Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
Vom Netzwerk:
sich schon etwas munterer. Er zog sich an, griff nach seiner Lampe und öffnete gähnend seine Türe, um mit seinem Tagwerk zu beginnen. Er hatte kaum einen Schritt getan, als er wie angewurzelt stehen blieb. Er war auf etwas Weiches getreten. Er runzelte die Stirn und senkte den Blick. Seine Lampe beleuchtete das Etwas, das vor seiner Schwelle lag, und Robert stolperte mit einem rauen Schrei ein paar Schritte zurück.
    Wie betäubt starrte er auf den toten Hund. Nein! Das konnte nicht wirklich sein. Das war bestimmt wieder einer seiner Alpträume. Aber so lange er auch auf den Kadaver starrte, er verschwand nicht. „Oh, Gott, bitte nicht“, flehte er. Langsam trat er wieder nach vorn, kniete sich vor den toten Hund und legte ihm die Hand auf das weiche Fell. Das hier war kein Traum. Hoffnungslos musste Robert sich eingestehen, dass das Grauen wieder angefangen hatte. Geräuschlos stellte er die Laterne ab und streichelte den Kopf des treuen Hundes. „Es tut mir leid“, flüsterte er und streichelte ein letztes Mal über Hennes` Fell. Wie konnte das alles noch einmal geschehen? Er griff sich an seinen schmerzenden Kopf und schloss verzweifelt die Augen. Was sollte er jetzt bloß machen?
    Robert hockte vor dem Hund, während dessen tote Augen ihn anklagend anstarrten. Er hatte sich soweit gefangen, dass er wieder einigermaßen klar denken konnte. Er hatte keine Zeit, sich selbst zu bemitleiden. Wie auch immer es jetzt mit ihm weitergehen würde, auf jeden Fall musste jetzt erst einmal der Hund verschwinden. Das ganze Gesicht des Hundes war blutig und man erkannte auf den ersten Blick, dass Hennes erschlagen worden war. Schwerfällig stand Robert auf. Er musste sich beeilen. Es war mittlerweile sicher Zeit zum Melken und wenn er Pech hatte, dann würde Katrin ihm über den Weg laufen. Er löschte das Licht und war beruhigt, dass es noch so dunkel war. Er würde den Hund am Hühnerstall vorbei, hinter dem Pferdekarren bis zur Hintertür der Scheune schleifen. Dabei würde er nicht gesehen werden, selbst, wenn Katrin gerade auf dem Weg zum Stall war. Er zögerte nur einen Augenblick, ehe er die Vorderläufe des Hundes packte. Er lief rückwärts und hielt den Hof im Auge, während er den Hund hinter den Wagen und dann weiter bis hinaus aufs Feld zog. Dann rannte er zurück und schnappte sich einen Spaten aus der Scheune. Er zwang sich, an nichts anderes zu denken, als an das Loch, welches er zu graben hatte.
    Wenig später zerrte er den Hund in sein Grab und schaufelte dann die feuchte Erde wieder darauf. Angestrengt schnaufte er, als er sein Werk betrachtete. Das Feld hatte er vor zwei Tagen schon umgepflügt. Kein Mensch würde vermuten, dass hier der treue Hofhund verscharrt war. Keiner würde es wissen. Außer Robert. Ihm drehte sich der Magen um, wenn er daran dachte, wie der Hund ihm immer Gesellschaft geleistet hatte. Wenn er nicht mit Otto unterwegs gewesen war, war er hinter Robert hergetrottet. Und der Junge! Otto würde verzweifelt sein, wenn der Hund nicht mehr da war. Hasserfüllt  sah Robert auf seine verfluchte Hand. Was hatte er nur wieder getan? Er hatte Ottos treuesten Gefährten umgebracht. Angeekelt von sich selbst und von der bitteren Flüssigkeit, die ihm in den Rachen stieg, spuckte er aus . Dann sah er zu, dass er wieder zu seiner Unterkunft kam, solange es noch dunkel war.
     
    „Robert“, hörte er Katrins erleichterten Ausruf, als er wenig später in der Morgendämmerung über den Hof zum Stall ging. Erschrocken sah er in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Sie öffnete das Fenster noch etwas weiter und rief noch einmal, diesmal mit festerer Stimme. „Robert.“ Sie winkte im aufgeregt zu. „Komm her, schnell. Komm ins Haus.“ Dann verschwand sie vom Fenster. Mit klopfendem Herzen ging er zur Eingangstür. Sie konnte ihn doch vorhin nicht gesehen haben, oder? Er hörte sie die Treppe herunterpoltern, dann wurde die Tür entriegelt und aufgerissen. Katrin stürzte heraus und warf sich in seine Arme. „Gott sei Dank, dir ist nichts passiert.“, erklang ihre gedämpfte Stimme, als sie ihr Gesicht immer noch an seine Brust drückte.
    „Katrin, was ist denn?“ Vorsichtig schob er sie etwas von sich, um ihr ins Gesicht zu sehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen fragte er sich, was heute Nacht noch passiert war.
    „Ich hatte solche Angst, dir wäre etwas zugestoßen. Aber ich konnte nicht zu dir kommen, um dich zu warnen. Es war einfach zu weit, Robert. Ich hätte die Strecke nicht

Weitere Kostenlose Bücher