Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
dieser gleich einsetzte. Das Mikrofon schob er routiniert in seinen linken Ärmel.

56
    Timo ging in dem Bus, den die Entführer verlangt hatten, prüfend den Gang entlang und stieg dann wieder aus. Es waren keine Mikrofone und keine Kameras in dem Fahrzeug versteckt, denn die Entführer waren Profis und würden sie mit technischen Hilfsmitteln ausfindig machen und dann die Geiseln dafür bestrafen.
    Metsälä, der Chef des SEK Bär, testete gerade, ob der Gabelstapler ansprang. Daneben wartete ein weißer Mercedes-Sprinter-Lieferwagen.
    Der finnische Militärgeheimdienst hörte den Funkverkehr des Schiffes ab, und Timo war bereit, sofort zu reagieren, wenn er per Ohrhörer eine wesentliche Information erhalten sollte. Er ließ den Blick über die Fenster und Dächer der Hafengebäude schweifen. Es war nichts zu sehen, aber er wusste, dass sich dort Scharfschützen versteckt hielten, die versuchen würden, die Entführer so schnell wie möglich ins Visier zu bekommen. Auf der oberen Ebene des Terminals standen Polizeiautos.
    Etwas weiter entfernt hatte sich auf dem Hafengelände die SEA L-Eingreiftruppe um zwei Panzerfahrzeuge versammelt. Rockwell und Michaels standen vor den Männern und sprachen zu ihnen.
    Timo machte sich auf den Weg dorthin. Ein Teil der Männer hielt ein Sturmgewehr oder eine Maschinenpistole quer vor dem Körper. An den Kampfwesten waren Blendgranaten sauber aufgereiht befestigt, um die Hälsehingen Atemschutzmasken. Einige Männer hatten sich eine feuerfeste schwarze Haube übers Gesicht gezogen. Offiziell hielten sich in Finnland keine amerikanischen Soldaten auf, sondern nur »Sicherheitsbeamte«, und zwar aufgrund der finnischen Bitte um Amtshilfe.
    Rockwell setzte den Trupp mit einer Handbewegung in Marsch. Ein Teil der Männer stieg rasch in die gepanzerten Mannschaftstransporter des Modells Pasi, die von der finnischen Armee zur Verfügung gestellt worden waren, ein Teil lief auf das Terminal zu. Aus den Auspuffen der Pasi-Fahrzeuge quoll schwarzer Qualm, als sie beschleunigten und an Timo vorbei in den Tunnel unter dem Terminal fuhren.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Timo die noch immer an Ort und Stelle stehenden Rockwell und Michaels.
    »Von uns aus ist alles bereit«, sagte Rockwell.
    »Falls etwas Unvorhergesehenes eintritt, setzt ihr auf die Eliminierung der Entführer?«
    »Das kann in einer solchen Situation unvermeidlich sein.«
    Timo gefiel diese Haltung nicht. »Und das betrifft auch den Finnen und die Belgierin?«
    »Sie gehören zu den Entführern. Haben vielleicht sogar das ganze Vorhaben geplant.«
    »Der Finne ist von Haus aus Geologe, der die falschen Mittel einsetzt, aber möglicherweise in der richtigen Sache. Ich würde ihn nicht mit McQuinns Truppe in einen Topf werfen.«
    »Das hat er bereits selbst getan. Wir können nicht wegen vager Spekulationen das Leben der Geiseln aufs Spiel setzen«, sagte Rockwell.
    Timo sah ihn wortlos an.
    »
Das Schiff erreicht die Fahrrinne zum Südhafen
«, wurde vom Polizeibus über Ohrhörer gemeldet.
     
    Auf dem Vorderdeck der
Sigyn
stehend wurden David Pearson die Hände im Nacken langsam taub. Schweißperlen liefen ihm über die Stirn. Jemand zielte von hinten mit der Waffe auf ihn und die drei Männer neben ihm. Pearson blickte über die Reling. Es ging tief hinunter bis zum Wasser. Würde er springen können, bevor der Schuss fiel?
    Das Nervenaufreibendste an der Situation war die Mischung aus Ungewissheit und Unberechenbarkeit. Der Entführer, der Herman genannt wurde, hatte sie zum Bug des Schiffes kommandiert und gesagt, man würde sie der Reihe nach erschießen, sobald das Ultimatum abgelaufen sei, falls die Finnen die gestellten Forderungen nicht erfüllten.
    Die Haltung war unbequem, er hätte nicht geglaubt, wie anstrengend es war, die Hände so lange in dieser Position zu halten.
    »Hoffentlich tun die Finnen, was von ihnen verlangt wird«, flüsterte Dan Cohen neben ihm keuchend.
    »Ausgerechnet du sagst das?«, gab Pearson zurück. »Du hast im Kongress doch am heftigsten von allen verlangt, dass mit Terroristen nicht verhandelt wird.«
    Cohen schwieg. Die Minuten verstrichen quälend langsam und zugleich unheimlich schnell.
    »Ich habe Schmerzen in der Brust«, meldete sich die ängstliche Stimme wieder. Pearson blickte neben sich und sah Cohens Gesicht blau anlaufen.
    »Mein Herz, es krampft sich zusammen   … Ich bekomme keine Luft   …«
    »Atme ruhig. Ganz ruhig.«
    »Ich muss die Hände

Weitere Kostenlose Bücher