Ein Sarg für zwei
werde
ihnen erklären, warum es bei uns anders ist, und ihnen sagen, dass Veronique
keine Rolle mehr spielt und so weiter. Sie werden das bestimmt verstehen.«
Andererseits,
ich selbst verstand es ja nicht einmal richtig. Wieso also konnte ich hoffen,
dass meine Eltern dafür Verständnis haben würden?
Thierry
schüttelte den Kopf. »Es ist nicht in Ordnung.«
Ich zuckte
mit den Schultern und sah auf die Uhr. Es war schon nach sechs. »Mach dir
deshalb keine Sorgen. Mir ist klar, dass sich dieses Problem nicht ohne
weiteres lösen lässt, dass es unmöglich ist, aber das ändert nichts an meinen
Gefühlen für dich.«
Thierry
blickte konzentriert auf die Straße. »Es ist nicht unmöglich.«
Ich runzelte
die Stirn. »Was hast du gesagt?«
Wir hatten
die Innenstadt von Abottsville gerade hinter uns gelassen. Thierry fuhr rechts
ran und hielt neben einem ziemlich großen Gebäude in Form eines Hotdogs, in dem
im Sommer tatsächlich Hotdogs verkauft wurden, und starrte in den Park
gegenüber. Dann drehte er sich zu mir um und sah mich aus seinen silberfarbenen
Augen an. »Ich habe gesagt, dass es nicht unmöglich ist.«
»Ich
verstehe nicht, was du meinst.«
Er
schluckte. »Veronique ist schon so lange ein Teil meines Lebens, dass ich kaum
noch weiß, wie es war, als ich sie nicht kannte.«
Ich
fröstelte unwillkürlich. »Natürlich. Du kennst sie ja praktisch seit der
Steinzeit. Außerdem ist sie absolut hinreißend, perfekt und zudem stets
superelegant gekleidet. Und sie spricht fließend Französisch.«
»Das habe
ich nicht gemeint.« Er runzelte tief die Stirn. »Früher wurden die meisten
Hochzeiten arrangiert oder aufgrund irgendwelcher Konventionen geschlossen. Man
musste sich keine Sorgen machen, dass man sich eines Tages nicht mehr lieben
würde oder sich scheiden lassen wollte, denn die Liebe spielte bei diesen
Vereinbarungen selten eine Rolle.«
»Heute endet
eine von zwei Hochzeiten mit einer Scheidung«, sagte ich und kam mir merkwürdig
vor. Mir war nicht wohl dabei, hier im Auto zu sitzen und über Hochzeiten zu
reden. Außerdem waren wir jetzt wirklich ziemlich spät dran für das
Schultreffen.
Meine Wunde
juckte.
»Eine
entmutigende Statistik«, erwiderte er.
Ich lächelte
gezwungen. »Thierry, du brauchst jetzt nicht analytisch zu werden. Ich verstehe
deine Lage.« Nicht wirklich . »Ich weiß, dass du dich nicht von Veronique
scheiden lassen kannst, selbst wenn du wolltest.«
»Und genau
das stimmt nicht so ganz.« Er lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Ich habe
verschiedene Personen in der katholischen Kirche kontaktiert, Vampire
natürlich, die jetzt nach einer Möglichkeit suchen, die Ehe zwischen Veronique
und mir zu annullieren.«
Mein Herz
schlug auf einmal schneller. »Eine Annullierung ?«
»Ja.«
Selbst der
Begriff fassungslos würde meine Gefühle in diesem Moment nicht einmal annähernd
beschreiben. Ich zwang mich, meinen Mund zu schließen. »Nach sechshundert
Jahren Ehe? Ist das denn überhaupt möglich?«
Er nickte.
»Meine Ehe mit Veronique ist lange vorbei. Es würde mich überraschen, wenn sie
etwas dagegen einzuwenden hätte. Wir sind sehr verschieden und wollen ganz
unterschiedliche Dinge. Sie wünscht sich ein aufregendes Leben voller Schönheit
und umgeben von jungen, attraktiven Männern in Europa.«
Ich
schluckte heftig. »Und was willst du?«
Er begegnete
gelassen meinem Blick. »Dich«, erwiderte er schlicht.
Ich öffnete
den Mund ein bisschen, brachte jedoch keinen Ton hervor. Eine Weile war es ganz
still im Wagen.
Er verzog
die Mundwinkel. »Habe ich dich sprachlos gemacht? Ich wusste nicht, dass das
überhaupt möglich ist.«
Ich holte
Luft. »Thierry ...«
»Ich weiß,
dass es dich extrem stört, welche Rolle sie in meinem Leben spielt. Das erkenne
ich an deinem Blick, wenn ich von ihr rede oder wenn Veronique in der Stadt
war.« Er strich mir die dunklen Haare aus der Stirn und schob sie hinter mein
linkes Ohr. »Die Beziehung zwischen mir und Veronique ist bereits seit vielen,
vielen Jahren zu Ende, nur eben nicht offiziell. Doch genau darum bemühe ich
mich zurzeit.«
Er rutschte
etwas von mir zurück und schob eine Hand in die Innentasche seiner Jacke. »Ich
kann dir im Moment noch keinen richtigen Antrag machen, zumindest keinen, den
deine Eltern akzeptieren würden, aber ich kann dir etwas versprechen.«
Ich blickte
nach unten auf seine Hand. Darin lag ein Ring. Ein wundervoller Ring, der
ringsum mit Diamanten besetzt
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