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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Beruf hielt, der seinen Respekt verdiente. Bis zu seiner Pensionierung
vor fünf Jahren war mein Vater bei der Polizei von Abottsville, wo er für seine
brillanten Verhörtechniken berüchtigt war.
    »Wie alt ist
er?«
    Ich
schluckte. »Sechsunddreißig. Gerade geworden.«
    »Acht Jahre
älter als du? Das ist aber ein ganz schöner Altersunterschied, Sarah.«
    Klar doch.
Ein Glück, dass er die Wahrheit nicht mal ahnte. »Das ist mir gleichgültig.«
    »Sein Anzug
war ziemlich teuer. Geld hat er also?«
    »Sicher.«
Ich leerte ein zweites Glas Wein, ohne Luft zu holen.
    »Hast du
schon eine neue Arbeit gefunden?«
    »Nein, noch
nicht.«
    »Willst du
damit etwa sagen, dass du dich von deinem reichen Freund aushalten lässt?«
    »Ich hätte
gern noch etwas Wein!«, rief ich. Meine Mutter eilte heran und füllte mein Glas
auf.
    Die Miene
meines Vaters wurde weicher, als er mir die Hand auf die Schulter legte. »Es
tut mir leid, falls du den Eindruck bekommen hast, ich würde vorschnell
urteilen. Ich will doch nur das Beste für mein kleines Mädchen.« Dann kniff er
die Augen wieder zusammen und betrachtete erneut das zur Diskussion stehende
Subjekt. »Er strahlt irgendwie etwas Merkwürdiges aus. Als wäre irgendetwas mit
ihm nicht so ganz in Ordnung. Aber du bist glücklich mit ihm, stimmt’s?«
    »Es ist
geradezu ekstatisch.«
    Er sah mich
streng an. »Wie lautet die Regel für Sarkasmus in diesem Haus?«
    »Nur an
Samstagen?«
    »Sarah ...!«
    »Dad, was
willst du hören? Ich liebe Thierry. Ich wollte, dass Mom und du ihn
kennenlernt. Er ist wirklich großartig.«
    Er nickte
und beobachtete, wie meine Mutter auf Thierry und ein paar meiner Tanten
zuging, um ihnen Käse und Cracker anzubieten. Die Tanten nahmen etwas, Thierry
dagegen lehnte dankend ab.
    »Habt ihr
vor, euch zu verloben?«
    Ich würgte
etwas an meinem letzten Schluck Schaumwein. »Nicht in nächster Zeit.«
    Er runzelte
die Stirn. »Warum nicht? Möchte er sich nicht zu dir bekennen?«
    »Könnten wir
jetzt bitte mit diesem Fragespiel aufhören und über etwas anderes sprechen?«
    Meine Mutter
kam mit dem Tablett mit Käse und Crackern zu uns. »Worüber wollt ihr sprechen?«
    »Sarah und
Thierry haben nicht vor, sich zu verloben«, erklärte mein Vater. »Womöglich ist
er nicht der Heiratstyp.«
    Meine Mutter
sah verwirrt aus. »Aber Sarah, wieso vergeudest du deine Zeit mit jemandem, der
dich nicht heiraten will? Du bist zwar noch jung, aber die Zeit vergeht
schnell. Du weißt doch, was man über die Kuh und die Milch sagt, nicht?«
    »Mom ...«
    »Du gibst
doch deine Milch nicht etwa umsonst weg, oder, Darling?«
    Ich seufzte
schwer. »Was hat eine Hochzeit schon für eine Bedeutung? Ich meine, jetzt mal
im Ernst. Es ist doch nur ein Stück Papier. In manchen Fällen auch ein sehr
altes Pergament mit einem Siegel unten, oder wie das halt die Beamten im 14.
Jahrhundert so gemacht haben. Es hat überhaupt keine Bedeutung. Ich finde
unsere Beziehung gut, wie sie ist.«
    »Aber du
hast immer von der perfekten Hochzeit geträumt«, beharrte meine Mutter. »Mit
einem weißen Kleid und einer langen Schleppe und weißen Tauben, die am Ende der
Zeremonie in den Himmel flattern!«
    »Träume
können sich ändern«, sagte ich, und das meinte ich tatsächlich so.
    »Ich glaube,
ich weiß, was hier los ist.« Mein Vater verschränkte die Arme. »Er ist
verheiratet, hab ich recht?«
    Meine Augen
wurden rund vor Staunen. Mein Dad war wirklich ein verdammt guter Polizist.
    Mom rang
nach Luft und schlug die Hand vor den Mund. »Nein! Er ist verheiratet? Mit
einer anderen Frau? Sarah, was um Himmels willen denkst du dir denn bloß
dabei?«
    Anstatt
meinem ersten Impuls zu folgen und den Sekt auf die hellgrüne Auslegeware zu
spucken, sah ich zu Thierry hinüber, der vom Tantenclub umringt war. Sie hatten
eine Kassette in den Videorekorder geschoben und schreckten nicht davor zurück,
ihm mein peinlichstes Geheimnis zu zeigen, genauer, den einzigen Werbespot, den
ich als angehende Schauspielerin jemals gedreht hatte. Ich hatte keine Ahnung
gehabt, dass dieses Machwerk überhaupt noch existierte.
    »Fühlen Sie
sich frisch wie der Morgentau«, sagte mein zwanzigjähriges, erheblich
langhaarigeres Ich mit einem breiten, strahlenden Lächeln. »Mit den
parfümierten Maxibinden von Daisy-Frisch brauchen Sie sich nie Sorgen zu
machen, dass Sie vielleicht nicht so wundervoll sind, wie Sie es sein könnten!«
    Eins war
klar: Es konnte kaum noch schlimmer kommen.
    Ich

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