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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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einmal, um mich böse anzusehen.
    Aber nicht
weil er genervt war, sondern wohl weil er Angst vor mir hatte.
    Vor mir. Das war wirklich absolut lächerlich!
    Claire
entzündete einige Kerzen. Eigentlich waren es ziemlich viele Kerzen
unterschiedlicher Farbe und Form. Es war sogar eine dabei, die wie der Wal aus
einem Comic aussah.
    »Ist noch
irgendjemand anders mit Stacy in Kontakt gewesen, als sie den Fluch
ausgesprochen hat?«, fragte sie.
    Thierry
schüttelte den Kopf, ebenso George. Reggie schüttelte den Maulkorb.
    »Ich bin die
einzig Glückliche«, sagte ich.
    »Setz dich
ganz nah im Schneidersitz vor mich.« Sie setzte sich selbst ebenfalls im
Schneidersitz in den Kreis der Kerzen. »Und gib mir deine Hände.«
    Reggie gab ein
leises Knurren von sich, das sich anhörte wie »Raowrrr«.
    Ich blickte
zu George.
    »Zwei Frauen
funktionieren bei mir nicht, aber ich benutze meine Fantasie«, sagte er.
    Der Club war
nur von den Kerzen erleuchtet. Ich setzte mich, Claire nahm meine Hände und
drückte ihre Daumen in meine Handflächen.
    »Wie
funktioniert das?«, fragte ich.
    Sie rutschte
auf dem harten Fliesenboden hin und her, bis sie bequem saß. »Da du erst
kürzlich Kontakt mit Stacy hattest, können wir über dich am ehesten ihren
Aufenthaltsort herausfinden. Auch wenn du es vielleicht gar nicht gemerkt hast,
hat ihr magisches Wesen eine Art Abdruck bei dir hinterlassen. Ich werde alles
bis auf dieses Wesen blockieren und es dann fragen, wo Stacy sich gerade
befindet. Das ist ganz einfach.«
    Ja, es klang
tatsächlich ziemlich einfach. Vielleicht war das auch so, in Twilight Zone.
    »Was auch
immer du tust, ich bin zu allem bereit.«
    »Raowrrrrrrr.«
    »Schnauze,
Reggie.« Claire schloss die Augen. »Nun, Sarah, konzentrier dich auf das letzte
Mal, als du Stacy gesehen hast, wie sie aussah, was sie gesagt hat. Verdränge
jeden anderen Gedanken. Mach deinen Kopf von allen Problemen frei. Sei wie ein
Fluss, der frei und kraftvoll durch das Land fließt.«
    Sei wie
ein Fluss.
    Ich konnte
wie ein Fluss sein. Natürlich konnte ich das.
    Ich
konzentrierte mich auf das Treffen mit Stacy im Park. Als sie mir erzählt
hatte, dass Thierry früher für das Auslöschen der Nachtwandler verantwortlich
gewesen war. Dass ihre anderen Opfer die Radieschen jetzt von unten
betrachteten. Dass sie fand, ich wäre auf der Schule eine schreckliche Person
gewesen. War ich das? War ich wirklich so schlecht? Ich konnte mich nicht
erinnern. Vielleicht war ich es ja. Vielleicht war es nur Wunschdenken zu
glauben, ich wäre nett und hätte es nicht verdient, dass mir das Leben übel
mitspielte, ob nun Skorpion mit retrogradem Merkur oder nicht. Vielleicht hatte
ich das alles ja verdient. Vielleicht war es mein Karma, weil ich eine böse
Person war.
    »Konzentrier
dich«, ermahnte Claire mich streng. »Ich sehe keinen Fluss. Ich sehe nur eine
Kloake.«
    »Entschuldige.«
    Ich stieß
langsam und gleichmäßig die Luft aus, versuchte, mich zu konzentrieren, und
verdrängte all meinen Stress und meine Angst. Es war nicht leicht, doch
langsam, aber sicher entspannte ich mich und konnte mich besser konzentrieren.
    Der Park. Es
war kalt.
    Stacy
weigerte sich zu helfen. Sie trug einen roten Mantel. Ihr Gesicht war im
Mondlicht blass. Ihre Lippen rot wie ihr Mantel. Rot wie Blut auf meiner Zunge.
Heißer schmelzender Zucker, der meine Kehle hinunterlief, um mich zu wärmen.
    Es war so
kalt in mir. Zu kalt.
    Kein
Herzschlag bedeutete, dass ich tot war.
    Aber ich
fühlte mich nicht tot. Ich fühlte mich lebendig. Lebendiger als jemals zuvor.
    »Ich glaube,
ich habe etwas«, verkündete Claire. »Du machst das großartig, Sarah.«
    Ich öffnete
die Augen und atmete ganz gleichmäßig weiterhin durch die Nase ein und durch
den Mund wieder aus. Mein Herz schlug zwar nicht, aber ich atmete. Ich hielt
die Luft an, um festzustellen, ob das einen Unterschied machte. Es machte
keinen. Ich hatte noch nicht einmal das Gefühl, dass ich jemals wieder atmen
müsste, wenn ich nicht wollte. Das hätte störend sein können, doch das war es
nicht. Ich zwang mich, wieder zu atmen. Es war schließlich eine Art Angewohnheit.
Wenn ich es nicht mehr täte, würden die Leute mich womöglich komisch ansehen.
    Ich merkte,
wie sich in mir langsam Nebel bildete, so schleichend, dass ich es zunächst gar
nicht bemerkt hatte, doch mit jedem vorgetäuschten Atemzug wurde er dichter.
    Zwischen uns
kreiste langsam ein Netz aus Licht. Es wirkte auf mich nicht

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