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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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erteilt«, sagte der Offizier laut und gab gleichzeitig per Tastatur einen Code ein. Sein Kollege entfernte währenddessen die durchsichtige Plastikhaube, die den roten Knopf schützte. »Hellfire abgefeuert.«
    Die Blicke der Männer richteten sich auf den Monitor.
     
    Patrik stieg in die Rinne der Notrutsche, ließ den Türrahmen los und glitt hinab.
    Unten riss ihn Andrus mit einem Ruck auf die Beine.
    »Wo sind wir?«, fragte ihn Patrik. »Niemand hört zu   …«
    »Frag nicht.«
    »Und die Russen?«
    »Die bleiben in der Maschine.«
    Patrik ging auf den Lastwagen zu, neben dem Herman ungeduldig und mit schweißglänzendem Gesicht wartete, in der Hand die Tasche mit dem Zimmermann-Zylinder. Sandrine hielt die Plane auf, und Patrik stieg auf die Ladefläche.
    Entführer und Geiseln saßen kreuz und quer durcheinander. Patrik wählte einen Platz auf einer Bank am Rand, Sandrine gegenüber. Nachdem auch der Kapitän und Andrus aufgestiegen waren, schloss Dominik die Plane und setzte sich neben Herman ins Führerhaus.
    Der Motor sprang an, niemand auf der Ladefläche sagte ein Wort. Sogar Pearson und Rozen wirkten resigniert, denn eine Flucht schien nicht mehr möglich – es gab keinen Zufluchtsort. Am meisten beunruhigte Patrik jedoch, dass die Entführer ebenfalls nervös waren, ja sogar ängstlich wirkten.
    Der Laster setzte sich in Bewegung, beschleunigte langsam und fuhr auf den Rand des Flugfeldes zu. Unter der flatternden Plane hindurch waren raue Felsformationen vor blauem Himmel zu erkennen.
    Plötzlich war ein Rauschen zu hören und gleich darauf erschütterte eine gewaltige Explosion das gesamte Flugfeld. Einen Augenblick waren alle vom Schock gelähmt. Dann stand Geir auf und zog die Plane zur Seite. Patrik sah ein Flammenmeer und eine schwarze Rauchwolke dort aufsteigen, wo das Flugzeug gestanden hatte.
     
    Der Blick des Oberstleutnants folgte auf dem Bildschirm dem beweglichen Punkt mit der Staubwolke.
    »Bleibt dran«, sagte er zu den Offizieren und trat einige Schritte zur Seite, um ein Gespräch zu führen.
    »Die Maschine ist mitsamt der für uns wichtigen Ladung zerstört worden«, sagte er ins Mikrofon.
    »Gut«, antwortete Michaels. »Und die Passagiere?«
    »Zumindest ein Teil ist auf der Ladefläche eines Lastwagens in nördlicher Richtung davongefahren.«
    »Wartet auf weitere Anweisungen. Mein Verdacht bestätigt sich allmählich. Diese Angelegenheit ist unangenehmer, als wir geglaubt haben.«

70
    Der Lastwagen schwankte auf der unebenen Gebirgsstraße, und das Motorgeräusch hallte von den Felswänden wider. Die Straße führte schon eine geraume Zeit bergauf, und der Wagen wurde immer langsamer.
    Die Ladefläche neigte sich zur Seite, wodurch die Plane etwas aufschwang, und Patrik sah unmittelbar neben dem Fahrzeug einen atemberaubenden Abhang. Dann blieb der Lastwagen stehen, setzte langsam zurück, bog ab und fuhr weiter.
    Nach dem mühsamen Anstieg hielten sie schließlich auf ebenem Gelände an, und Jochem öffnete die Plane. Patrik blinzelte im blendenden Sonnenlicht. Vor ihnen standen einige Gebäude aus Stein und Lehm, die verlassen aussahen. In der Felswand dahinter waren Höhlen, einige davon verblüffend weit oben. Am Himmel kreisten zwei dunkle Raubvögel.
    In der Türöffnung eines Gebäudes erschien ein braun gebrannter Mann mit grauem Bart, der ein dunkles Tuch um den Kopf trug. Dann tauchten hinter den übrigen Gebäuden weitere Männer auf, alle schwer bewaffnet.
    Patrik konnte sich inzwischen denken, wo sie waren: im Grenzgebiet von Afghanistan und Pakistan, in den weißen Bergen, wo das Regenwasser im Lauf der Zeit die Spalten im Kalkstein ausgewaschen hatte, wodurch sich Höhlen und unterirdische Flüsse gebildet hatten.
    Das waren die Höhlen, wo man das Versteck der Taliban-und al-Qaida-Kämpfer vermutete. An dem Höhlen- und Tunnelsystem in Afghanistan wurde schon über hundert Jahre gearbeitet, seit die Afghanen gegen die britischen Eroberer gekämpft hatten. Später, als die Sowjettruppen ins Land eingedrungen waren, hatte man aus den Höhlen Bunker gemacht, die Raketenangriffen standhalten konnten. Man glaubte, dass Osama bin Laden einen großen Teil seines riesigen Vermögens für die Umwandlung der Höhlen in einen Militärstützpunkt verwendet hatte, von dem aus Terroranschläge in der ganzen Welt koordiniert wurden. Der bekannteste Höhlenkomplex hieß Tora Bora und war schon in der Anfangsphase des Krieges von NAT O-Truppen gesäubert worden, aber gab es
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