Ein schicksalhafter Sommer
ledige achtundzwanzigjährige Tochter bis zu den Knien im Sauerkrautkrug. Die Haare waren unordentlich zusammengesteckt, die Ärmel der Bluse hochgekrempelt wie bei einem Schwerstarbeiter. Die kräftigen Arme hielten den Rock mit der Schürze bis über die Knie hoch und mit ihren nackten Füßen trat sie in dem großen Steinkrug auf dem Weißkohl herum. „Katrin!“, herrschte er sie an.
Erschrocken hielt sie im Stampfen inne und sah verdattert auf.
„Was zum Teufel machst du da?“
Seine Tochter sah ihn an, als wäre er nicht ganz gescheit. „Ich stampfe den Kohl, Papa“, sagte sie dann langsam.
„Das seh ich selber. Aber was trampelst du da auf der Stelle, wenn in Kürze dein Verehrer kommt. Hoffentlich bist du bald da verschwunden und hast dich hergerichtet. Der Karl kommt.“
„Der Karl?“ Katrins Stimmung sank beträchtlich „.An die versprochene Ausfahrt hab ich gar nicht mehr gedacht. Aber wieso kommt er denn ausgerechnet heute?“ , haderte sie mit ihrem Schicksal.
„Keine Ahnung, ist mir auch egal, warum. Hauptsache er kommt. Und zwar sehr bald. Ich hab ihm gesagt, wir essen um zwölf. Und danach könne er gerne kommen. Also leg dich mal ein bisschen ins Zeug, damit er nicht schreiend die Flucht ergreift, wenn er dich in diesem Aufzug sieht.“
„Also, Hermann! Die Katrin sieht doch nett aus, wie sie da steht. Sie muss sich nur die Schürze ausziehen und das Haar etwas richten“, verteidigte Luise ihre Tochter.
„Und die Schuhe anziehen und den Gesichtsausdruck wechseln. Kann sie nicht mal etwas freundlicher aus der Wäsche gucken. Sie sieht aus, als hätte sie Schmerzen, Herrgott, noch mal. Und wieso ist eigentlich das Essen noch nicht fertig?“
„Weil wir bis gerade eben mit dem Kohl beschäftigt waren. Dann essen wir heute eben etwas später“, erklärte Luise gereizt.
„Dann kann ich ja noch was tun, solang. Wo ist der Knecht?“
„Als er kurz vor Zwölf zum Essen erschienen ist, hab ich ihm gesagt, es dauert noch länger heute. Otto hat gebettelt wegen der Hütte, da hab ich den beiden ein paar Brote geschmiert und hab sie zum Hütte bauen geschickt.“
„Hab ich hier eigentlich gar nichts mehr zu sagen? Was fällt dir ein, dem Knecht einfach frei zu geben?“
„Er hat den ganzen Morgen Zuckerrüben ausgemacht. Und mir welche für das Rübenkraut mit dem Handkarren gebracht. Montag könnt ihr dann doch den Rest ausmachen. Dann habt ihr ja auch Pferd und Wagen, um die Rüben zur Zuckerfabrik zu fahren.“
„Und wann fahr ich zur Mühle? Und ich dachte, du willst so bald wie möglich Zucker haben.“
„Oh, daran hab ich nicht gedacht. Jedenfalls habe ich Robert erlaubt, weiter an der Hütte für deinen Sohn zu bauen.“
„Was soll das denn heißen?“
„Das soll heißen, dass du dich aufregen möchtest, wenn ich ihm erlaube, deinem Sohn einen Gefallen zu tun.“
„Robert hier, Robert da. Ich kann ja in die Scheune ziehen und ihm den Hof schenken.“ Aufgebracht dachte er an die höhnischen Worte seiner Skatbrüder. Mürrisch setzte er sich an den Tisch. „Bekomme ich hier im Hause vielleicht wenigstens eine Tasse Kaffee, bis das Essen endlich fertig ist?“
„Sicher, Hermann“, seufzte Luise und setzte einen Kessel mit Wasser auf.
Kapitel 11
„Die Bude ist so Klasse.“ Otto hüpfte ausgelassen in der kleinen Hütte herum und Hennes tat es ihm bellend gleich. Robert klopfte den letzten Nagel in das Brett und lachte über Ottos Begeisterung. Neuerdings lachte er öfters, hatte er festgestellt. So gut wie in letzter Zeit hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt.
„Gut, dass ich mit Klaus schon mal den Tisch und die Hocker gezimmert hab, was, Robert? Da konnten wir vorhin richtig gut unsere Brote dran essen.“ Der Junge deutete stolz auf seine Sitzgruppe. Als Hocker dienten zwei Stücke von einem Baumstamm und für den Tisch hatten sie ebenfalls ein Stück von einem Baumstamm genommen und darauf einige Bretter nebeneinander genagelt.
„Ja, den habt ihr gut hinbekommen.“ Anerkennend begutachtete er nochmals den Tisch.
„Na ja, soviel zu bauen gab es ja eigentlich auch nicht“, musste Otto zugeben. „Klaus durfte die drei Stücke aus dem Feuerholzvorrat seiner Eltern haben. Richtig anstrengend war es nur, die dicken Stücke hierhin zu bekommen. Aber dafür haben wir jetzt ein richtiges eigenes Haus mit Möbeln“, jubelte er wieder aufgedreht. „Hattest du früher auch so eine Hütte?“
„Nein, ich hatte keine Hütte.“
„Und
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