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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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gegen das Licht und machte eine Bemerkung zu dem Oberkellner, der neben ihm stand.
    Der Labrador schnupperte, und sein Herrchen ließ den Blick durch den Raum und über die Empore schweifen. Er schaute auf seinen Hund, doch der schien in keiner Weise auf das Geruchsspektrum im Raum zu reagieren.
    In den oberen Etagen wurden zügig die Zimmer der prominenten Gäste vorbereitet. Flinke Hände drapierten Obstkörbe, die Kissen wurden gerichtet und die Bäder kontrolliert. Nirgendwo durfte es den geringsten Anlass zu einer Beschwerde geben.
    Im Flur des obersten Stockwerks bückte sich ein Sicherheitsmitarbeiter vor der Tür des Lagerraums und überprüfte, ob das Siegel unversehrt war. Anschließend setzte er seinen Kontrollgang fort.
     
    Auf dem Dachboden über dem Lagerraum spähte Sandrine mit Hilfe eines Periskops in Tarnfarbe durch das von Spinnweben überzogene Dachfenster nach draußen.
    »Es kommen immer mehr«, flüsterte sie.
    Herman, im dunklen Anzug, nickte, ohne das Gesicht zu verziehen. Geir und Jochem befestigten Funkgeräte an ihren Handgelenken und unter ihren Sakkos.
    Sandrine wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaute erneut durchs Periskop. Sie sah ein Auto vorfahren, dem ein Mann entstieg.
     
    Derselbe große Mann wurde auch im Sucher einer Kamera mit Teleobjektiv gesehen. Allerdings beeinträchtigten Bäume und Büsche die Sicht.
    »Von hier aus ist der Blick nicht gut genug«, sagte der Fotograf, der auf dem dicken Ast einer Eiche balancierte,und setzte die Kamera ab. »Ich krieg die Autos nicht drauf.«
    »Aber man sieht die Hotelfassade, das genügt«, sagte Flora.
    »Wieso?« Der Fotograf in der Lederjacke schaute Flora an. »Denkst du an etwas Bestimmtes?«
    »Man kann ja nicht wissen, was hier noch Interessantes passiert«, sagte sie lächelnd und reichte dem Mann eine Wasserflasche. Am Himmel waren einige Wolken aufgezogen, es war bereits um diese morgendliche Uhrzeit schwül.
    Der Mann nahm die Flasche dankbar entgegen und trank einen Schluck.
    »Da drüben auf der anderen Straßenseite hat man einen besseren Bildwinkel, da kann man gute Aufnahmen vom Hauptgebäude machen«, sagte Flora.
    »Hast du das ausprobiert?«, fragte der Fotograf mit der Wasserflasche an den Lippen. »Was habt ihr hier eigentlich am Laufen?«
    »Wir haben nichts am Laufen. Aber an deiner Stelle würde ich auf die andere Seite gehen, von wo aus man das Hotel besser sieht.«
    Der Mann reagierte auf Floras Blick auf die Uhr, kletterte vom Baum und folgte ihr neugierig. Sie blieb vor der Einfahrt stehen, wo Max Flugblätter an die wenigen Journalisten verteilte, die hauptsächlich von Lokalblättern und alternativen Medien kamen. Die großen Medien glänzten wie üblich mit Abwesenheit. Dafür waren die Stammdemonstranten, die mit ihren Transparenten bei allen Bilderberg-Tagungen auftauchten, da. Ort und Zeitpunkt der Konferenzen waren stets ein streng gehütetes Geheimnis, normalerweise fanden sie erst zwei Wochen vor der Veranstaltung den Weg auf die Homepages der Gegner. Trotzdem erschienen jedes Jahr einige Dutzendvon ihnen vor dem jeweiligen Hotel, zusammen mit lokalen Demonstranten.
    Ein schwarzer Volvo erreichte die Einfahrt, am unteren Rand der Windschutzscheibe prangte ein großes »B«. Sofort umringten Aktivisten und Journalisten das Fahrzeug. Die wortkargen Sicherheitsleute, die dunkle Anzüge und Sonnenbrillen trugen, warfen einen Blick auf den Ausweis des Fahrers. Einer der Wächter sagte etwas in sein Funkgerät, und vor dem Volvo öffnete sich das Tor. Flora wusste, dass die Wachmänner keine Befugnis hatten, die Demonstranten von der Einfahrt zu verjagen. Sie konnten lediglich dafür sorgen, dass außer den wenigen Handverlesenen niemand durch das Tor kam.
    Dann kam ein Kleinbus mit verdunkelten Scheiben angefahren.
    »Hierher!« Flora winkte dem Fotografen, der ihr mit seiner Kameratasche über der Schulter folgte. Sie überquerte die Straße und zeigte dem Fotografen die Stelle, von der aus man zwischen Eichen hindurch einen ungehinderten Blick auf das Hotel hatte.
    »Aber von hier sieht man ja nichts vom Grundstück«, wandte der Mann ein.
    »Aber man kann bald interessante Bilder vom obersten Stockwerk des Haupthauses machen«, sagte Flora und winkte einen zweiten Fotografen herbei.
    Als Nächstes glitt ein Mercedes-Van vor das Tor, dessen vier Insassen sich lebhaft zu unterhalten schienen. In dichten Intervallen trafen nun die Fahrzeuge ein. Sie brachten einflussreiche Männer aus der

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