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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Eventuell
hatte ich das, was mir passiert war, nicht so vollständig verarbeitet, wie ich
gedacht hatte. Der Pflock selbst machte mir nichts aus. Aber ich kannte jetzt
das Gefühl, wie es war, erstochen zu werden, wie es sich anfühlte, dem Tod ganz
nah zu sein.
    Gepfählt zu
werden war die schrecklichste Erfahrung meines Lebens gewesen.
    »Ich habe gesagt,
dass es mir leidtut. Was willst du noch von mir?«, fragte ich.
    »Das ist
eine sehr gute Frage. Beginnen wir damit, dass du mir genau erzählst, wie es
sich anfühlt, zu den Bösen zu gehören.«
    »Ich gehöre
nicht zu den Bösen!«
    Ihr kühles
Lächeln wurde breiter. »Es gibt so vieles, das du nicht weißt, Sarah, und dein
Freund hat noch nicht einmal angefangen, dich in die Materie einzuführen. Aber
ich schätze, er ist zu beschäftigt damit, dein köstliches Blut zu trinken, was?
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er völlig durchdreht und dir den Hals
aufreißt, bevor du das Gleiche mit ihm tun kannst. Ich habe gehört, dass er im
Beisein mancher Frauen gewisse Probleme hat, seine Reißzähne bei sich zu
behalten.«
    Ich kniff
die Augen zusammen und fand meine Sprache wieder, als sie Thierry erwähnte.
    »Lass
Thierry aus dem Spiel. Ich weiß nicht, woher du dein Wissen beziehst, aber
unser Leben geht dich verdammt noch mal überhaupt nichts an.«
    »Ich hatte
dir gegenüber bereits die Nachtwandler erwähnt. Hast du etwas über sie
herausgefunden?«
    Meine
Aufmerksamkeit war nach wie vor auf den Pflock gerichtet. »Hauptsächlich, dass
sie nicht mehr existieren.«
    »Nachtwandler
können das Sonnenlicht nicht ertragen, es verlangt sie nach dem Blut von
Menschen, deren Fleisch noch warm ist und deren Herzen noch schlagen. Kreuze
und Weihwasser schrecken sie ab. Und ja, sie wurden ausgelöscht.« Das Licht der
Straßenlaterne über uns flackerte. »Thierry hat Seite an Seite mit den Jägern
darum gekämpft, sie zu vernichten, oder zumindest einen Großteil von ihnen.
Nach dem, was ich gehört habe, war er der Kopf einer Interessengemeinschaft von
Vampiren.«
    Plötzlich
schien es im Park deutlich kälter geworden zu sein. Thierry war der Vampir, der
ursprünglich den Ring gegründet hatte - den Vampirrat -, aber er hatte die
Führung vor hundert Jahren abgegeben. »Ich glaube dir kein Wort.«
    »Er merkte,
dass diese Nachtwandler für Vampire und Menschen gleichermaßen gefährlich
waren. Ehrenhaft und mutig, wie er ist, hat er sich heimlich mit den Anführern
der Jäger getroffen, um ihnen Informationen zu geben, die geholfen haben, diese
grässlichen Vampire zu beseitigen. Vielleicht war sein Tun richtig. Vielleicht
war es das Beste so. Aber wenn du mich fragst, hat das etwas von Völkermord,
findest du nicht? Es war Teil seiner Abmachung mit den Jägern, dass sie die
anderen Vampire in Ruhe lassen würden, aber Jäger halten sich nicht an
Abmachungen, stimmt’s?«
    Ich
verschränkte die Arme. Obwohl mir die Temperatur nicht mehr viel ausmachte, war
mir auf einmal kalt bis auf die Knochen. »Wenn es stimmt, was du mir über diese
Nachtwandler erzählst, war das in etwa vergleichbar, als hätte man einen Haufen
Kakerlaken vernichtet. Es war kein großer Verlust für die Welt. Ich glaube
nicht, dass Thierry etwas Falsches getan hat.«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Ich habe mir gedacht, dass du sein Verhalten verteidigen
würdest. Gott, du bist so vertrauensselig, nicht? In Anbetracht der
wohlbekannten Tatsache, dass er sich in deiner Nähe nicht beherrschen kann, ist
das, was er mit den Nachtwandlern getan hat, ein bisschen, als hätte er mit
Steinen aus dem Glassarg geworfen, denkst du nicht?«
    Ich starrte
sie an. »Du hast mich zur Nachtwandlerin verflucht.«
    Sie nickte.
»Und ich bin total begeistert, wie gut es funktioniert hat. Ich bin überrascht,
dass Thierry überhaupt noch in deine Nähe kommen kann, ganz zu schweigen davon,
dass er dich beißen will. Er hat zahllose Jahre damit verbracht, Kreaturen wie
dich von der Erde zu tilgen.«
    »Ich habe
meinen Teil der Vereinbarung eingehalten. Du hast deinen Spaß gehabt. Jetzt heb
den Fluch auf.« Ich hörte die Verzweiflung in meiner Stimme, und das gefiel mir
gar nicht. Ich wischte mir noch mehr kalten Schnee ab, der mir im Gesicht
brannte.
    Sie runzelte
die Stirn. »Wer hat etwas von einer Vereinbarung gesagt?«
    Ich stieß
ganz langsam die Luft aus. Meine Suggestionskraft. Natürlich. Ich sollte meine
Suggestionsgabe einsetzen, damit sie tat, was ich wollte.
    Ich kniff
die Augen zusammen.

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