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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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»Komm mit ins Cockpit«, sagte er auf Englisch zu Dominik.
    Herman erschrak. Hatte er bei dem Mann einen russischen Akzent gehört?
     
    Timo wollte gerade das Fernglas absetzen, als sich das Funkgerät des Flugleiters meldete: »
Hier ist der Airbus.«
    Timo glaubte, den mit deutschem Akzent Englisch sprechenden Mann zu erkennen, es war einer der Entführer, der von der
Sigyn
aus Kontakt aufgenommen hatte, wahrscheinlich Dominik Gladbach.
    Timo nickte dem Flugleiter zu, der daraufhin sein Mikrofon einschaltete.
    »388, hier ist die Flugleitung. Ich höre.«
    »
Einen Gabelstapler «
, kam es aus dem Airbus.»
Wir wollen einen Gabelstapler an der Maschine haben. Sofort.«
    Der Flugleiter sah Timo an, der nach dem Mikrofon griff. »Wir versuchen, das zu organisieren. Sind die Geiseln in Ordnung?«
    »
Es wird ihnen auch weiterhin bestens gehen, falls ihr den Gabelstapler innerhalb von drei Minuten in Bewegung setzt

    Timo sah den technischen Leiter des Flughafens an, der neben ihm stand. Der Mann nickte.
    »Wir besorgen den Gabelstapler so schnell wie möglich«, sagte Timo.
    »
Ihr habt drei Minuten Zeit
«, wurde vom Cockpit aus wiederholt.
    Der technische Leiter gab mit seinem Funkgerät bereits die entsprechende Anweisung nach unten.
    »Der Ministerpräsident will mit Ihnen sprechen«, sagte ein Polizist zu Timo.
    Timo nahm das Telefon entgegen. »Ich kann jetzt nicht reden, die Aktion ist hier in vollem Gange   …«
    »
Ich habe gerade einen Anruf vom Kreml erhalten
«, sagte der Ministerpräsident. »
Man hat mich energisch aufgefordert, die Situation und das Vorgehen der Amerikaner in Helsinki zu erläutern. Und der Botschafter der USA ist auf dem Weg zu mir, wegen des Anschlags auf die amerikanischen Diplomaten. Sie verstehen sicher, dass ich einen Lagebericht in Realzeit brauche

    Timo kamen die Worte von Michaels in den Sinn. Operation Impressum. Ging es hier um eine Art psychologische Kriegsführung, die an mehreren Fronten im Gange war? Täuschungsmanöver, Lügen und Beeinflussung der öffentlichen Meinung und der Politiker?
    »Sie könnten den Kreml fragen, was sie dort über die Beteiligung von Sondereinheiten der russischen Armee an den Vorgängen im Botschaftsviertel wissen«, konterte Timo.
    Diese Bemerkung beruhte nur auf einer Vermutung, aber die war nicht unbegründet. Åsa hatte sich nämlich die Aufnahme des SEK Bär von der Straßensperre angesehen, und es war eindeutig, dass der Mann, der die Drohung auf Englisch ausgesprochen hatte, einen russischen Akzent gehabt hatte. Auch das Vorgehen bei der Botschaft deutete eher auf Profis aus der russischen Alfa-Einheit als auf irgendwelche Kriminellen hin.
    »Die
Sigyn
hatte etwas geladen, das die Amerikaner um jeden Preis haben wollen. Dieses Etwas befindet sich momentan in einem Lieferwagen auf dem Rollfeld von Helsinki-Vantaa. Und dieselben Männer, die die Amerikanerangegriffen haben, wollen es gleich in die Maschine laden.«
    »Lassen Sie die Maschine mitsamt der Fracht starten. Wir müssen sie loswerden, das ist für Finnland das Wichtigste.«
    »Das Wichtigste ist es, das Leben unschuldiger Menschen zu retten.«
    »Sie tun, was ich Ihnen sage. Das ist ein Befehl.«
    »Im Moment nehme ich von niemandem Befehle entgegen«, entgegnete Timo und unterbrach die Verbindung.
    »Die Amerikaner wollen mit Ihnen sprechen«, sagte ein Polizist, der gerade hereingekommen war. »Soll ich sie herholen?«

65
    Patrik stand im Regen und schaute auf die Treppe, auf der die Geiseln in die Maschine gelotst wurden. Dabei wurden auf Russisch Kommandos gerufen. Er war überrascht gewesen, als er begriffen hatte, dass die Männer Russen waren. Ihr Vorgehen war systematisch und diszipliniert. Es waren Berufssoldaten.
    Taylor blickte sich noch einmal um, bevor er die Maschine betrat, auf dem Gesicht eine Mischung aus Verzweiflung und Resignation.
    Patriks gefesselte Hände waren taub, der Kabelbinder war so stramm gezogen, dass er ihm das Blut abschnürte. Derselbe Mann, der ihn im Auto gefesselt hatte, knipste jetzt den Kabelbinder entzwei und reichte ihm eine Maschinenpistole. Patrik starrte die Waffe verdutzt an. Endlich zirkulierte wieder Blut in den Händen, aber gleichzeitig nahm der Schmerz fast unerträglich zu.
    Auch Jochem gab der Mann eine Waffe.
    »Ihr zielt auf die Geiseln, wenn der Gabelstapler kommt«, sagte der Russe. »Die Waffen sind nicht geladen. Ihr sollt sie nur zeigen.«
    Patrik blickte sich um. Zwischen den Lieferwagen sah er einen
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