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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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besten machst du dich gleich nach dem Essen auf den Weg, um in unserem Wäldchen nach Holz zu suchen. Da müsste noch der eine oder andere Baum liegen, ich bin letztes Jahr nicht dazu gekommen, mir das Wäldchen genauer anzusehen.“ Er sah kurz zu seiner Frau hinüber, die irgendetwas in sich hineinbrummte. „Jedenfalls gehst du heute nachsehen und morgen holen wir dann mit dem Friedhelm den Baum.“ Er zog seinen leeren Teller etwas näher zu sich hin. „So, Luise, bist du nun zufrieden? So schnell ist das geregelt. Und nun zu wichtigeren Dingen. Ist die Katrin beim Reibekuchen braten eingeschlafen, oder was?“
    „Da bin ich.“ Katrin trug den Teller mit den heißen Kartoffelpuffern in das Esszimmer.
    „Wurde auch langsam Zeit.“ Hermann sprach das Tischgebet und als er geendet hatte, sah er suchend  auf dem Tisch herum. „Luise, du hast das Rübenkraut vergessen!“
    Seine Frau erhob sich von ihrem Stuhl, auf de m sie gerade Platz genommen hatte, und machte sich auf den Weg in die Butterkammer.
    „Leckere Reibekuchen.“ Otto wartete ungeduldig, dass er endlich an der Reihe war, sich die fettigen Kartoffelpuffer auf seinen Teller zu laden. „Das ist mein Lieblingsessen. Magst du die auch so gern, Robert?“
    Robert wurde einer Antwort enthoben, denn in diesem Augenblick unterbrach ein Schrei ihre Unterhaltung. Gleich darauf kam Luise ins Esszimmer geeilt.
    „Igitt, Igitt!“ Sie schüttelte sich. „Ihr werdet nicht glauben, was passiert ist“, prophezeite sie, als sie vor dem Essenstisch zum Stehen kam. Ehe jemand eine Vermutung anstellen konnte, sprach sie jedoch weiter. „Ich komm mit meinem kleinen Schälchen, ahne nichts Böses, nehme mir die Kelle, um etwas Kraut aus dem Krug zu schöpfen, und da seh ich es.“ Luise schüttelte sich wieder vor Ekel.
    „Ja, was denn nun, Luise?“ Hermann wollte endlich essen.
    „Mäuse! Tote Mäuse! Sie schwimmen im Rübenkraut. Sind drin ertrunken. Das gute Rübenkraut. Und es war so lecker.“ Mit Wehmut erinnerte sich Luise an das Butterbrot, welches sie gestern noch damit bestrichen hatte.
    „Mäuse? Und gleich mehrere? Luise, bist du sicher, dass du dich nicht verguckt hast?“
    „Was denkst du denn?“
    „Wie viele sind es denn?“, fragte Robert. Ob eine für Otto übriggeblieben war? Er warf Otto einen vorsichtigen Blick zu. Dem Gesichtsausdruck des Jungen nach zu urteilen, dämmerte ihm langsam, was passiert war.
    „Ja, glaubst du, ich hab sie gezählt?“ Luise setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
    „Wie sind denn nur Mäuse in den Krug gelangt? Und dann gleich mehrere?“, murmelte Mine nachdenklich.
    „Was weiß denn ich? Wahrscheinlich war der Deckel nicht richtig drauf.“ Luise verzog angeekelt den Mund. „Pfui, und gleich so viele. Da muss irgendwo ein ganzes Nest gewesen sein.
    „Meine Mäuse!“, jammerte plötzlich Otto. „Sind alle tot? Allemale?“ Jetzt heulte er richtig.
    „Was heulst du denn hier rum, Junge?“ Mine sah erbost auf ihren Enkel nieder.
    „Deine Mäuse?“, stieß Luise aus. Das traute sie ihrem Sohn ohne weiteres zu, dass er für die Mäuse verantwortlich war. Sie wollte gerade loslegen und ihm ordentlich die Leviten zu lesen, als sie sein verzweifeltes Gesicht sah. Also seufzte sie nur auf. „Tja, dann gibt es eben kein Kraut mehr“, sagte sie ergeben. Jetzt musste sie sich erst mal stärken. Sie griff sich einen Reibekuchen und legte ihn voller Vorfreude auf ihren Teller.
    „Papperlapapp, Luise. Du nimmst jetzt einfach die Kelle und schöpfst die Mäuse großzügig raus.“
    „Und dann willst du das Rübenkraut etwa noch essen?“ Entsetzt riss sie die Augen auf.
    „Natürlich. Du kannst doch nicht das gesamte Kraut wegwerfen, nur, weil oben an der Oberfläche ein paar Mäuse schwimmen.“
    „Die schwimmen nicht, die sind verendet. Und da esse ich keinen Tropfen mehr von. Das ist ja widerlich.“
    „Kein Wunder, dass wir es zu nichts bringen, hier in diesem Haus, bei so einer Verschwendungssucht. Ich jedenfalls möchte Kraut zu meinen Reibekuchen. Nur du musst wieder so ein Palaver daraus machen. Die anderen am Tisch möchten auch das gute Rübenkraut. Nicht wahr?“ Keine Widerrede duldend blickte Hermann einmal in die Runde.
    „Ja, also, Papa, ich bin sowieso nicht für Kraut“, lehnte Katrin ab.
    Robert zuckte die Achseln. Er hatte schon Schlimmeres vorgesetzt bekommen.
    Oma Mine war auch nicht so empfindlich.
    „Ich ess nie mehr Kraut, wo meine Uschi mit ihren Kindern da drin ertrunken ist“,

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