Ein Sarg für zwei
über die Nachtwandler nach, die vor so langer Zeit die Erde bevölkert
hatten. »Es scheint mit jeder Minute nur schlimmer zu werden. Ich kann so nicht
leben. Ich will niemandem etwas antun.«
»Das wirst
du auch nicht«, erklärte Thierry fest.
Ich sah zu
Claire. »Hat die Suchformel funktioniert? Weißt du, wo wir Stacy finden?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Es war nicht genügend Zeit. Aber wir werden...« Sie
schluckte schwer. »Wir werden es noch einmal versuchen.«
»Kannst du
dich bewegen?«, fragte Thierry.
Ich nickte
und setzte mich schwerfällig auf. Weder Claire noch George machten Anstalten,
mir zu helfen, doch Thierry war da, nahm meine Hand und half mir auf. Als ich
mich nicht weigerte, lächelte er mich an.
»Was?«,
fragte ich.
»Ich bin
angenehm überrascht, dass du dich noch von mir anfassen lässt, nach dem, was
ich getan habe.«
Ich hob eine
Braue. »Du meinst, weil du mich mit dem Elektroschocker unschädlich gemacht
hast?«
»Ja.«
»Du hast
recht, das ist alles andere als eine romantische Erinnerung, und das auch noch
einen Tag vor dem Valentinstag, aber ich habe dir wohl keine andere Wahl
gelassen.«
»Ich werde
es wiedergutmachen.«
»Ach ja?«
Ich hob fragend eine Braue. »Und wie?«
»Ich werde
mir etwas Angemessenes ausdenken.« Er beugte sich vor und küsste mich kurz. Ich
seufzte an seinen Lippen.
»He«, rief
George. »Passt auf!«
»Schon gut«,
erwiderte Thierry und blickte mich an. »Es ist doch gut, oder?«
Ich nickte.
»Im Moment, ja.«
Der Kuss
half mir, einen klaren Kopf zu bekommen und mich auf das Wesentliche zu
konzentrieren. Ich musste geheilt werden, damit Thierry und ich zusammen sein
konnten. Ich musste geheilt werden, damit meine Freunde keine Angst mehr vor
mir haben mussten. Das war wichtiger als alles andere. Ich wollte niemanden
verletzen, den ich mochte. Zur Hölle, ich wollte noch nicht einmal jemanden
verletzen, den ich nicht mochte.
Das hieß,
bei Stacy würde ich womöglich die Ausnahme von der Regel machen.
Ich musste
so schnell wie möglich von diesem blöden Fluch geheilt werden, aber leider
hatten wir es hier nicht bloß mit ein paar Bakterien zu tun.
Was würde
ich dafür geben, einfach nur einen richtig schlimmen Schnupfen zu haben!
Das Telefon
klingelte, und Thierry ging zum Schreibtisch, um abzunehmen. Ich fragte mich,
ob es wohl wieder Veronique war, aber an seiner Miene konnte ich erkennen, dass
es jemand anderes war. Jemand Unangenehmeres.
Er hielt die
Hand über die Sprechmuschel und sah mich an. »Fühlst du dich gut genug, um ein
Gespräch anzunehmen?«
»Wer ist es
denn?«
»Stacy«,
sagte er schlicht.
Ich riss die
Augen auf und streckte die Hand nach dem Hörer aus. Obwohl Thierry sehr besorgt
wirkte, brachte er mir das Telefon.
»Hallo?«
Meine Stimme war nur ein Flüstern.
»Sarah«,
sagte Stacy. »Ich habe nachgedacht.«
»Worüber?«
»Ich weiß,
dass du versucht hast, mich gerade zu finden. Ich habe gemerkt, wie die andere
Hexe gearbeitet hat. Sie ist ziemlich stark. Du bist wohl ziemlich fest
entschlossen, diesen Fluch loszuwerden, richtig?«
»Ja, das bin
ich. Stacy, hör mir zu, du musst vernünftig sein. Ich weiß, dass du in der
Vergangenheit zutiefst gekränkt worden bist. Aber du musst das hinter dir
lassen und an die Zukunft denken.«
»Ja, das
weiß ich jetzt auch.«
Ich war
überrascht. »Ja?«
»Ja, es ist
... es ist verrückt, wie das Leben so spielt, Sarah. Ich habe so etwas noch nie
erlebt.« Sie zögerte. »Ich bin verliebt.«
»Du bist verliebt ?«
Das war das Letzte, womit ich gerechnet hatte.
»Ich habe
eingesehen, dass ich mich falsch verhalten habe, und bereue, was ich dir
angetan habe. Wir haben noch bis morgen Abend Zeit, den Fluch aufzuheben. Ich
möchte, dass du sofort zu mir nach Hause kommst, damit ich mich darum kümmern
kann. Dann können wir beide in unser wundervolles neues Leben starten, mit den
Männern, die wir lieben.«
Wenn ich
sagen würde, dass ich ihre Worte mit Skepsis anhörte, wäre das die
Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. »Lass mich raten. Du willst, dass ich
allein komme? Vergiss es. Darauf falle ich nicht noch einmal herein.«
»Nein, nein,
du kannst kommen, mit wem du willst. Du kannst sogar Thierry mitbringen, wenn
du möchtest. Ich habe nichts mehr zu verbergen. Nach heute Abend werde ich
keine schwarze Magie mehr betreiben. Ich werde zur Heilerin. Ich werde den
Leuten helfen, statt ihnen zu schaden. Es ist verrückt, wie die Tatsache, dass
ich nach
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