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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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wolle nur meinen Ruf retten oder mich rächen. Das war an sich eine verständliche Sicht der Dinge. Ich hätte der Firma meine Abfindung zurückzahlen und eine Überprüfung des Sachverhalts verlangen müssen, aber ich gab den Kampf auf. Bekäme ich eine neue Chance, würde ich nicht wieder klein beigeben, sondern für großes Aufsehen sorgen. Heute habe ich die Überprüfung der Daten verlangt, und bald werden wir die Wahrheit hören
…«
    Timo schüttelte bestürzt den Kopf und sah den Polizeipräsidenten an, der, wie sein Gesichtsausdruck verriet, nicht damit gerechnet hatte, Derartiges zu hören.
     
    Patrik fühlte sich plötzlich beinahe wie befreit. Er hielt das Telefon in der Hand und sprach seine Schlusssätze, die er sich zuvor zurechtgelegt hatte:
    »Nach sieben Uhr erhalten Sie die Ergebnisse des Datenabgleichs, also die Bestätigung dafür, dass die Angabe für die notwendige Tiefe des Endlagerungsschachts auf einer zweckorientierten, wissenschaftlich unhaltbaren Vorlage, ja sogar auf einer manipulierten Simulation
beruht. Die Atomindustrie schließt aus wirtschaftlichen Gründen die Augen vor den Lebensbedingungen unserer Kindeskinder.«
    Patrik unterbrach die Verbindung und starrte ins Leere. Eine Last war ihm von den Schultern gefallen. Was immer im Hafen passieren mochte, er hatte sein Ziel erreicht.
    Er sah auf und begegnete Sandrines intensivem Blick.
    »Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, sicher in den Hafen zu kommen«, sagte er und ging zur anderen Seite der Kommandobrücke hinüber.

54
    »Sie verstehen sicher, dass es in dieser Situation keine andere Möglichkeit gibt, als uns das von Vasama genannte Datenmaterial zu übergeben«, sagte Timo dem Leiter der für die Endlagerung zuständigen Firma über Handy. Er hatte den Bus der Einsatzleitung verlassen und lehnte nun an der Mauer des Terminals.
    »Kommen Sie jetzt noch mal damit? Ich hab doch schon gesagt, dass wir das Material nicht mehr haben. Also kann man es auch niemandem übergeben. Sie halten Vasamas lächerliche Behauptungen doch nicht für wahr?«
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, den Wahrheitsgehalt seiner Aussage zu beurteilen, wir versuchen lediglich, die Menschen auf dem Schiff in Sicherheit zu bringen. Aber wenn ich Ihnen einen kleinen Rat geben darf, dann würde ich Ihnen empfehlen, die Behauptungen von Vasama transparent und gründlich zu untersuchen und das Ergebnis anschließend der finnischen Bevölkerung mitzuteilen.«
    Wütend beendete Timo das Gespräch und funkte sofort Rämö im Einsatzbus an. »Hausdurchsuchung in Laines Haus, in seinem Büro und in der Forschungsabteilung von Posiva! Per Schnellbeschluss Abhörung von Laines Telefon!«
    Um sich etwas zu beruhigen, ging er zwischen den Stühlen auf der Caféterrasse hindurch ans Geländer und schaute aufs Meer hinaus. Das Terminalareal war leer, mansah weder Finnen noch Amerikaner, keine Mannschaftswagen und auch sonst nichts, was dort nicht hingehörte. Etwas weiter weg drängten sich allerdings Fotografen und Journalisten am Straßenrand. Die amerikanischen Medien hatten ihre Leute von Stockholm nach Helsinki geschickt.
    Timo hätte gern mit Anita Vasama gesprochen, aber das musste er nun Åsa überlassen.
    »Die
Sigyn
befindet sich jetzt auf der Höhe der Insel Melkki«, sagte Rämö vom Bus aus. Timo hörte es über den Ohrstöpsel.
    Er atmete tief durch. Immer wieder blitzten vor seinem inneren Auge die klassischen Bilder von berühmten Geiselnahmen auf, die katastrophal geendet hatten. Warum hatten die Amerikaner nicht ihre Delta-Einheit nach Helsinki gebracht?, fragte er sich. Weshalb war SEAL beauftragt worden? Weil sie bereits auf der
Sigyn
erfolgreich Kontakt mit den Entführern gehabt hatten?
    Timos unangenehme Vorahnungen wurden durch das Gefühl verstärkt, dass er nicht annähernd das Nötige wusste. Er trug die Verantwortung, aber es fehlten ihm wichtige Informationen. Beziehungsweise sie wurden ihm vorenthalten.
    Metsälä, der Chef des SEK Bär, eilte zum Einsatzwagen, gefolgt von einem betont aufrecht gehenden Mann mit Igelfrisur. Timo vermutete, dass es sich um den Leiter der SEA L-Gruppe handelte. Gleichzeitig ließen die Polizisten, die in der Laivasillankatu den Verkehr regelten, einen schwarzen Chrysler Voyager mit Diplomatenkennzeichen zum Parkplatz durch. Timo machte sich auf Unannehmlichkeiten gefasst.
    Aus dem Van stieg Brad Michaels, der inzwischen in der amerikanischen Botschaft gewesen war.
    Michaels entdeckte Timo und ging direkt

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