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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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mich wohl verhört .“
    „Ich sagte, ich muss sofort zum Hof.“
    „Hast du heute noch nicht genug von deinem cholerischen Vater gehabt?“
    „Georg, Lieber, versteh doch. Die arme Mama bekommt jetzt wieder was zu hören, obwohl sie gar nichts dafür kann. Papa ist ja völlig aus dem Häuschen. Wer weiß, wie er jetzt zu Hause mit der armen Mama umspringt. Die kriegt ja immer alles ab. Und alles ist meine Schuld.“
    „Du weißt aber, dass heute eine neue Warenlieferung eintrifft, die ich mit meinem Vater vom Bahnhof abzuholen gedachte. Wer, hattest du dir denn vorgestellt, steht so lange hier im Geschäft?“
    „Oh, das hatte ich völlig vergessen.“ Widerwillig kam sie wieder zur Theke. Sie überlegte hin und her. „Nun gut, dann muss mein Besuch auf dem heimischen Hof wohl noch warten und ich geh, wenn ihr die Lieferung abgeholt habt“, gab sie gnädig nach.
    „Mir wäre es lieb, du würdest heute gar nicht hingehen.“
    „Also nein, Georg. Ich bestehe darauf, dass ich heute meine Mama besuchen kann.“
    Georg presste verärgert die Lippen zusammen und starrte seine Frau an. Diese hatte die Frechheit, unverblümt zurück zu starren und das Kinn herausfordernd emporzurecken. In letzter Zeit hatte er mit einiger Beunruhigung feststellen müssen, dass seine fügsame, gelehrige Sofia sich ihm immer häufiger widersetzte. Das konnte er nicht gutheißen, und er wollte sie gerade darüber aufklären, da ss er sich nicht länger von ihr zum Popanz machen lassen würde und sie heute mitnichten dem heruntergekommenen Anwesen ihrer Eltern einen Besuch abstatten würde, als die Türglocke bimmelte. Georg setzte sein bestes Lächeln auf. „Guten Morgen, Fred. Was kann ich für dich tun?“
    „Morgen zusammen. Ja, sag mal, was war denn hier vorhin los? Was ist denn in den armen Hermann gefahren? Der hat ja rumgebrüllt! Da ss euch die Scheiben nicht rausgeflogen sind.“ Kopfschüttelnd kicherte er vor sich hin. „Der kam ja aus dem Laden gestapft und hat vor sich hin geschimpft wie ein Kesselflicker.“
    Georg war sich sicher, in diesem Augenblick spiegelte sein Gesichtsausdruck seine Gefühle wieder, denn Sofia warf ihm einen kurzen Blick zu und hielt es wohl für besser, ihn erst einmal allein zu lassen. Leise ging sie nach hinten in den privaten Aufenthaltsraum.
     
    Luise summte vor sich hin und schnibbelte Bohnen für ihre Suppe. Mine saß beleidigt im Esszimmer auf ihrem Stuhl in der Ecke. Da sie sich heute geweigert hatte, mit anzufassen, waren sie mit dem Essen spät dran.
    Als die Türe aufgerissen wurde und Hermann hereinstapfte, warf sie nur einen kurzen Blick auf ihn und verdrehte dann die Augen.
    „Jetzt stell dir vor, da geh ich hin und will bei deiner Tochter unsere Schulden begleichen, und was macht sie? Will mir einen Teil der Waren schenken!“
    „Das ist aber nett. Der Georg ist doch ein Guter.“
    „Wie kommen die dazu? Das frag ich mich!“ Anklagend ging er auf seine Frau zu. „Du musst denen doch erzählt haben, dass wir trotz der Marktverkäufe finanziell immer noch nicht so gut dastehen.“
    „Das stimmt doch auch.“
    „Aber deshalb musst du es nicht jedem auf die Nase binden“, keifte Hermann.
    „Deine Tochter ist nicht jeder. Und ich habe ihr überhaupt nichts erzählt. Dass wir kein Geld haben, ist ja wohl nicht schwer zu erraten. Wann ist es jemals anders gewesen.“ Luise widmete sich wieder ihren Bohnen.
    „Ich hab denen jedenfalls alles bezahlt. Auf Heller und Pfennig.“
    Luise riss die Augen auf. „Was?“ Jetzt sah sie ihren Mann doch wieder an. „Aber warum denn?“
    „Ja, da ss du das nicht verstehst, das ist mir klar“, sagte ihr Mann verächtlich. „Von Stolz hast du ja noch nie was gehört.“
    Empört schnappte Luise nach Luft. „Stolz ist eine feine Sache Hermann, für die, die ihn sich leisten können! Außerdem ist es doch unsere Sofia, von der wir die Sonderpreise bekommen und nicht irgendwelche fremden Leute.“
     
    „Ja, du musst immer das letzte Wort haben“, tat er die Sache ab. Davon verstand Luise sowieso nichts. „Wo ist die Katrin?“
    „Da steht sie doch.“ Luise deutete auf die kleine Kammer direkt neben der Küche.
    Hermann sah hinein und schon wieder hätte er kotzen können. Die Worte des gestrigen Abends drangen den ganzen Morgen wie eine Mahnung  in seinem Kopf herum und wohin er sich auch wandte, überall fand er die Bestätigung dafür, dass all die gehässigen Kommentare einen wahren Kern hatten. Hier zum Beispiel stand seine

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