Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
eine Pistole mit Schalldämpfer heraus.
    »Umdrehen!«, befahl er.
    Ungläubig starrte der Mann auf die Waffe.
    »Sofort!«, sagte Geir nun schärfer.
    Der bestürzte Mann drehte sich langsam um. Geir führte ihn zu einer Putzkammer, zog eine Spritze aus der Tasche und stach sie dem Sicherheitsmann energisch in den Oberschenkel.
    Der Mann stöhnte auf und wollte etwas sagen, sank aberim selben Augenblick in Geirs ausgestreckte Arme. Geir legte ihn auf den Fußboden, versteckte die Waffe wieder im Obstkorb, schloss rasch die Tür und ging die Treppe hinunter.
     
    Herman blickte auf die Uhr. Er war fast auf die Sekunde im Zeitplan. Ohne Störung hatte er den Weg vom Aufzug zur Küche zurückgelegt.
    In der Hotelküche wurde hektisch hantiert. Auf den Herden standen brodelnde Töpfe, die Kellen und Messer, die an der Wand hingen, waren durch den Dampf fast nicht zu sehen. Flinke Hände schnitten Heringsfilets und hackten im Maschinengewehrtakt Gurken und Zwiebeln. Auf Tabletts warteten die Vorspeisen darauf, an die Tische gebracht zu werden. An der Tür zum Speisesaal standen die Ober nervös und startbereit.
    »Schon Hunger?«, fragte ein rundgesichtiger Koch mit schwarzem Schnurrbart Herman lächelnd, der im selben Moment den Sicherheitsmann entdeckte, der auf der einen Seite der Küche die Essensvorbereitungen überwachte.
    »Dieser Duft   …«, sagte Herman und sah den glatzköpfigen schwarzen Sicherheitsmann zu ihm herüberkommen.
    Rasch ging Herman zur Saaltür. Er passierte die Reihe der Ober und trat in den Saal, wo weiße Tischdecken, Kristalllüster, silbernes Besteck und goldene Kerzenständer um die Wette glänzten. Zwischen den großen Fenstern war ein riesiges Gemälde an der Edelholzverkleidung der Wand aufgehängt, es zeigte eine königliche Gesellschaft.
    Herman warf einen Blick auf die lebhaft plaudernden Menschen, dann zog er eine Maschinenpistole mit kurzem Lauf unter dem Sakko hervor und richtete sie zur Decke. Er drückte ab, und eine kurze, laut ratternde Salve brachte das Stimmengewirr zum Verstummen.
    Gleichzeitig tauchten an den anderen beiden Saaltüren Jochem, Geir und Jörg auf, ebenfalls mit Waffen in der Hand.
    Die Tür hinter Herman öffnete sich, und der Sicherheitsmann aus der Küche kam in den Saal.
    »Zurück!«, rief Herman und zielte auf die Stirn des Mannes.
    Der überraschte Wachmann hob die Hände und tat einen Schritt nach hinten. Herman zog die Tür zu und schloss sie ab.
    Jochem, der mit einer Maschinenpistole in der Hand in der Tür zur Lobby stand, zog einen kleinen Mikrofonverstärker aus der Innentasche seiner Jacke.
     
    Als er die Schüsse hörte, stürmte der Sicherheitsmann, der für die Bewachung des Hoteleingangs zuständig war, sofort in die Lobby. Er zog seine Waffe und sah die Angestellten an der Rezeption fragend an. Sie wiesen unsicher auf den Speisesaal, dessen Glastüren mit Vorhängen bedeckt waren.
    Der Sicherheitsmann ging auf eine Tür zu, aber eine laute Stimme im Saal stoppte ihn: »Sobald jemand versucht, in den Speisesaal einzudringen, werden Konferenzteilnehmer sterben.«
     
    Sandrine bewegte sich unruhig in ihrem Versteck auf dem Dachboden. Gedämpfter Lärm von weit unter ihr hatte die Stille durchbrochen. Waren das Schüsse gewesen?
    Das konnte nicht sein. Oder hatte Herman mit seinen Männern die Sicherheitsleute erschreckt, und sie hatten geschossen?
    Nein, das musste etwas anderes gewesen sein. Sie hatten die Banderole anbringen wollen und würden mit Sicherheit nicht das Feuer eröffnen. Herman hatte die Fensterfür die Banderole sorgfältig ausgewählt, sodass sie mehrere Minuten lang deutlich sichtbar sein würde, bevor man sie herunterreißen konnte. Die Fotografen hätten mit Sicherheit genug Zeit, sie zu verewigen.
    Sandrine schaute auf die Sekundenanzeige ihrer Uhr. Drei, zwei, eins   …
    Sie atmete tief durch, schloss die Augen und drückte den Auslöser.

17
    Die bewaffneten Männer überprüften im Speisesaal die Ausweise und trennten einige der Gäste von den anderen.
    Niemand schien besonders erschüttert oder gar panisch zu sein. Die meisten Anwesenden hatten Erfahrung mit extrem schwierigen Verhandlungssituationen. Simon Rozen, der israelische Außenhandelsminister und ehemals hochrangiger Mossad-Offizier, wirkte wachsam, aber alles andere als verängstigt. Auch David Pearson, der sicherheitspolitische Berater des Weißen Hauses, war ganz ruhig. Neben ihm stand eine der wenigen Frauen, Maria Pellegrini, Repräsentantin einer

Weitere Kostenlose Bücher