben?“ fragte ich.
    „Mittels der wichtigsten Erzeugnisse der einzelnen Länder. Die unerläßliche Voraussetzung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen war eine Verständigung darüber, welche Erzeugnisse und in welchen Mengen diese an Zahlungs Statt angenommen würden.“
    „Noch eine Auskunft möchte ich erbitten“, sagte ich. „Sie betrifft die Auswanderung. Da eine jede Nation als geschlossene Wirtschaftsgenossenschaft organisiert ist und alle Produktionsmittel monopolisiert hat, so müßte wohl ein Einwanderer Hungers sterben, vorausgesetzt, daß seine Niederlassung überhaupt erlaubt wäre. Meiner Vermutung nach kann heutzutage von Auswanderung keine Rede mehr sein.“
    „Im Gegenteil“, erwiderte Doktor Leete. „Bei uns findet eine fortwährende Auswanderung statt, denn unter Auswanderung verstehen Sie doch wohl eine dauernde Übersiedlung nach fremden Ländern. Ein ganz einfaches internationales Übereinkommen über die gegenseitigen Entschädigungen regelt die Frage. Siedelt zum Beispiel ein einundzwanzigjähriger Mann von England nach Amerika über, so verliert England, was es für seine Erziehung und seinen Unterhalt aufgewendet hat, Amerika erhält dagegen umsonst einen Arbeiter. Es ist also natürlich, daß Amerika England dafür entschädigt. Der nämliche Grundsatz kommt in allen Fällen zu sinngemäßer Anwendung. Hat der Auswanderer seiner Arbeitspflicht fast genügt, so wird die Nation entschädigt, bei der er sich niederläßt. Was arbeitsunfähige Personen anbelangt, so erachtet man es für das beste, daß sie unter Schutz und Verantwortlichkeit der eigenen Nation bleiben; ihre Einwanderung in andere Länder ist nur gestattet, wenn ihr Vaterland ihnen vollen Unterhalt verbürgte. So geregelt, ist das Recht jedes einzelnen unbeschränkt, auszuwandern, sobald es ihm beliebt.“
    „Wie aber, wenn jemand eine Vergnügungs- oder Forschungsreise unternehmen will? Wie kann ein Fremder ein Land besuchen, dessen Bewohner kein Geld in Zahlung nehmen und ihre Existenzmittel auf Grund einer wirtschaftlichen Organisation erhalten, an der der Reisende keinen Teil hat? Seine eigene Kreditkarte hat doch sicherlich in einem fremden Lande keine Gültigkeit. Wie bestreitet er die Kosten seiner Reise?“
    „Heute gilt in Europa eine amerikanische Kreditkarte geradeso wie ehemals amerikanisches Gold“, antwortete Doktor Leete. „Und zwar genau unter derselben Voraussetzung, nämlich, daß sie in die Münze des bereisten Landes umgesetzt wird. Ein Amerikaner, der Berlin besucht, präsentiert dort seine Kreditkarte im Büro des Bundesrats und empfängt für ihren ganzen oder teilweisen Betrag eine deutsche Kreditkarte. Die Vereinigten Staaten werden dafür in entsprechender Höhe als Schuldner Deutschlands in den internationalen Geschäftsbüchern belastet.“
    „Herr West würde heute vielleicht gern im ‚Elefanten’ zu Mittag speisen“, sagte Edith, als wir den Frühstückstisch verließen.
    „So nennen wir nämlich das Speisehaus unseres Bezirks“, erklärte mir ihr Vater. „Wir lassen nicht bloß in öffentlichen Küchen für uns kochen, sondern wir nehmen auch unsere Mahlzeiten in öffentlichen Speisehäusern ein. Dort ist das Essen und die Bedienung besser, als wir sie zu Hause haben können. Nur Frühstück und Abendbrot nehmen wir daheim ein, weil es der Mühe nicht lohnt, ihretwegen auszugehen; mittags

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