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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Eindrucks nicht erwehren, dass Karls tadellose Manieren irgendwo auf den letzten Kilometern abhandengekommen sein mussten. War sie den ganzen Nachmittag damit beschäftigt gewesen, seinen Erzählungen zu lauschen, so hatte sie auf dem letzten Stück des Heimweges alle Hände voll zu tun, sich seiner Annäherungsversuche zu erwehren. Immer wieder berührte er sie und war langsam aber sicher auf der Sitzbank immer näher gerückt. Wenn sie jetzt noch ein Stück zur Seite auswich, würde sie von der Kutsche fallen. Was war nur plötzlich los mit ihm? Es schien, als setzte er auf den letzten Metern zum Endspurt an.
    Vielleicht hätte sie sich doch Mama und Papa widersetzen sollen, als diese darauf bestanden hatten, dass sie sich herausputzen sollte. Aber nach dem ganzen Ärger und Gezanke heute Morgen war sie froh, dass alle wieder einigermaßen friedlich waren und wollte keinen neuen Streit vom Zaun brechen. Also hatte sie sich die Haare gemacht und das feine Kleid angezogen und ihren Schmuck, und das hatte sie jetzt davon, verflixt. Jetzt musste er ja denken, dass sie seine Tätscheleien begrüßte, wo sie sich extra für ihn so herausgeputzt hatte. Ihr einziger Lichtblick war, dass sie gleich zu Hause waren. Wieder griff er nach ihrer Hand.
    „Der Nachmittag hat mir sehr gefallen, Katrin. Ich würde mich freuen, wenn wir das sehr bald noch einmal wiederholen könnten.“
    „Ja, Karl, mir hat es auch gefallen, aber mit einem weiteren Ausflug in der nächsten Zeit wird es wohl nichts werden. Du weißt ja, wie viel wir zu tun haben.“
    Das fehlte ihr noch, dass sie ihn jetzt immer noch am Hals hatte. Sie hatte in Gedanken schon zig Kreuzzeichen gemacht, dass sie diese lästige, lang versprochene Ausfahrt endlich hinter sich gebracht hatte. Sie war mit Karl ausgefahren, wie ihre Mutter es erwartet hatte und hatte den Ratschlag ihrer Schwester beherzigt, ihn besser kennen zu lernen. Karl war zu ihrer Überraschung tatsächlich ein ganz netter Mann, doch war sie in keinster Weise an ihm interessiert und seit sie ihren Robert hatte, kam für sie sowieso kein anderer mehr in Frage. Sie war nur froh, dass er von dieser ganzen Sache nichts mitbekommen hatte. Katrin glaubte nicht, er hätte es gut aufgenommen, wenn sie ihm erzählt hätte, dass sie heute mit einem Verehrer eine Ausfahrt machte. Wie auch immer, in ein paar Minuten waren sie zu Hause und dann hieß es auf Nimmerwiedersehen Karl.
    „Du Ärmste! Hast Bedenken, dass du dich von der ganzen Arbeit nicht freimachen kannst“, sagte Karl jetzt mit seiner kultivierten Stimme. „Aber das lass mal schön meine Sorge sein. Da werd ich wohl mal ein Wörtchen mit deinem Vater reden müssen.“ Vertraulich blinzelte er ihr zu.
    Katrin lachte entsetzt auf und starrte ihn an. Sie musste dem ein Ende bereiten. „Karl, ich bin achtundzwanzig“, teilte sie ihm mit, in der Hoffnung, das würde ihn abschrecken, „und ich brauche die Erlaubnis meines Vaters nicht. Ich meinte, dass ich meine Eltern mit der Arbeit nicht allein lassen kann, ob sie mich ließen oder nicht.“ Katrin verachtete sich für ihre Feigheit. Sie brachte es einfach nicht fertig, Karl vor den Kopf zu stoßen und ihm zu sagen, dass sie ihn nicht wollte. Warum war er auch so beharrlich und suchte sich nicht jemand ander es?
    „Du bist wirklich so uneigennützig und fleißig, wie ich vermutet habe. Das sind genau die Eigenschaften, die ich mir von einer Ehefrau wünsche.“
    Wieder lachte sie ungläubig auf. Das durfte doch nicht wahr sein! Mitleid hin oder her, sie musste ihm sagen, dass er verschwinden sollte. „Sieh mal, Karl, es ist so-.“
    „Nein, nein, du brauchst jetzt nichts zu sagen.“ Er nahm seinen fleischigen Zeigefinger und legte ihn über ihre Lippen, um ihr zu bedeuten, sie solle still sein. Verdutzt verstummte sie. „Liebe Katrin, du hast sicher schon bemerkt– .“
    „Huhu, Katrin. Tag, Herr Kofer“, rief plötzlich eine rettende Stimme aus einiger Entfernung. Karl nahm den Finger von ihren Lippen und sah wieder nach vorne.
    Bei Ottos Stimme sah auch Katrin nach vorne und winkte ihm erleichtert lachend zu. Dann verging ihr das Lächeln, als sie erkannte, dass Otto nicht alleine war. Kraftlos ließ sie die Hand sinken, während sie Roberts Miene sah.
    „Tag, Junge.“ Karl nickte Otto freundlich zu. Als sein Blick auf Robert fiel, stutzte er. Er musterte ihn von oben bis unten und war sichtlich irritiert. Katrin konnte ihn verstehen, denn Roberts Ausdruck war mörderisch. Verzweifelt

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