Ein Sarg für zwei
trockenen Lippen. »Ich meine seinen Vorschlag, mich zu ... beseitigen. Wenn Stacy nicht zurückkommt oder ihre Meinung wieder geändert hat ... also
wenn ich diesen Mist nicht wieder in Ordnung bringen kann, für den ich selbst
verantwortlich bin...«
»Ich
wünschte, du hättest das nicht gehört.«
»Ich kann
ihm nicht vorwerfen, dass er so etwas vorgeschlagen hat. Das ist alles sehr
merkwürdig. Die ganze Situation ist sonderbar.«
Thierry
schüttelte den Kopf. »Ich würde niemals zulassen, dass dir etwas passiert.«
»Das sagst
du jetzt, aber ... « Ich lauschte meinen Worten. »Wenn ich nun wieder
vollkommen finster und gefährlich werde? Ich meine, ich weiß, was mit den
anderen ... mit den anderen Nachtwandlern passiert ist. Du wusstest, dass sie
böse waren und eine Bedrohung darstellten, und was du damals getan hast, war
richtig, aber ... wenn Stacy ihr Angebot zurücknimmt und dieser Fluch mich
unwiderruflich zu einem Monster macht...«
»Das wird er
nicht.«
»Wie kannst
du dir da so sicher sein?«
Er sah mich
entschlossen an und legte eine warme Hand auf meine kühle Wange. »Weil du kein
Monster bist, Sarah. Nichts an dir ist im Geringsten böse, wenn es das ist, was
dich bekümmert. Davon bin ich voll und ganz überzeugt. Wer böse ist, hat
meistens selbst die Entscheidung getroffen, es zu sein.«
»Und was
passiert, wenn ich so bleibe?«
Er drehte
sich zu mir herum und nahm meine freie Hand, mit der anderen umklammerte ich
meine Notfall-Thermoskanne.
»In Alaska
gibt es Gegenden, wo wochenlang Dunkelheit herrscht«, sagte er.
Meine
Unterlippe zitterte. »Wie in diesem gruseligen Film mit Josh Hartnett und den
bösen Vampiren, die jeden fressen?«
Er lächelte
ein bisschen. »Das war nur ein Film. Es gibt dort aber Orte, die jemandem
helfen, der das Sonnenlicht nicht ertragen kann. Und man kann genügend
Vorkehrungen treffen, um sich das Leben dort erträglich zu gestalten.«
»Du schlägst
also vor, dass ich meine Koffer packe und mich auf den Weg nach Alaska mache?«
»Nein. Ich
schlage vor, dass wir beide uns auf den Weg dorthin machen.«
Ich
blinzelte und sah zu ihm auf. »Wir beide?«
»Ich habe
ebenfalls eine finstere Seite, mit der ich fertig werden muss. Ich glaube
wirklich, dass wir zusammen besser zurechtkommen als jeder für sich allein. Wir
müssen beide lernen, unsere inneren Dämonen unter Kontrolle zu bekommen. Ich
weiß, dass mir das jetzt, wo ich einen echten Grund habe, gelingen kann. Und
das ist bei dir genauso.« Er fasste fester meine Hand. »Wir schaffen das. Wir
können zusammen alles tun, was dazu notwendig ist.«
Bei seinen
Worten schlug mein Herz. Es war ein kleiner, kaum wahrnehmbarer Schlag.
Eine Träne
lief mir die Wange hinunter. »Das klingt nach einer sehr vernünftigen
Alternative.«
Thierry
lächelte immer noch. »Das dachte ich mir.«
»Aber
ausgerechnet Alaska? Ich habe jetzt mit Mühe Raumtemperatur angenommen. Da oben
werde ich zum Eisblock mutieren.«
»Ich werde
dafür sorgen, dass wir genügend elektrische Heizungen im Haus haben.«
Ich genoss
das wunderbare Gefühl, das mich überwältigte. Butch hatte Thierry
vorgeschlagen, mich umzubringen, weil ich ein Nachtwandler war. Stattdessen
wollte Thierry mich nach Alaska in Sicherheit bringen, wenn der Fluch nicht
aufgehoben wurde, damit wir zusammen an einem Ort leben konnten, an dem nicht
die ganze Zeit die Sonne schien.
Er wollte
sogar kostspielige elektrische Heizungen installieren, um meine
Körpertemperatur zu erhöhen.
Das war das
Romantischste, das ich jemals gehört hatte.
»Dieser Plan
gilt natürlich nur für den schlimmsten Fall«, erklärte er. »Aber ich habe in
den letzten achtundvierzig Stunden sehr viel darüber nachgedacht.«
Ich biss mir
auf die Unterlippe. »Wenn du nicht aufpasst, werde ich dich gleich küssen.«
Er schenkte
mir ein zärtliches Lächeln. »Das klingt ja fast wie eine Drohung.«
»Es ist mehr
ein Versprechen.«
Er sah mir
in die Augen. »Nur ein Kuss?«
»Nur als
Appetizer.«
Er schlang
einen Arm um meine Taille, und als er mich an sich zog, spürte ich, wie warm
sein Körper im Vergleich zu meinem war. Ich legte meinen Kopf an seine Brust.
»Alles wird gut, Sarah. Vertrau mir.«
»Das tue
ich«, erwiderte ich prompt, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. Ich
vertraute ihm tatsächlich. Mehr, als ich jemals einem Menschen vertraut hatte.
Ich fühlte mich sicher bei Thierry, obwohl ich wusste, dass er selbst
ernsthafte Probleme hatte, mit denen
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