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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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all den Jahren den richtigen Mann gefunden habe, meine ganze
Einstellung verändert hat. Ich fühle mich so lebendig wie seit Jahren nicht
mehr.«
    Ich lauschte
auf das Geräusch meines Herzschlags und vernahm nur Stille. »Ich wünschte, ich
könnte dasselbe von mir sagen.«
    »Kommst du
oder nicht?«
    Ich zögerte
und blickte zu Thierry, der mich unablässig besorgt ansah. Es war keine Frage,
dass ich zu Stacy gehen würde. Ich konnte nur hoffen, dass sie es diesmal ernst
meinte. Wenn sie tatsächlich einen Mann gefunden hatte, der diese verrückte
Hexe liebte, dann nur zu. Obwohl es nicht wirklich die schrecklichen Dinge
entschuldigte, die sie in der Vergangenheit getan hatte. Soweit ich wusste, war
sie mindestens für den Tod von sechs Leuten verantwortlich.
    Das war
nicht gerade ein angemessenes Verhalten für die harmlose Hexe von nebenan.
    »Ich komme«,
erklärte ich und versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl es mir schwerfiel. Ich
hasste es, mir große Hoffnungen zu machen, die dann wieder enttäuscht wurden,
doch momentan konnte ich nichts dagegen tun, dass meine Hoffnung wuchs. Wer
auch immer Stacy umgehauen hatte, ich würde ihm ewig dankbar sein, dass er im
richtigen Moment am richtigen Ort aufgetaucht war.
    Stacy nannte
mir die Adresse, und ich notierte sie auf einem Zettel.
    »Noch etwas,
Sarah«, meinte sie und zögerte dann.
    »Was?«,
drängte ich.
    »Es tut mir
leid. Alles. Die Vergangenheit ist vorüber, und vor uns liegt eine strahlende
Zukunft. Für uns beide.«
    Ich konnte
ihr Lächeln fast hören.
    Nachdem ich
ihr erklärt hatte, dass wir in einer halben Stunde da sein würden, legte ich
auf.
    »Sie wird
den Fluch aufheben«, sagte ich ruhig.
    George stieß
erleichtert einen langen Seufzer aus. »Wann fahren wir los?«
    »Sofort«,
erklärte Thierry fest. »Je eher, desto besser.«
    Dagegen
hatte ich ausnahmsweise nicht das Geringste einzuwenden.

16
     
    Nur für den
Fall, dass auf dem Weg zu Stacy irgendetwas schieflaufen sollte, füllte ich mir
eine Thermoskanne ab. Nicht mit Kaffee, aber das dürfte wohl klar sein.
    Ich
klammerte mich so gut es ging an meinen Optimismus. An diesen winzigen
Rettungsring, der mir ins Gedächtnis rief, dass sich selbst die düstersten
Momente meines Lebens am Ende immer irgendwie zum Guten gewendet hatten. Nach
Stacys Anruf wuchs dieser Optimismus mit jeder Minute und wurde in seinem
Wachstum von drei Seiten recht gut gedüngt: Da war George, derzeitiger Träger
des Elektroschockers, eine Funktion, die er sehr ernst nahm; Thierry, der
starke, stille Typ mit dem grimmigen, entschlossenen Gesichtsausdruck; und
Claire, Expertin für durchgeknallte Hexen.
    Ach ja, und
nicht zu vergessen, ihr kleiner Schoßhund.
    Also zogen
wir vier-plus-einer los wie in der Geschichte vom Zauberer von O z, um
der reumütigen bösen Hexe im Westteil der Stadt einen Besuch abzustatten.
    Es
überraschte mich, dass Stacy in Rosedale lebte, der vornehmsten Gegend von
Toronto, in der etliche ebenso reiche wie berühmte Bürger angesiedelt waren.
Der Stadtteil lag inmitten gewundener Straßen, Parklandschaften und tiefen
Schluchten, die erfolgreich verschleierten, dass es nicht sehr weit in die
Innenstadt war. Ich hätte gemordet, um hier wohnen zu können. He, das ist
selbstverständlich nur eine Redewendung. Glücklicherweise.
    Ich fragte
mich unwillkürlich, ob Stacy wohl tatsächlich jemanden ermordet hatte, um sich
dort einnisten zu können, oder irgendwie ihre Zauberkraft eingesetzt hatte. Die
Chancen standen gut, dass sie genau das getan hatte.
    Thierry
parkte am Ende der Straße, wir stiegen aus und näherten uns vorsichtig dem
schönen Haus. Es brannte nirgendwo Licht, was angesichts der Tatsache, dass sie
uns erwartete, ziemlich ungewöhnlich war.
    »Ich spüre
keinen Abwehrzauber. Sie versucht jedenfalls nicht, uns fernzuhalten«, erklärte
Claire.
    Thierry ging
voran zur Eingangstür. Seine Entschlossenheit beruhigte mich. Sollte Stacy ihr
Versprechen, den Fluch aufzuheben, nicht halten, konnte ich seiner ... Überzeugungskraft vollkommen vertrauen.
    Ebenso
großes Vertrauen setzte ich allerdings auch in Stacys Fähigkeit, Thierry
möglicherweise in eine starke, schweigsame Kröte zu verwandeln, oder in einen
mürrischen Lehnstuhl mit schlechtem Gewissen.
    »Sei
vorsichtig«, warnte ich.
    »Ich tue
mein Bestes«, erwiderte er.
    Stacy war
eine sehr mächtige Hexe. Genau. Sie hatte mich mit einem ziemlich widerlichen
Fluch belegt. Richtig. Und sie schien sich kein bisschen darum

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