Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
Mißbilligung ihrer Amtsführung zieht den Verlust des Rechts nach sich, für die Präsidentschaft zu kandidieren. Die Nation hat jedoch nur in äußerst seltenen Fällen Veranlassung, der Leistungen ihrer höheren Beamten mit anderen Gefühlen als denen der Dankbarkeit zu gedenken. Was ihre Befähigung anbetrifft, so wird wohl ihre ungewöhnliche Begabung genügend durch die Tatsache bewiesen, daß sie sich durch die Lösung verschiedenartiger und schwieriger Aufgaben von der untersten Stufe zu ihrem hohen Amt emporgearbeitet haben. Was ihre Ehrenhaftigkeit anbelangt, so sorgt schon unsere soziale Ordnung dafür, daß sie nur von einem Beweggrund geleitet werden können: von dem Wunsche, die Achtung ihrer Mitbürger zu gewinnen. Korruption ist ein Ding der Unmöglichkeit in einer Gesellschaft, die weder Armut kennt, die bestochen werden kann, noch Reichtum, der zu bestechen vermag; in einer Gesellschaft, in der von Demagogentum und Stellenjägerei nicht die Rede sein kann, weil diese Übel durch die Art und Weise ausgeschlossen sind, wie die höheren Ämter besetzt werden.“
„Über einen Punkt bin ich mir nicht ganz klar geworden“, sagte ich. „Können Künstler, Gelehrte, überhaupt Personen, die einen liberalen Beruf ausüben, zum Präsidenten gewählt werden? Und wenn dies der Fall ist, in welchem Rangverhältnis stehen sie zu den Bürgern, die im eigentlichen Wirtschaftsleben tätig sind?“
„Sie unterstehen im allgemeinen überhaupt nicht der Rangordnung, die für die Mitglieder des Arbeitsheeres gilt“, erwiderte Doktor Leete. „Nur Angehörige eines technischen Berufs, wie Ingenieure und Architekten, werden zu der Mannschaft der sogenannten produktiven Gewerbe gerechnet und sind der für sie geltenden Rangordnung unterworfen. Vertreter anderer Berufe, wie Ärzte, Lehrer, ferner Gelehrte, Künstler, Schriftsteller, die ihrer Arbeitspflicht enthoben sind, stehen dagegen gänzlich außerhalb des Arbeitsheeres. Aus diesem Grunde sind sie bei der Präsidentenwahl wohl stimmberechtigt, können aber selbst nicht als Präsident gewählt werden. Da eine der wichtigsten Amtspflichten des Präsidenten darin besteht, das Arbeitsheer zu überwachen und seine Disziplin aufrechtzuerhalten, so kann er sich seiner Aufgabe nur gewachsen zeigen, wenn er alle Grade der Organisation durchlaufen hat und Einblick in alle einschlägigen Verhältnisse besitzt.“
„Das ist sehr vernünftig“, sagte ich. „Allein wenn Ärzte und Lehrer nicht genug von der nationalen Wirtschaft verstehen, um Präsident zu werden, so ist auch andererseits, scheint mir, der Präsident nicht genug mit der Medizin und den Erziehungswissenschaften vertraut, um diese Gebiete kontrollieren und leiten zu können.“
„Das tut er auch gar nicht“, lautete die Antwort. „Zwar muß der Präsident im allgemeinen darüber wachen, daß die bestehenden Gesetze allen Klassen von Bürgern zugute kommen und von ihnen beachtet werden. Aber davon abgesehen, hat er mit den Medizinal- und Erziehungsämtern und den betreffenden Berufsgenossenschaften nichts zu tun. Diese Berufsgenossenschaften stehen unter der Leitung eines erwählten Ausschusses. Der Präsident führt dort den ständigen Vorsitz und hat die entscheidende Stimme. Dieser leitende Ausschuß ist natürlich vor dem Kongreß verantwortlich und wird durch die Ehrenmitglieder der Berufsgenossenschaften von Ärzten und Lehrern gewählt, das heißt von den in Ruhestand getretenen Ärzten und Lehrern des Landes.“
„Wissen Sie“, sagte ich, „daß die Wahl des leitenden Ausschusses durch die ehemaligen Mitglieder der Berufsgenossenschaften nur die Durchführung eines Grundsatzes im großen ist, der im kleinen in vielen unserer höheren Lehr- und Erziehungsanstalten durchgeführt wurde? Nämlich bei der Auswahl junger Leute, die eine gewisse Aufsicht über ihre Kameraden im Institut zu führen hatten?“
„Ist das möglich?“ rief Doktor Leete lebhaft aus. „Die Tatsache ist mir ganz neu und, wie ich glaube, auch den meisten meiner Zeitgenossen. Sie ist hochinteressant. Man hat viel darüber gestritten, woher die erste Idee des Verfahrens stamme, und wir bildeten uns ein, daß sie einmal etwas Neues unter der Sonne bedeute. So so …, also in manchen Ihrer höheren Lehranstalten! Das ist in der Tat interessant. Sie müssen mir mehr darüber erzählen.“
„Es ist wahrhaftig äußerst wenig mehr davon zu erzählen, als ich bereits gesagt habe“, erwiderte ich. „Zu meiner Zeit war wohl
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